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"In Äthiopien sind wir in einen Stammeskonflikt geraten. Hier war es während der endlosen Kontrollen und Diskussionen besonders herausfordernd, ruhig und höflich zu bleiben."

Anne und Harald, beide Senior Manager im Bereich Core Industry Operations innerhalb von Consulting, haben mit ihrem Unimog eine Overland-Tour von Kairo nach Kapstadt gemacht. Hier berichten sie von ihrem Abenteuer.

Hallo, wir sind Anne und Harald, beide als Senior Manager im Bereich Core Industry Operations tätig. Mit unserem Unimog sind wir 30.000 km quer durch Afrika gefahren.
Was anfangs vielleicht etwas verrückt klingt, war eine Erfahrung, die wir beide nicht missen wollen. Wie es zu der Idee kam und was wir erlebt haben, erzählen wir euch hier.

Zwei Abenteurer, ein Auto und 30.000 km quer durch Afrika. Erzählt doch mal, wie fing alles an?
Anne: Schon als Kind hatte ich den Traum, einmal mit dem Auto von München bis nach Kapstadt zu fahren. Meine Familie hat bereits seit 25 Jahren ein Ferienhaus in Kapstadt. Während der Ferien dort haben wir das südliche Afrika mit dem VW-Bus erkundet und dabei manchmal große Overland-Trucks mit deutschen Kennzeichen gesehen. Damit war der Traum geboren.

Harald: Als Anne mir von ihrem Traum erzählt hat, war ich zunächst etwas skeptisch. Ich war vorher noch nie in Afrika gewesen und fand das Ganze eine Spur zu abenteuerlich. Nach eingehenderen Recherchen konnte ich mich immer mehr mit der Idee anfreunden. Endgültig begeistert war ich, als wir uns auf den Unimog als Fahrzeug festgelegt haben und unseren Unimog dann auch gekauft haben.

Wie kamt ihr auf die Idee, die Strecke mit dem Unimog zu fahren?
Die Idee haben wir unserem damaligen Projektleiter Klaus zu verdanken. Zuerst hatten wir noch in Richtung Land Rover Defender oder Toyota Landcruiser überlegt. Von Klaus kam aber gleich die Aussage: „Das einzig Wahre für diese Strecke ist der Unimog.“ Und Klaus musste es wissen, schließlich war er selbst schon mit seiner Familie in einem Unimog im nördlichen und westlichen Afrika unterwegs gewesen.

Bei der Besichtigung und der Probefahrt hat Klaus uns unterstützt und nach eingehender Prüfung grünes Licht für den Kauf gegeben. Bevor wir selbst fahren durften, mussten wir allerdings noch unseren LKW-Führerschein machen. Das war parallel zu unserer Projekttätigkeit in Frankfurt gar nicht so einfach. Aber nach diversen LKW-Fahrstunden in der Mittagspause war auch diese Hürde genommen.

Unser Unimog war im ersten Leben ein Krankenwagen bei der Bundeswehr. Nach der Ausmusterung wurde er zum Expeditionsmobil umgebaut und bereits intensiv in Island genutzt. Mit 7,5 t Gewicht und gut 130 PS mussten wir uns erst an die neue Langsamkeit gewöhnen, aber dafür sind wir wirklich überall durchgekommen und nie stecken geblieben.

Warum die Strecke von Kairo nach Kapstadt?
Grundsätzlich gibt es zwei mögliche Routen, um Afrika von Nord nach Süd zu durchqueren. Einerseits die Ost-Route von Kairo nach Kapstadt und andererseits die West-Route von Marokko nach Kapstadt. Beide Routen halten ihre ganz eigenen Herausforderungen bereit.

Während die West-Route über die Meerenge von Gibraltar recht leicht mit regulären Fährverbindungen erreichbar ist, muss bei der Ost-Route mehr Aufwand betrieben und das Fahrzeug mit einem Roll-on-roll-off-Schiff nach Ägypten verschifft werden. Das bedeutet zum einen höhere Kosten. Zum anderen hätten wir nicht zusammen mit dem Fahrzeug reisen können und hätten das Fahrzeug mit dem gesamten Hab und Gut aus der Hand geben
müssen.

Dem gegenüber stehen auf der West-Route deutlich mehr zu bereisende Länder mit höheren Visa-Kosten, mehr Korruption, weniger touristischer Infrastruktur und auch größerer Unsicherheit.

Nach relativ kurzer Überlegung stand für uns die Ost-Route fest. Das haben wir auch nicht bereut – insbesondere wenn wir uns die Berichte der West-Routen Reisenden anhörten, die wir unterwegs getroffen haben.

In Äthiopien sind wir in einen Stammeskonflikt geraten. Hier war es während der endlosen Kontrollen und Diskussionen besonders herausfordernd, ruhig und höflich zu bleiben.

