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"Im Radsport baut man mit der Zeit ein gutes Durchhaltevermögen auf und weiß auch stressige Phasen durchzustehen und mehr wertzuschätzen. Außerdem lernt man, dass jedes Ziel erreicht werden kann, wenn man hart und fokussiert dafür arbeitet."

Kim, Director in der Sport Business Gruppe innerhalb von Financial Advisory, hat seine Zeit vor der (Deloitte-)Karriere vor allem auf dem Fahrradsattel verbracht.

Hallo, mein Name ist Kim, ich bin seit 2011 bei Deloitte und neben meiner aktuellen Position als Director in der Sport Business Gruppe im Bereich Financial Advisory begeisterter Rennradfahrer.
Wie ich zum Rennradfahren gekommen bin, wie das Ganze seitdem mein Leben prägt und wie ich selbst bislang unbegeisterte Kolleg:innen zum Mitmachen überzeuge, erzähle ich euch gerne hier im Blog. 

Neben deiner beruflichen Karriere hast du eine erstaunliche Laufbahn als Radprofi zu verzeichnen. Wie hast du deine Leidenschaft zum Radsport entdeckt und welches Gefühl verbindest du damit?
Mit 14, 15 habe ich vor allem Fußball gespielt und Trampolin geturnt, wollte dann aber gerne nochmal etwas Anderes ausprobieren. Ich bin in meiner Freizeit damals schon viel Mountainbike gefahren und dachte mir, dass man sowas doch bestimmt auch im Verein machen kann. Bei uns in der Nähe gab es aber nur einen (Renn-) Radverein. Ich hatte zwar vorher noch nie auf einem Rennrad gesessen, aber bin dort einfach mal hingegangen. Es hat direkt Spaß gemacht und dann bin ich dabeigeblieben.

Wie ging das Ganze nach deinem Eintritt in den Verein dann weiter und wie ist deine gesamte Sportkarriere bis heute verlaufen? Nimm uns doch gerne einmal mit auf deine Reise!
Das ging eigentlich relativ schnell. Im ersten Jahr bin ich direkt Rennen gefahren und habe gemerkt, dass das recht gut passte. Dann habe ich im nächsten Jahr bereits über den Landeskader einige nationale und dann auch internationale Rennen bestritten. Über meine Erfolge ergab sich dann die Empfehlung für die Nationalmannschaft und parallel dazu auch für ein Profiteam. Die größten Erfolge waren sicherlich der Deutsche Bergmeistertitel und der Gewinn der Radbundesliga – jeweils in der U23 -Klasse. Daneben bin ich viele internationale Rennen, insbesondere in Europa, aber beispielsweise auch in Argentinien oder Indien – hier sogar das allererste Profirennen überhaupt – gefahren. Der Sprung zu einem Top-Team war in der Zeit allerdings recht schwierig und da ich parallel bereits ein Studium begonnen hatte, ergab sich für mich die Entscheidung sich ausschließlich auf meine berufliche Karriere zu konzentrieren.

Was bedeutet das Rennradfahren für dich heute und wie integrierst du es in deinen Arbeitsalltag bei Deloitte?
Wenn nicht gerade Corona ist, fahre ich meinen Arbeitsweg täglich mit dem Rennrad. So kommen schon einmal einige Kilometer zusammen. Ansonsten fahre ich insbesondere am Wochenende. Alles je nach Lust und Laune. Zudem nutze ich das Fahrrad manchmal im Rahmen von Kundenveranstaltungen, wie bspw. dem „M&A Roadrace“, sowie Deloitte-internen Veranstaltungen, bspw. beim „Bike-Outing“. Fahrradfahren bietet dabei super Möglichkeiten zum Netzwerken!

Was macht für dich eine perfekte Einheit auf dem Rad aus?
Am schönsten ist es natürlich im Sommer, wenn ich in kurzem Trikot und kurzer Hose auf ruhigen Straßen durch die Natur fahre, zwischendurch einmal der ein oder andere Hügel oder Berg zum Auspowern auf mich zu kommt und ich mich am Schluss auf eine schöne, schnelle Abfahrt freuen kann.

Was kann beim Rennradfahren hingegen richtig nerven und was tust du dagegen? 
Wie schon gesagt fahre ich mit Fahrrad zur Arbeit und es gibt solche Tage, an denen man morgens und abends jeweils Gegenwind hat. Das nervt schon. Pannen, die ich nicht selbst reparieren kann und bei denen ich mich dann abholen lassen muss, sind natürlich auch nicht so toll. Regen hingegen finde ich nicht ganz so schlimm.

