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7 ESG-Herausforderungen für den Automobilsektor

Auf dem Weg zur nachhaltigen Transformation

ESG (zu Deutsch: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) ist mehr als nur ein Trendthema. Die damit einhergehenden Kriterien für Nachhaltigkeit sind nicht nur für den Automobilsektor, sondern für die gesamte Wirtschaft von Relevanz. Nachhaltigkeit wird zum Werttreiber – und viele Industrieunternehmen befinden sich bereits auf dem Weg der nachhaltigen Transformation. Insbesondere die Automobilindustrie kann einen wertvollen Beitrag zur Dekarbonisierung, zur nachhaltigeren Beschaffung und zur stärkeren Transparenz leisten. Die neue Whitepaper-Serie von Deloitte bietet einen Überblick über die dringendsten ESG-Themen für die Automobilindustrie und überführt Kernherausforderung der Branche in handlungsrelevante Maßnahmen.

Als Verursacher von 15 Prozent der weltweiten Emissionen stellt die Transformation der Autobranche eine essenzielle Weiche zur Erreichung des 1,5-Grad-Ziels. Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, dass der Regulierungsgrad in der Automobilindustrie stark zunimmt. Neben industriespezifischen Regulierungen wie dem Verbrenner-Verbot oder den Emissionsnormen für Personenkraftwagen (Verordnung (EU) 2019/631) gewinnen auch Industrieübergreifende politische Anforderungen an Momentum. Mit der Einführung der EU-Taxonomie (2021), des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG) ab 2023 und der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) ab 2024 wird sowohl die unternehmerische Berichtspflicht als auch die Berichtstiefe ausgeweitet. Letztlich ist eine ganzheitliche Integration von ESG unerlässlich, um Betriebs- und Reputationsrisiken zu minimieren, den Zugang zu Kapital sicherzustellen und auf die veränderten Kundenbedürfnisse einzugehen.

Das Fundament der Whitepaper-Serie

 

Die jeweiligen Veröffentlichungen beleuchten ein spezifisches Themengebiet und beschäftigen sich unter anderem mit folgenden Fragestellungen:

  • Welche Rolle spielen digitale Lösungen in der Nachhaltigkeits-Transformation?
  • Anhand welcher Schritte kann die gesamte Lieferkette dekarbonisiert werden?
  • Wie können Unternehmen Konformität mit dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) sicherstellen?
  • Wie können innovative Technologien wie Carbon Capture Utilization and Storage (CCUS) helfen, Klimaziele zu erreichen?

Obwohl der Schwerpunkt der Publikationsreihe auf der Automobilindustrie liegt, sind die Implikationen weitgehend auch auf andere Branchen übertragbar. Aus den verflochtenen Anforderungen der Investoren, Konsumenten und Regulatoren ergeben sich für den Automobilsektor 7 zentralen ESG Herausforderungen:

  • Klimamarathon zur Erreichung der Net Zero Ziele
  • Transformation zur zirkulären Wirtschaftsweise 
  • Schutz der Biodiversität
  • Verantwortung entlang der gesamten Wertschöpfungskette übernehmen
  • Nachhaltige Finanzierung
  • Integrierte Steuerung und Berichterstattung
  • Zusammenspiel Nachhaltigkeit und Digitalisierung

Die thematische Diversität dieser Trends verdeutlicht, dass eine strategische Herangehensweise notwendig ist, um das weitreichende Thema Nachhaltigkeit in allen Bereichen eines Automobilunternehmens zu verankern. An langfristigen Investitionen und tiefgreifender Integration führt kein Weg vorbei – ein Grund mehr, schon heute den Wandel einzuleiten, um zukünftig von einer starken Positionierung zu profitieren. Diese sieben ESG-Themen stellen das thematische Fundament der folgenden Whitepaper-Beiträge dar. Eine detaillierte Übersicht der aufgeführten Themen finden Sie in der Präsentation zum Download.

ESG-Software: Nachhaltigkeit trifft auf Digitalisierung

 

Die fortschreitende Digitalisierung bietet enormes Potenzial für die nachhaltige Transformation der Automobilindustrie. Die beiden Megatrends Nachhaltigkeit und Digitalisierung weisen weitreichende Synergien auf. Dabei ist die Verfügbarkeit von präzisen und fundierten ESG-Daten eine grundlegende Voraussetzung für die Analyse der Nachhaltigkeitsleistung und die Konzeption sowie Umsetzung von Maßnahmen.