Was waren eure Highlights während der Reise? Wo gab es Herausforderungen?
Ein absolutes Highlight war der Besuch der Berggorillas im Bwindi-Nationalpark in Uganda. Wir hatten Permits für eine der eher schwierig zu erreichenden Gorillafamilien bekommen. So war der Weg dorthin bereits ziemlich abenteuerlich auf sehr engen, geschotterten Bergstraßen. Während des Trekkings selbst ging es erst mal 700 hm hinab ins Tal, durch einen tiefen Fluss und dann auf der anderen Seite wieder gut 700 hm hinauf, ehe wir in die Nähe der Gorillas kamen.

Gleich zu Beginn haben wir den Anführer der Gruppe, den Silverback, zu Gesicht bekommen. Er saß relativ ruhig und hat von einem Busch gefressen. Plötzlich ist er aber unvermittelt auf uns zugestürmt und hat knapp einen halben Meter von uns entfernt seine Faust in den Boden gerammt. Dabei ist natürlich unsere ganze Gruppe erschrocken zurückgewichen. Unser Guide meinte im Nachhinein, dass wir uns in einer solchen Situation besser nicht bewegen sollten. Leichter gesagt als getan! Zum Glück hat der Silverback wohl gemerkt, dass er von uns nichts zu befürchten hatte, und ist kurz darauf auf dem Rücken liegend laut schnarchend eingeschlafen.

Ein weiteres, durchaus unerwartetes Highlight war der Sudan. Vom Sudan kannten wir im Vorfeld eigentlich nur seinen schlechten Ruf in der Welt. Vor Ort wurden wir allerdings von sehr freundlichen, großzügigen und hilfsbereiten Menschen überrascht. Weil nur wenige Tourist:innen das Land bereisen, haben sich die Menschen immer sehr gefreut, uns zu treffen und sich mit uns auszutauschen. Ein unvergesslicher Moment war zum Beispiel die Begegnung mit einem alten Mann auf einem Eselskarren. Als wir vorbeifuhren, riss er beide Arme hoch, winkte uns zu und strahlte über das ganze Gesicht. Das war pure Freude.

Natürlich gab es auch Herausforderungen. In Äthiopien sind wir beispielsweise in einen Stammeskonflikt geraten. Das führte am Ende dazu, dass wir gut 12 Stunden ohne Pause durchgefahren sind, bevor wir nach knapp 200 km und unzähligen Straßensperren wieder auf der sicheren Hauptroute ankamen. Hier war es während der endlosen Kontrollen und Diskussionen besonders herausfordernd, ruhig und höflich zu bleiben.

Ihr seid beide Senior Manager im Consulting bei Deloitte. Was sind hier eure Aufgaben? Haben euch eure beruflichen Fähigkeiten während der Reise geholfen?
Wir sind beide im Bereich Banking Operations tätig und begleiten dort große Finanztransformationsprojekte bei Banken und Versicherungen. Dabei müssen wir viel koordinieren, steuern und vorausplanen. Das hat uns bei der Vorbereitung der Reise geholfen, die Themen strukturiert anzugehen und abzuarbeiten.

Auch während der Reise gibt es immer einiges zu koordinieren. Die Route der nächsten Tage muss unter Berücksichtigung des Wetters, der Sicherheitssituation und der Vorräte (Wasser, Diesel, Essen) geplant werden. Zudem gilt es, das Fahrzeug in Schuss zu halten und kleinere Reparaturen zu erledigen.

Inwiefern hat euch diese Reise als Person und euren Arbeitsalltag bei Deloitte geprägt? Wo gab es Synergien?
Seit der Reise sind wir in einigen Belangen deutlich entspannter, insbesondere bei unerwartet auftauchenden Herausforderungen. Hier haben wir gelernt, möglichst ruhig zu bleiben, die Situation zu beleuchten und schließlich Lösungsmöglichkeiten zu erarbeiten und umzusetzen. Viele Probleme sind im Nachhinein nicht so unlösbar, wie sie einem am Anfang erscheinen.

Was gebt ihr anderen Abenteurer:innen mit, die die Reiselust packt?
Nach unserer Erfahrung ist der schwierigste Schritt, überhaupt erst mal loszufahren. Wenn es nach langer Vorbereitungszeit dann einmal los geht, kommt es einem ganz leicht vor. Natürlich gibt es immer wieder Herausforderungen und Probleme. Aber die lassen sich dann vor Ort lösen. Nicht immer sofort und nicht immer kostengünstig, aber das macht ja auch den Reiz aus. Niemand kann alles im Voraus planen und auf jede Eventualität vorbereitet sein. Das fällt einem als Berater:in manchmal nicht ganz leicht, aber es ist eine erfrischende Erfahrung.