Was benötigt man selbst und was braucht ein gutes Fahrrad als Ausrüstung?
Unverzichtbar ist definitiv ein Helm! Die Ausrede „ich fahre ja nicht so schnell“ zählt da nicht. Ich habe schon viele schwere Stürze erlebt, bei denen keine großen Geschwindigkeiten im Spiel waren. Das passiert vielleicht sogar besonders häufig, weil bei entspannten 25 km/h viele nicht so konzentriert fahren wie bei einer steilen Abfahrt mit 60 km/h. Ein Helm ist also definitiv Pflicht! Ansonsten macht eine gute Radhose Sinn, um die Schmerzen am Hinterteil in den Folgetagen zu reduzieren ;). Ich habe meistens auch eine Weste zum Drüberziehen dabei, wenn es bei längeren Abfahrten oder gegen Abend frisch wird. Flickzeug ist natürlich auch sinnvoll oder noch besser: Direkt einen Ersatzschlauch mitnehmen. Das Wechseln geht unterwegs deutlich schneller als das Flicken!

Bei dem Fahrrad an sich muss ein bisschen differenziert werden. Im Endeffekt kann man mit jedem Rad trainieren. Generell ist ein guter Sattel wichtig. Außerdem sollte das Rad richtig eingestellt, gepflegt und gewartet sein – eine quietschende Kette oder eine ruckelnde Schaltung können unterwegs nerven. Wer Rennradfahren möchte, sollte sich logischerweise auch ein Rennrad anschaffen. Einsteiger brauchen aber nicht direkt ein teures High-End-Rad. Die feinen Unterschiede sind beim Einstieg nicht ganz so relevant und wenn man im Endeffekt doch nicht auf Dauer dabeibleibt, hat man nur viel Geld ausgegeben und das Rad steht im Keller. Ordentliche Räder bekommt man grundsätzlich in fast jeder Preisklasse. Auf den spezifischen Marktplätzen kann man zudem auch gut nach gebrauchten Rädern schauen. Aufgrund der aktuellen Marktsituation braucht man hier aktuell aber ein wenig Glück und Geduld.

Im Radsport baut man mit der Zeit ein gutes Durchhaltevermögen auf und weiß auch stressige Phasen durchzustehen und mehr wertzuschätzen. Außerdem lernt man, dass jedes Ziel erreicht werden kann, wenn man hart und fokussiert dafür arbeitet. 

Worauf sollte man bei der Auswahl der Strecke achten und bedarf es einen „Warm-Up“ bevor es mit dem Rad losgeht?
Generell gilt: Ruhige Straßen und Nebenwege mit wenig Verkehr sind eine gute Wahl und wann immer es geht, sollte man die vorhandenen Fahrradwege nutzen. Asphaltierte Landwirtschaftswege sind für schmale Rennradreifen meistens gut geeignet. Wenn es auch einmal der ein oder andere Schotterweg sein sollte, sind natürlich etwas breitere Reifen wie bei einem Gravel-Bike sinnvoll. 

Radsport ist sehr gelenkschonend und auch die muskuläre Belastung ist, abgesehen von steilen Anstiegen, eher moderat. Es reicht also, sich einfach ein bisschen warm zu fahren und nicht gleich mit Vollgas loszudüsen.

Bei Deloitte bist du als Director in der Sport Business Gruppe tätig. Womit beschäftigt ihr euch hier und gibt es in deiner alltäglichen Arbeit Parallelen zu deinem Hobby?
In der Sport Business Gruppe beraten wir in einem multidisziplinären Ansatz die wesentlichen Stakeholder der Sport- und Fitness-Industrie, bspw. Verbände, Ligen, Clubs, Investoren, Fitnessanbieter, Sportstätten oder Sportrechteagenturen. Hieraus ergeben sich viele spannende, abwechslungsreiche und ziemlich diverse Fragestellungen und Projekte. In dem Zusammenhang beraten wir übrigens auch die Fahrradindustrie. Neben den allgemeinen Erfahrungen kann ich dann auch sehr spezifische aus meiner Zeit als Radprofi einbringen.

Im Radsport baut man mit der Zeit ein gutes Durchhaltevermögen auf und weiß auch stressige Phasen, in denen es zäh läuft, durchzustehen und das, was man sich dadurch erarbeitet, mehr wertzuschätzen. Außerdem lernt man, dass jedes Ziel erreicht werden kann, wenn man hart und fokussiert dafür arbeitet. Beides kann ich 1:1 auf mein Berufsleben übertragen!

Wie überzeugst du selbst bislang unbegeisterte Kolleg:innen sich mal gemeinsam mit dir auf’s Rennrad zu schwingen? Was sind deine wertvollsten Tipps für alle Anfänger:innen?
Das Fahrrad ist das schnellste Fortbewegungsmittel aus eigener Kraft und ermöglicht es somit seine Umgebung komplett neu und in einem viel größeren Radius zu entdecken. Hierdurch lernt man die Gegend, in der man wohnt, Urlaub macht oder aus einem anderen Grund gerade ist, kennen und findet wunderschöne Plätze, die man sonst vielleicht niemals entdeckt hätte. Das Beste daran? Das Ganze ist klimaschonend und auch die nervige Parkplatzsuche bleibt aus! Gerade in Städten ist man mit dem Fahrrad nicht viel langsamer als mit anderen Verkehrsmitteln und günstiger ist es allemal! Und seit es das E-Bike gibt, kann praktisch jede:r diese wunderbaren Erfahrungen machen – egal, ob alleine oder zusammen.