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"Klimarisiken sind für alle Unternehmen essenziell, da sie zunehmend in Berichterstattungen wie der CSRD thematisiert werden. Es ist wichtig, Unternehmen zu zeigen, dass es nicht nur um regulatorische Pflichten geht, sondern auch um Chancen und Renditen."

Unternehmen stehen zunehmend unter Druck, sich mit Klimarisiken auseinanderzusetzen. Dies geschieht nicht nur aus regulatorischen Gründen, sondern auch, um strategische Vorteile zu erlangen. Mark, Manager im Bereich Sustainability and Climate, beleuchtet wie die neue CSRD-Berichterstattung in diesem Kontext an Bedeutung gewinnt und wie er und seine Kolleg:innen Unternehmen durch den Einsatz eines speziellen Tools bei der Klimarisikoanalyse unterstützen.

Hallo, ich bin Mark und arbeite im Consulting bei Deloitte im Bereich Sustainability & Climate, mit einem speziellen Fokus auf Zerograding, Risikoanalysen und Dekarbonisierungsstrategien. Ich habe Energie- und Umweltmanagement studiert und wollte immer etwas mit Zahlen und Nachhaltigkeit machen. Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt heute auf der Analyse von Klimarisiken & Chancen. 

Hi Mark! Welche spezifischen Klimarisiken und -chancen beschäftigen euch aktuell am meisten?
Das ist eine sehr spannende Frage, weil es stark davon abhängt, welche Art von Unternehmen man betrachtet. Im Bankensektor gibt es andere Fragestellungen als in der Realwirtschaft, und eine Stahlfirma hat andere Probleme als eine Automobilfirma. Ein aktuelles Beispiel ist der Markt für Elektroautos, wo deutsche Hersteller Schwierigkeiten haben, während chinesische Unternehmen den Markt dominieren. Klimarisiken stehen nie für sich allein, sondern haben immer zusätzliche Effekte, wie die Dekarbonisierung oder Veränderungen im Mobilitätsverhalten. Jedes Unternehmen ist anders, abhängig von Standort, Branche und spezifischen Herausforderungen. Auch unvorhergesehene Ereignisse wie die Flut im Ahrtal zeigen, wie schwierig und komplex Risikoanalysen sind. 

Wie siehst du die Bedeutung von Klimarisiken für Unternehmen? Wo siehst du die größten Herausforderungen?
Klimarisiken sind für alle Unternehmen essenziell, da sie zunehmend in Berichterstattungen wie der CSRD thematisiert werden. Diese Berichte decken nicht nur Klimathemen ab, sondern auch weitere Nachhaltigkeitsthemen wie z.B. Biodiversität oder Menschenrechte. Unternehmen sind gezwungen, sich damit auseinanderzusetzen, aber es wäre ideal, wenn dies auch aus einer strategischen Sicht geschieht. Es geht darum, den Mehrwert zu erkennen, den nachhaltige Produkte bieten können. Proaktives Handeln kann auch finanzielle Vorteile bringen, wie günstigere Kredite für grüne Investitionen. Es ist wichtig, Unternehmen zu zeigen, dass es nicht nur um regulatorische Pflichten geht, sondern auch um Chancen und Renditen. 

"Klimarisiken sind für alle Unternehmen essenziell, da sie zunehmend in Berichterstattungen wie der CSRD thematisiert werden. Es ist wichtig, Unternehmen zu zeigen, dass es nicht nur um regulatorische Pflichten geht, sondern auch um Chancen und Renditen."

Du hast es gerade schon angesprochen: Mit der neuen CSRD-Berichterstattung sind Unternehmen verpflichtet, mehr Transparenz zu Klimarisiken und -chancen zu zeigen. Welche Auswirkungen hat das für die Unternehmen konkret?
Die CSRD-Berichterstattung bedeutet einen erheblichen Aufwand, da über 1000 Datenpunkte abgedeckt werden müssen. Für viele Unternehmen, insbesondere im Mittelstand, ist das eine große Herausforderung. Oft fehlt es an internen Kapazitäten, um diese Anforderungen zu erfüllen. Wir haben ein Tool entwickelt, das genau dabei hilft, indem es gezielt Datenpunkte abfragt und eine Klimarisikoanalyse ermöglicht. So können Unternehmen pragmatisch und kosteneffizient Risiken identifizieren und Maßnahmen ergreifen.  

