Hallo, mein Name ist Raphael und neben meiner Werkstudententätigkeit im Audit & Assurance Team bin ich internationaler Schachmeister.
Wie sich meine Passion fürs Schach spielen entwickelt hat, welche Vorbereitungen vor einem Match getroffen werden müssen und welche meiner Schach-Skills ich auch für meine Tätigkeit bei Deloitte nutzen kann, erfahrt ihr hier in meinem Blog.
Raphael, du unterstützt seit April 2022 als Werkstudent das Accounting & Reporting Advisory Services Team in Berlin. Wie sieht hier dein typischer Arbeitsalltag aus und was sind deine zentralen Aufgaben?
Normalerweise starte ich meinen Arbeitstag gegen 9 Uhr am Morgen. Dann steht erst einmal das Checken von Mails, Kalender und To Dos an. Über den Tag verteilt fallen dann Absprachen, Meetings sowie Aufgaben an, die allesamt sehr unterschiedlich ausfallen. In meiner bisherigen Zeit als Werkstudent durfte ich zwei Projekte begleiten. Eine sogenannte Earn-Out Validation sowie eine IFRS Conversion. Bei der Earn-Out Validation – hier wurde ein Unternehmen akquiriert, woraufhin der faire Kaufpreis ermittelt werden soll – war ich unter anderem dafür zuständig, die Abschlusszahlen der verschiedenen Tochterunternehmen aufzubereiten sowie Reklassifizierungs-Buchungen vorzunehmen. Bei der IFRS Conversion, d.h. der Umstellung des Reportings vom HGB (=Handelsgesetzbuch) zu IFRS (International Financial Reporting Standards), habe ich Recherchen zu den Standards IFRS 15 sowie IAS 32 getätigt, Kundendaten gesichtet sowie Verträge analysiert.
Was begeistert dich an deinem Job und deinem Team am meisten?
Am Job fasziniert mich sehr, dass wir sehr abwechslungsreiche Projekte haben und es dadurch nie langweilig wird. Das liegt in erster Linie daran, dass ich mich auf jedes Projekt neu einstellen und vorbereiten muss. Demnach wird das Projekt stets aus einer neuen Perspektive betrachtet, sodass es gang und gäbe ist, sich in viele Themen einzulesen, wodurch die Lernkurve sehr steil ist.
Ergänzend dazu ist vor allem das Miteinander im Team toll. Die Standorte Berlin und Hamburg arbeiten sehr eng zusammen und alle Kolleg:innen stehen bei Fragen immer zur Verfügung. Hin und wieder gibt es auch sehr coole Events und Treffen außerhalb der Arbeit, um Kolleg:innen jeglichen Levels privat kennenzulernen, was die Arbeitsatmosphäre natürlich erheblich steigert. Alles in allem fühle ich mich wirklich wohl und das Wichtigste: ich habe großen Spaß bei meinen Tätigkeiten!
Apropos begeistern – du bist internationaler Meister im Schach! Chapeau! Wie und wann hat sich dein Faible fürs Schach spielen herauskristallisiert?
Vielen Dank! Die Regeln gelernt und mit Schach angefangen habe ich bereits im Alter von 3 Jahren, da meine gesamte Familie sehr Schach begeistert ist. Das erste Turnier habe ich dann mit 5 gespielt – damals die Qualifikation zur Berliner Einzelmeisterschaft unter 10 Jahren. In den darauffolgenden Jahren folgten dann immer mehr Turniere, unter anderem Teilnahmen an den Deutschen Einzelmeisterschaften sowie an Europa- und Weltmeisterschaften. Durch die einen oder anderen Erfolge sowie eine stetige Verbesserung hat sich selbstverständlich der Spaßfaktor sowie mein Faible fürs Schach spielen immer weiter gesteigert.
Welche Fertigkeiten sind für den berühmtem Denksport unabdingbar und welche Eigenschaften helfen dir dabei, ein Match zu gewinnen bzw. worauf kommt es bei einem Schachspiel an?
Um Schach auf einem hohen Niveau spielen zu können, ist einiges mitzubringen. Am wichtigsten sind denke ich Konzentrationsfertigkeit, Ausdauer sowie eine gewisse Vorstellungskraft. Konzentration und Ausdauer benötigt man unbedingt, da Schachpartien sehr lange dauern können. Abhängig von der Bedenkzeit und Dauer der Partie kann im klassischen Schach zwischen 4 und 8 Stunden alles dabei sein. Essen und Trinken sind währenddessen natürlich erlaubt, jedoch ist es nicht gestattet, sich mit dem/der Gegner:in oder sonstigen Personen zu unterhalten.
Eine ausgeprägte Vorstellungskraft ist essenziell, da während der Partie nur die Züge ausgeführt werden, die letzten Endes auf dem Brett gezogen werden. Die Berechnungen und Abwägungen (Wo stelle ich meine Figur hin? Womit antwortet mein Gegner darauf? Was kann ich im Gegenzug darauf wiederum tun? usw.), also die Möglichkeiten zu ziehen (wie eine Art Baumdiagramm), geschehen allesamt im Kopf. Je mehr Züge ein:e Schachspieler:in im Kopf berechnen kann, desto besser. Die Qualität der Züge haben aber natürlich auch eine bedeutende Rolle.
