Martin Meyer kam 2015 zur AMAG als CFO der AMAG Leasing AG. 2020 wurde er zum Managing Director ernannt und 2021 wurde er CFO der AMAG Group AG. Vor seinem Eintritt bei der AMAG war er mehrere Jahre bei cashgate AG (Start Up der Kantonalbanken) sowie für die DZ PRIVATBANK in der Schweiz und Luxemburg tätig.
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Deloitte: Wenn Sie auf die letzten 10 Jahre zurückblicken, wie hat sich die Finanzfunktion entwickelt? Gab es Überraschungen oder Veränderungen, die schneller oder langsamer als erwartet eingetreten sind?
Martin Meyer: Die Finanzfunktion hat sich vom rückblickenden Berichterstatter zum strategischen Steuerungspartner entwickelt. Automatisierung, treiberbasierte Planung und Szenarioanalysen sind heute Standard. Überraschend schnell ging die Integration von GenAI und Advanced Analytics. Langsamer verlief dagegen die Harmonisierung von Stammdaten und Prozessen – ebenso wie die breite Umsetzung von Blockchain-Technologien, die trotz hoher Erwartungen bislang kaum skaliert wurden.
Deloitte: Wie kann die Finanzfunktion dazu beitragen, die Herausforderungen dieses Jahres im Zusammenhang mit dem globalen Umfeld zu bewältigen, einschliesslich Zölle, Handels- und Währungsvolatilität sowie erhöhter Unsicherheit?
Martin Meyer: Die Finanzfunktion kann entscheidend dazu beitragen, aktuelle Herausforderungen wie Zölle, Handels- und Währungsvolatilität sowie geopolitische Unsicherheiten zu meistern. Zentrale Hebel sind die Flexibilisierung von Fixkosten und der Abbau unnötiger Komplexität. Zudem sollte die Digitalisierung und Automatisierung vorangetrieben werden, um die Produktivität zu steigern und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Preise und Verträge sollten besser abgebildet werden, indem Inputkosten durch Indexierungen, kürzere Laufzeiten und Anpassungsklauseln berücksichtigt werden. Und auch Risiken in der Beschaffung können durch Dual Sourcing und Diversifikation reduziert werden. Planung und Steuerung sollten von starren Jahresbudgets hin zu rollierenden, treiberbasierten Planungen mit klaren Triggern umgestellt werden – idealerweise auf «Knopfdruck». Und nicht zuletzt sollen Ressourcen gezielt auf wenige strategisch relevante Initiativen gelenkt und das Working Capital diszipliniert gesteuert werden.
Deloitte: Die Schweiz befindet sich wieder in einem Nullzinsumfeld. Welche Auswirkungen hat das Ihrer Meinung nach?
Martin Meyer: Das anhaltende Nullzinsumfeld bringt mehrere Herausforderungen mit sich:
Deloitte: Wie sehen Sie die langfristige Entwicklung der internationalen Rolle des US-Dollars?
Martin Meyer: Der US-Dollar wird auch mittelfristig seine Rolle als Leitwährung behalten – dank Markttiefe, Liquidität und dem Zugang zu sicheren Anlagen. Unternehmen müssen sich jedoch auf zunehmende Volatilität einstellen. Zwar verfolgt die US-Regierung offiziell keine „Schwach- Dollar-Politik“, doch die aktuelle Fiskal- und Geldpolitik – inklusive hoher Staatsverschuldung, expansiver Ausgabenprogramme und politischem Druck auf die Notenbank – wirkt faktisch wie eine gezielte Schwächung des Dollars.
Generell empfiehlt es sich, neue Marktinfrastrukturen und digitale Geldformen wie tokenisierte Einlagen oder Unternehmens-Stablecoins (z. B. JPM Coin) zu beobachten – sie könnten Zahlungsprozesse und das Liquiditäts-/FX-Management nachhaltig verändern.