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"Jedes Unternehmen und jede Branche ist anders, was dazu führt, dass eine gesetzliche Vorschrift, die in einem Unternehmen einfach umgesetzt werden kann, bei einem anderen Unternehmen zu großen Herausforderungen führt."

Silvia, Partnerin im Bereich Audit & Assurance, berichtet über die vielfältigen fachlichen Fragestellungen im Bereich Assurance Services.

Hallo, mein Name ist Sebastian, ich bin seit April 2021 bei Deloitte und aktuell als Manager im Bereich Audit & Assurance FSI tätig.
Ich bin ausgebildeter Bankkaufmann, habe berufsbegleitend meinen Bachelor- sowie Masterabschluss gemacht und habe zuletzt als Bankenaufseher bei der Deutschen Bundesbank gearbeitet. Mein Wunsch nach einer beruflichen Veränderung und meine Faszination für die Wirtschaftsprüfung haben mich zu Deloitte geführt. Wie mein Einstieg verlaufen ist und was ich heute genau mache, erzähle ich hier.

Was genau macht der Bereich Assurance?
Ganz allgemein dargestellt erbringen wir Beratungs- und Bestätigungsleistungen zu Fragestellungen im Finanzbereich. Hier befassen wir uns mit Themen rund um (internationale) Rechnungslegung, Berichterstattung, Governance und den dazu gehörigen Prozessen und Kontrollen im Unternehmen.

Kannst du uns Beispiele nennen, wobei ihr eure Kunden unterstützt?
Wir begleiten Unternehmen zum Beispiel auf ihrem Weg an die Börse. Hier werden umfassende Finanzinformationen aus der Vergangenheit benötigt, bei deren Erstellung wir unsere Kunden beraten. Oder wir unterstützen Unternehmen, die noch nicht am Kapitalmarkt aktiv sind dabei, ihre Rechnungslegung von handelsrechtlichen Vorschriften (HGB) auf International Financial Reporting Standards (IFRS) umzustellen und die Finanzprozesse und internen Kontrollsysteme entsprechend anzupassen. Diesen Kunden geht es darum, den Anforderungen des Kapitalmarktes zu genügen, die bspw. – neben einer verpflichtenden Anwendung der IFRS – deutlich kürzere Fristen für die Abschlusserstellung vorsehen. Oder wir analysieren, was es für unsere Kunden bedeutet, einen komplexen neuen Rechnungslegungsstandard einzuführen. Darüber hinaus ist unsere Expertise bei Unternehmenskäufen oder -verkäufen gefragt. Hier erstellen wir u.a. spezielle Finanzberichte, wie bspw. Carve Out Financial Statements.

Welchen Herausforderungen begegnet ihr dabei?
Wenn wir beauftragt werden, steht der Kunde in der Regel vor einer Vielzahl unterschiedlicher Aufgaben, die in kurzer Zeit erledigt werden müssen. Häufig gibt es beim Kunden zu wenig Kapazitäten, um diesen Anforderungen innerhalb der meist sehr engen Deadlines gerecht zu werden.

Nehmen wir einen Börsengang als Beispiel: Hier koordinieren wir regelmäßig verschiedene Abteilungen beim Kunden, kommunizieren mit Wirtschaftsprüfer:innen, Gesellschafter:innen, Investmentbanker:innen und Anwält:innen. Wir lösen in kürzester Zeit vielfältige fachliche Fragestellungen sowie prozessuale und systemseitige Herausforderungen, damit wir am Ende sicherstellen können, dass die Anforderungen des Kapitalmarkts an die historischen Finanzinformationen und die Kennzahlen in dem zu erstellenden Börsenprospekt erfüllt werden. Das ist fachlich umfassend, stressig, aber auch sehr, sehr spannend, weil wir so nah dran sind und wirklich helfen können.

Was ist das Spannende – gerade für junge Talente?
Die jungen Kolleg:innen sehen in diesen Projekten, wie Rechnungslegung am lebenden Objekt funktioniert und lernen nebenbei internationale Konzerne unterschiedlicher Größen und Branchen von innen heraus kennen. Jedes Unternehmen und jede Branche ist anders, was dazu führt, dass eine gesetzliche Vorschrift, die in einem Unternehmen einfach umgesetzt werden kann, bei einem anderen Unternehmen zu großen Herausforderungen führt. Die Standards IFRS 15 zur Umsatzrealisierung oder auch IFRS 16 zur Leasingbilanzierung sind hier gute Beispiele. Um eine korrekte Anwendung der Standards sicherzustellen, analysieren wir u.a., wie Systeme und Prozesse angepasst werden müssen und wie eine von der Unternehmensführung gewünschte Bilanzierung erreicht werden kann. Das kann sogar dazu führen, dass künftig Verträge mit Kunden oder Leasinggebern anders gefasst werden, um ungewünschte Bilanzierungskonsequenzen zu vermeiden. Dies hautnah mitzuerleben und auch mitzugestalten macht sehr viel Spaß!

Jedes Unternehmen und jede Branche ist anders, was dazu führt, dass eine gesetzliche Vorschrift, die in einem Unternehmen einfach umgesetzt werden kann, bei einem anderen Unternehmen zu großen Herausforderungen führt.

Welche Branchen berät eurer Team konkret?
Wir beraten grundsätzlich alle Branchen und unsere jungen Mitarbeitenden bekommen immer die Möglichkeit, sich in der Breite einen Überblick zu verschaffen. Danach kann eine Spezialisierung sinnvoll sein. Nur im FSI-Bereich, also bei Banken und Versicherungen, machen wir einen Unterschied. Banken und Versicherungen sind aufgrund von zusätzlichen regulatorischen Anforderungen sehr speziell, weshalb wir hier von Beginn an eine Spezialisierung vorsehen.