Um eine Partie zu gewinnen, darf neben den genannten Fertigkeiten auch eine gelungene Vorbereitung auf die Partie nicht zu kurz kommen. Dabei wird im Vorfeld analysiert, was und wie der/die Gegner:in in den letzten Jahren gespielt hat – hierzu gibt es große Schach-Datenbanken mit allen Spielernamen –, um eine Möglichkeit zu finden, sein Gegenüber entweder zu überraschen oder einfach gut aus der sogenannten „Eröffnung“ herauszukommen. Ein Quäntchen Glück braucht es natürlich auch, denn wenn dein:e Gegner:in keine Fehler macht, ist es fast unmöglich zu gewinnen. Grundsätzlich hängt es ebenfalls davon ab, wie stark die Rating Differenz zwischen den Spielern ist.
Übung macht bekanntlich den Meister. Wie oft trainierst du in der Woche und wie kann man sich dein Training genau vorstellen? Welche Schritte gehst du im Kopf durch?
Grundsätzlich lässt sich Schach in 3 Abschnitte gliedern:
1. Die Eröffnung,
2. das Mittelspiel und
3. das Endspiel.
Das Training beinhaltet somit eine theoretische, eine taktische oder eine strategische Komponente und kann dabei sehr unterschiedlich ausfallen, was auch ein bisschen davon abhängt, welche Strategie bevorzugt wird. Ein Großteil der Partie deckt allerdings der theoretische Teil (= die Eröffnung) ab, da sich stets neue moderne Varianten ergeben, die mit immer besseren Schachcomputern (sog. „Engines“) ausanalysiert worden sind. Hierbei ist es von großer Relevanz so gut es geht auf dem neuesten Stand zu sein. Des Weiteren trainiere ich die Variantenberechnung (u.a. die Tiefe), d.h ich löse beispielsweise Taktikaufgaben, die darauf ausgerichtet sind, das Gefühl für eine gewisse Stellung zu bekommen und Muster zu erkennen. Darüber hinaus hilft dieses Training bei der Entscheidungsfindung weiter.
Die Frequenz des Trainings hängt stark davon ab, wie viel auf der Arbeit, in der Uni, im Haushalt oder anderweitig zu tun ist. Normalerweise versuche ich mir täglich einen Slot von ca. einer Stunde zu nehmen, um eine der o.g. Trainingsmethoden durchzuführen. Dadurch, dass ich es nicht immer schaffe, jeden Tag ein bisschen zu trainieren, kommt es vor, dass ich zum Beispiel am Wochenende eine etwas längere Einheit in Höhe von 2-3 Stunden einbaue.
Selbstverständlich geht nichts über die Praxis! Daher spiele ich auch gerne online oder am Brett ein paar Schachpartien gegen Freunde oder Familie, um bspw. meine Eröffnung, die ich mir angeschaut habe, zu testen.
Hast du schon mal ein Spiel verloren? Welche Learnings hast du daraus ziehen können bzw. wie gehst du mit Niederlagen um?
Ja klar, natürlich habe ich bereits Partien verloren, sogar sehr viele. Es ist kaum möglich, ohne Niederlagen auszukommen. Unmittelbar nach der Niederlage wurmt es einen selbstverständlich total. Ich glaube, niemand mag es zu verlieren. Im Schach sowie im Leben, und damit auch auf der Arbeit, geht es darum, aus Fehlern zu lernen, sich anzuschauen, was falsch war und wo Verbesserungspotentiale liegen. Anschließend versucht man sich die Sachen so einzuprägen, dass man diesen Fehler im Optimalfall nicht noch einmal wiederholt und erzielt dadurch wesentliche Verbesserungen. Damit einhergehend lässt sich ebenfalls sagen, dass Partien, die verloren wurden, um einiges lehrreicher sind als die gewonnenen Partien.
Im Schach sowie im Leben, und damit auch auf der Arbeit, geht es darum, aus Fehlern zu lernen, sich anzuschauen, was falsch war und wo Verbesserungspotentiale liegen.
Kannst du dir Skills aus dem Schachspiel ableiten, die du auch in deiner Rolle als Werkstudent bei Deloitte anwenden kannst? Wenn ja, welche?
Ich denke, dass ich einiges vom Schach spielen auf die Arbeit anwenden kann, denn auch hier sind die oben genannten Eigenschaften Konzentration, Ausdauer und Vorstellungkraft wichtig. Aufgaben stets gewissenhaft angehen sowie in den Meetings gut zuhören, hier sind also Konzentration und Ausdauer gefragt. Eine gute Vorstellungskraft kann gerade im Accounting Bereich behilflich sein, zum Beispiel wenn ich Buchungssätze im Kopf durchgehe und überlege, welcher Bilanz- oder GuV-Posten sich auf welcher Seite eines T-Kontos befindet. Dadurch hat man teilweise einen schnelleren Überblick über den Geschäftsvorfall und kann die Aufgabe schneller lösen.
Ebenso hat mir die Erfahrung, mich auf eine:n Gegner:in im Schach vorzubereiten, dabei geholfen, mich bei der Arbeit besser zu strukturieren . Man lernt zunächst den Gegner grob zu sichten, das ist z.B. vergleichbar mit Daten, die wir von Mandanten erhalten, und lernt so, wie gespielt wird, d.h. welchen Score er in den gegebenen Eröffnungen hat und so weiter. Im nächsten Schritt identifiziert man eine Schwachstelle, was vergleichbar ist mit der Analyse eines bestimmten Themas innerhalb der erhaltenen Daten. Abschließend überlegt man sich eine Strategie bzw. Eröffnungsidee, um diese Schwäche eventuell auszunutzen. Das ist dann vergleichbar mit einer lösungsorientierten Bearbeitung des Themas. Am Ende erfolgt sozusagen die Präsentation auf dem Schachbrett – oder bezogen auf die Arbeit: vor dem Mandanten.
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