Diese Daten werden von ESG-Software-Lösungen geliefert. Von automatisierter Kohlenstoffbilanzierung bis zur Risikoverfolgung von Lieferanten – Unternehmen können von ESG-Software entlang der gesamten Wertschöpfungskette profitieren. Insbesondere die Einführung neuer Regulierungen wie der CSRD, dem LkSG oder der EU-Taxonomie und die damit einhergehende Erweiterung der offenzulegenden ESG-Daten erhöht die Relevanz von ESG-Tools maßgeblich. Aktuell verfügen aber nur 15 Prozent der DAX-40 Unternehmen über spezielle IT-Systeme zur Messung der Nachhaltigkeit. Um sich als Nachhaltigkeits-Vorreiter zu positionieren, ist die Integration von ESG in die Datenmanagementstrategie und die übergeordnete IT-Strategie unumgänglich.

Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG)

 

Um den Schutz der Menschenrechte entlang der weltweiten Lieferketten zu verbessern und die Verantwortung von Staaten und Unternehmen zu unterstreichen, verabschiedeten die Vereinten Nationen (VN) 2011 die VN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte. Mit dem Beschluss des Nationalen Aktionsplans für Menschenrechte (NAP) verankerte die Bundesregierung die VN-Leitprinzipien erstmals auf staatlicher Ebene und überführte diese schließlich in Form des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) in das nationale Recht. 

Im Rahmen des LkSGs müssen Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeitern ab 2023 (und mit mehr als 1.000 Mittarbeitern ab 2024) offenlegen, wie die Einhaltung von Sozial- und Umweltstandards in der Lieferkette gewährleistet wird. Somit wird die Umsetzung einer Reihe von Sorgfaltspflichten erforderlich, welche in erster Linie im eigenen Geschäftsbereich und bei direkten Zulieferern zu berücksichtigen sind. Um bis 2023 „LkSG-Ready“ zu sein, müssen betroffene Unternehmen eine Reihe von komplexen Vorbereitungen treffen, von der Durchführung einer Risikoanalyse bis zum Einrichten eines Beschwerdeverfahrens.

Aktuell nimmt Deutschland mit der Verabschiedung des LkSGs eine Vorreiterrolle in der Regulierung der unternehmerischen Sorgfaltspflichten ein. Jedoch zieht die Europäische Union (EU) nach. Ein ambitionierter Legislativvorschlag der EU-Sorgfaltspflichten-Richtlinie (CRDDD), der bereits 2025 in Kraft treten könnte, liegt bereits vor .

Dekarbonisierung der Lieferkette

 

Der Verkehrssektor belegt Platz drei der größten Verursacher von Treibhausgasemissionen in Deutschland. Doch Mobilität und Nachhaltigkeit lassen sich vereinen, denn der Automobilsektor verfügt über signifikantes Potenzial, Emissionen zu reduzieren. Bereits heute sorgen E-Autos für eine wesentliche CO2-Einsparungenauf den deutschen Straßen. Laut Hochrechnungen reicht der Umstieg auf E-Autos allerdings nicht aus, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens einzuhalten. Daraus erschließt sich die Notwendigkeit, Emissionen nicht nur während der Nutzungsphase, sondern auch während der Produktion und Beschaffung einzusparen. 

In den Produktionsstätten erlauben Ansätze wie Elektrifizierung und die Nutzung von erneuerbarem Strom oder Biogas eine weitreichende Eindämmung des Fußabdrucks. Neue Materialien mit bereits genutzten oder kohlenstoffarmen Materialien auszutauschen, verlangsamt, verringert oder schließt zudem Materialkreisläufe und minimiert den Ressourceneinsatz sowie die Abfallproduktion. Ein effektives End-of-Life Recycling gebrauchter Fahrzeuge fördert die Beschaffung von Sekundärmaterialien. Dementsprechend ist ein Paradigmenwechsel von einer linearen zur zirkulären Wirtschaft erforderlich.