Das klingt spannend. Wie hilft das von euch entwickelte Tool Unternehmen konkret?
Unser Tool fokussiert sich auf Klimarisiken, sowohl auf Transitions- als auch auf physische Risiken. Mit relativ wenig Input, wie z.B. Informationen über Geschäftsmodelle und Standorte, können wir eine umfassende Klimarisikoanalyse durchführen. Um das Ganze zu konkretisieren, stellen wir uns ein Unternehmen vor, das eine seiner Produktionsstätten in direkter Nähe zu einem Fluss hat. Unser Tool kann hier ermitteln, wie wahrscheinlich es ist, dass die gesamte Anlage oder Teile davon zukünftig überflutet werden und wie häufig das geschehen könnte. Der Kunde kann dann entscheiden, ob er diesen Standort besonders sichern oder vielleicht sogar aufgeben und nach Ersatz suchen möchte. Das Tool identifiziert also Risiken und ermöglicht es, diese in das Risikomanagement des Kunden zu integrieren. Das Tool kann in allen Arten von Projekten genutzt werden, z.B. bei DAX Kunden oder dem Mittelstand, und ermöglicht es unseren Teams, noch effizienter und standardisiert zu arbeiten.  

Was denkst du über die Zukunft der Klimarisikoberichterstattung? Welche Trends und Weiterentwicklungen könnten in den kommenden Jahren wichtig werden?
Die Klimarisikoberichterstattung steckt noch in den Kinderschuhen, und der aktuelle Ansatz ist oft zu allgemein und ressourcenintensiv. Der erste Wurf der CSRD zeigt, dass viele Unternehmen mit der Fülle an Anforderungen überfordert sind, was zu Unzufriedenheit führt. In Zukunft erwarte ich, dass die Berichterstattung spezifischer auf die Bedürfnisse und Besonderheiten einzelner Branchen zugeschnitten wird. Eine Stahlfirma wird andere Berichtsanforderungen haben als eine Automobilfirma, und diese Differenzierung wird es ermöglichen, relevantere und vergleichbarere Berichte zu erstellen. Zudem wird die Verknüpfung von Klimarisiken mit finanziellen Kennzahlen an Bedeutung gewinnen, um Investoren und Stakeholdern klarere Einblicke zu geben. Schließlich könnten auch mehr regulatorische Anforderungen entstehen, die Unternehmen dazu verpflichten, nicht nur Risiken zu berichten, sondern auch konkrete Maßnahmen zur Risikominderung und zur Nutzung von Chancen zu ergreifen. Diese Entwicklungen werden dazu beitragen, dass Unternehmen nicht nur Risiken besser managen, sondern auch gezielt Chancen nutzen können, während strategisch wichtige Fragestellungen in den Vordergrund rücken.  

Zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Was hat dich motiviert, dich mit Klimarisiken zu beschäftigen? Und was würdest du jemandem empfehlen, der sich für deinen Bereich interessiert?
Ich fand Klimarisiken tatsächlich immer schon spannend und wollte auf jeden Fall etwas mit Zahlen machen. Ein Klimarisiko-Tool mitzuentwickeln, war eine tolle Gelegenheit und Klimarisikoanalysen machen mir unglaublich viel Spaß. Jedes Projekt ist völlig anders als das vorherige und bietet neue Herausforderungen und Lernmöglichkeiten. Die Arbeit in diesem Bereich ist sehr dynamisch und bietet viele Chancen, etwas zu bewirken. Wer sich für Klimarisiken interessiert, sollte eine Affinität zu Zahlen haben und bereit sein, sich in neue Themen einzuarbeiten. Es ist ein Feld voller Veränderungen und Entwicklungen und es hält viele Möglichkeiten bereit, Neues zu lernen, sei es in spezifischen Sektoren oder in der Breite der Nachhaltigkeitsthemen.