Wie spielt die Digitalisierung in deine Arbeit hinein?
Die Digitalisierung prägt zum einen die Geschäftsmodelle unserer Mandanten. Wir beraten sie dahingehend, wie sie diese Modelle korrekt bilanzieren. Dabei geht es auch darum, wie bestimmte Themen systemseitig unterstützt werden können. Hier zeigen wir innovative, technologische Lösungen auf, mit denen sich komplexe Bilanzierungsstandards abbilden lassen. Zum anderen erleichtert uns die Automatisierung die Arbeit: So nutzen wir etwa Künstliche Intelligenz, um Verträge auszulesen. Wir haben auch Deloitte-eigene Tools, mit denen wir bspw. in großen Carve Out-Projekten arbeiten, um Strukturen zu modellieren, die systemseitig beim Kunden noch nicht umgesetzt wurden.

Nun ist Assurance ja die Beratungsseite der Wirtschaftsprüfung. Würdest du auch Assurance-Mitarbeitenden raten, nach einigen Jahren ein WP-Examen abzulegen?
Wir freuen uns über jeden, der bei uns das WP-Examen ablegt und unterstützen diese sowohl zeitlich als auch finanziell. Eine zwingende Herausforderung, um im Bereich Assurance Karriere zu machen, ist es allerdings nicht. Nichtsdestotrotz: Mit einem Examen in der Tasche können über prüfungsnahe Aufgaben hinaus auch Bestätigungsleistungen eines:r Wirtschaftsprüfer:in erbracht werden. Außerdem genießt ein Examen am Markt Ansehen und verleiht Glaubwürdigkeit beim Kunden.

Das Examen geht übrigens mit der Zeit: Die im Februar 2019 eingeführte Modularisierung erlaubt es den Kandidat:innen, die einzelnen Prüfungsteile über einen Zeitraum von sechs Jahren zu absolvieren. Das macht es leichter, die Prüfungsvorbereitungen mit Beruf und Privatleben in Einklang zu bringen.

Wie weiß man als Studierender, ob Assurance das Richtige ist?
Am wichtigsten ist mir, dass junge Talente Neugier und Flexibilität mitbringen. Man muss Lernen mögen. Sicher hilft auch ein Grundverständnis von Bilanzierung, Berichterstattung und Finanzprozessen. Wer eine gute Auffassungsgabe hat, gern mit Ideen um die Ecke kommt und Lust hat, sich mit der Umsetzung von Theorie in die Praxis auseinanderzusetzen, der oder die ist hier ebenfalls richtig.

Gibt es im Bereich Assurance andere Anforderungen als in der Wirtschaftsprüfung?
Das Arbeiten in der Beratung ist etwas freier als in der Prüfung, da wir nicht im gleichen Maß den Regularien des Berufsstands, wie bspw. der Einhaltung von Prüfungsstandards, unterliegen. Nichtsdestotrotz muss auch in der Beratung die Qualität stimmen. Meine Erwartungshaltung an jungen Kolleg:innen ist, dass sie in Lösungen denken. Ob die spezifische Lösung passt, ist im ersten Schritt egal. Es kommt darauf an, dass sie sich Gedanken machen. Daher arbeiten wir sehr gern mit kreativen Köpfen zusammen.

Im Gegenzug stellen heute auch Talente Anforderungen. Was bietet Deloitte dem Nachwuchs von morgen ganz konkret?
Wir haben vor allem unterschiedliche Arbeitszeitmodelle, weil das Modell zum Leben der Mitarbeitenden passen muss. Einige Kolleg:innen haben aufgrund der Familie ihre Arbeitszeit reduziert – nicht weil sie müssen, sondern weil sie es möchten. Auch Mobile Working leben wir bereits seit Jahren und nicht erst seit der Sondersituation rund um COVID-19. Es steht nicht im Vordergrund, wo man arbeitet, sondern dass die Arbeitsleistungen zeitgerecht und in der erforderlichen Qualität erbracht werden – natürlich abhängig von den Anforderungen des Mandanten. Wenn er erwartet, dass wir vor Ort sind, dann machen wir das. Wenn es zur Arbeitssituation eines Teammitglieds passt, bieten wir gerne auch ein Sabbatical an.

Ein weiterer wichtiger Aspekt, insbesondere für junge Frauen, ist das Thema Female Leadership. Wie erlebst du das bei Deloitte?
Das Thema Female Leadership hat bei Deloitte einen sehr hohen Stellenwert, da wir deutlich sehen, dass diverse Teams einfach erfolgreicher sind und wir aktuell noch daran arbeiten, mehr Frauen in Führungsrollen zu entwickeln.

Und wie lebst du es vor?
Ich hatte während meiner Laufbahn immer tolle Mentor:innen, die mich begleitet und gefördert haben. Das versuche ich weiterzugeben. In unserem Bereich ist das Männer-Frauen-Verhältnis sehr ausgeglichen. Ich sehe immer genau hin, wo Stärken und Entwicklungspotenziale bei meinen Mitarbeitenden liegen und nehme mir im Rahmen von Entwicklungsgesprächen und auch unterjährigem Feedback viel Zeit dafür, darüber zu sprechen und – sofern erforderlich – auch unterstützende Maßnahmen einzuleiten. Bspw. die Teilnahme an speziellen Soft Skill Trainings oder die Mitwirkung in Projekten, in denen die Mitarbeitenden ihr Potenzial entwickeln können. Zur besseren Vernetzung innerhalb der Organisation stelle ich ihnen Kolleg:innen vor, die für sie relevant sind oder ich fördere sie, indem sie Vortragstätigkeiten wahrnehmen können. Ich schaue also sehr genau, dass ich sie entsprechend positioniere und ihre Bedürfnisse unterstütze.