Während die Produktionstätigkeiten im eigenen Geschäftsbereich meist von hoher Transparenz geprägt sind, weisen globale und komplexe Lieferketten oft ein bestimmendes Maß an Undurchsichtigkeit auf. Da auf Komponenten, Vorprodukte und Rohstoffe der Großteil der gesamten in der Herstellung anfallenden Emissionen zurückzuführen ist, spielt die Senkung dieser Scope-3-Ausstöße eine essenzielle Rolle für die Dekarbonisierung der Unternehmen. Um den CO2e-Fußabdruck der gesamten Lieferkette nachhaltig zu senken, empfiehlt sich eine Gliederung des Dekarbonisierungsansatzes für den Einkauf in vier Phasen:

  1. Verstehen: Ziele setzen und Abhängigkeiten begreifen 
  2. Messen: Daten sammeln, CO2e-Emissionen berechnen und Datenqualität verbessern 
  3. Dekarbonisieren: Dekarbonisierungsroadmap planen, Vermeidungs- und Reduktionsmaßnahmen starten 
  4. Integrieren und steuern: Maßnahmen managen und Lieferanten entwickeln

Clean Technologies

 

Clean Technologies, neuartige Verfahren, die Emissionsreduktion oder Ressourcenschonung erzielen, sind wichtige Träger der Transformation. Um Verbrenner-Fahrzeuge durch E-Autos zu ersetzen, muss die Verfügbarkeit und Zugänglichkeit zur energetischen Versorgung sicherstellt werden. Clean Technologies wie u.a. Carbon Capture and Storage (CCS), Wasserstoff, Fuel Switching oder Direct Air Capture helfen dabei Emissionen aufzufangen, zu speichern oder Prozesse in Kombination mit Grünstrom zu dekarbonisieren. 

Die während der Nutzungs- und Produktions-Phase benötigte, erneuerbare Energie ist noch nicht in genügendem Umfang verfügbar. Hinzu kommt, dass auch Wasserstoff, der aus erneuerbarem Strom hergestellt wird, und als Alternative zur Elektrifizierung genutzt werden könnte, immenser Knappheit unterliegt. Wie kann der Industriestaat Deutschland diese Herausforderungen also bewältigen und die anspruchsvollen Klimaschutz-Ziele einhalten?

Das Carbon Capture, Utilization & Storage (CCUS) Spektrum liefert ein Teil der Antwort auf diese Frage. CCUS umfasst eine Reihe von Technologien, die die Abscheidung, Wiederverwendung und Speicherung von Kohlenstoffdioxid ermöglicht und findet in einer Vielzahl von Feldern bereits erfolgreich Anwendung. Anhand CCUS Technologien, können beispielsweise die Prozessemissionen von Kraftwerken oder Industriestandorten aufgefangen und zur Erzeugung von blauem Wasserstoff genutzt werden. In Branchen, wie der Chemie- oder Zementindustrie, in denen sich CO2-Emissionen prozessbedingt nicht vermeiden lassen stellt die CCUS Technologie folglich den einzigen Hebel zur CO2 Reduktion dar. Die Tatsache, dass eine Vielzahl solcher „Hard-to-abate“ Branchen in Deutschland ansässig sind, zeichnet CCUS als unverzichtbarer Baustein einer ganzheitlichen Klimastrategie aus. Damit CCUS den Weg in eine nachhaltige Zukunft aktiv mitgestalten kann, gilt es nun Hürden bezüglich Regulatorik und Kosten zu überwinden.

Wie können Unternehmen diese 7 Herausforderungen bewältigen und Nachhaltigkeit ganzheitlich in die Geschäftsprozesse integrieren?

 

Vorausschauen: Zukünftigen Risiken und Chancen aufgrund des Geschäftsmodells als auch der regulatorischen Entwicklung und den Kapitalmarktanforderungen analysieren 

Verändern: Durch Umstrukturierungen des operativen Geschäfts die Nachhaltigkeitstransformation voranbringen. Finanzielle und Nicht-Finanzielle Themen verknüpfen und integrierte System aufbauen.

Vernetzen: Eine nachhaltige Entwicklung wird nicht durch Einzellösungen umgesetzt werden können. Hier sollte auf  bestehende Business-Ökosysteme aufgebaut und neue Netzwerke geschaffen werden

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