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Organisationale Resilienz – Warum widerstandsfähige Unternehmen einen informierten Verwaltungsrat brauchen

swissVR Monitor II/2025 – Umfrage von Verwaltungsräten in der Schweiz

Die Resilienz ist ein entscheidender Wettbewerbsfaktor für das langfristige und erfolgreiche Überleben von Unternehmen. Als Organisation resilient zu sein, bedeutet nicht nur im Falle des Eintritts eines kritischen Ereignisses bestmöglich vorbereitet zu sein und entsprechend zu handeln, sondern vielmehr potenzielle Gefahren zu antizipieren und in einem komplexen und unsicheren Marktumfeld nachhaltig wettbewerbs- und wachstumsfähig zu bleiben. Daher hängt die organisationale Widerstandsfähigkeit nicht nur von der Arbeit der Geschäftsleitung, sondern auch massgeblich von der des Verwaltungsrats ab. Der aktuelle swissVR Monitor untersucht vor diesem Hintergrund sowohl die Resilienz auf Unternehmensebene als auch den Umgang des Verwaltungsrats mit der organisationalen Widerstandsfähigkeit.

Organisationale Resilienz

Lückenhafte Umsetzung von Resilienzaktivitäten in den meisten Unternehmen

Die organisationale Widerstandsfähigkeit umfasst fünf Ebenen: Finanzen, Operations, Personal, Reputation und Ökologie. Konkrete Aktivitäten, um die Resilienz zu erhalten oder zu steigern, setzt laut den Befragten jedoch lediglich eine von acht Firmen auf allen diesen Ebenen um. Aufgrund dieser lückenhaften Abdeckung sind die meisten Unternehmen potenziell anfällig für kritische Vorfälle beziehungsweise dafür, dass folgenreiche Schäden durch diese entstehen. Tendenziell setzen Grossunternehmen Resilienzprojekte auf mehr Ebenen um als Kleinunternehmen.

Mangel an Resilienzexpertise als grösstes Hindernis für Widerstandsfähigkeit

Da nur wenige Firmen ihre Resilienzaktivitäten auf allen Ebenen umsetzen, stellt sich die Frage, was die anderen daran hindert. Als Hauptgründe geben die Verwaltungsratsmitglieder an, dass es einen Mangel an Personal mit Resilienzexpertise gibt (45%) und dass sich die Messung von Resilienz als herausfordernd darstellt (40%). Befragte aus Grossunternehmen nennen die Schwierigkeiten in Bezug auf die Messbarkeit der Resilienz öfter als die Personalknappheit, was aufgrund der intensiveren Resilienzaktivitäten dieser Firmen plausibel erscheint: Die Mitarbeitenden für die Resilienzprojekte sind vergleichsweise eher vorhanden, wodurch die Messung als mögliches Hindernis in den Vordergrund rückt.

Blicken die Verwaltungsratsmitglieder in die Zukunft, identifizieren sie aufgrund der aktuellen Weltlage diverse Herausforderungen für die Resilienz ihrer Unternehmen. Für die kommenden 12 Monate sehen die Befragten ihre Firmen vor allem in der finanziellen Stabilität (42%), der Kundenakquisition (37%) und der Personalstrategie (35%) herausgefordert. Im Fokus stehen somit die finanzielle, die operationale (Kunden) und die personelle Resilienz.

Resilienzreporting durch Geschäftsleitung an Verwaltungsrat ausbaufähig

Von den befragten Verwaltungsratsmitgliedern gibt ein Achtel an, dass ihr Gremium ein regelmässiges Reporting zu allen fünf Resilienzebenen erhält. Dagegen enthält in einem Zehntel der Gremien das Reporting maximal eine Ebene der organisationalen Widerstandsfähigkeit, was als sehr begrenzter Informationsfluss von der Geschäftsleitung an den Verwaltungsrat bezeichnet werden kann. Ausserdem ist das Resilienzreporting in Kleinunternehmen durchschnittlich weniger umfangreich als in Grossunternehmen.

Umfangreiches Resilienzreporting erhöht Kenntnis von kritischen Vorfällen

Je mehr Ebenen das Resilienzreporting umfasst, desto besser sind Verwaltungsratsmitglieder über kritische Vorfälle in ihrem Unternehmen – wie beispielsweise Nachfrageeinbrüche, Hackerangriffe oder Personalproblematiken – informiert. Konkret gibt fast die Hälfte der Befragten, die ein Resilienzreporting zu vier oder fünf Ebenen erhalten, an, dass sie Kenntnis eines solchen Vorfalls aus den vergangenen 24 Monaten haben. Werden weniger Ebenen abgedeckt, sinkt dieser Anteil auf knapp ein Drittel.

Konjunktur-, Branchen- und Geschäftsaussichten

Konjunkturaussichten trüben sich tendenziell ein

Für die nächsten 12 Monate erwarten etwas mehr Verwaltungsratsmitglieder eine negative Konjunkturentwicklung als eine positive. Damit trüben sich die Aussichten im Vergleich zu den vorigen beiden Ausgaben des swissVR Monitors tendenziell ein. Grund hierfür sind unter anderem die Turbulenzen im internationalen Handel, die die Schweizer Wirtschaft und jene wichtiger Handelspartner spürbar verunsichern, da Margen unter Druck geraten und Unternehmen ihre Investitionen entweder aufschieben oder reduzieren.

Organisationsthemen im Verwaltungsrat

Ausschüsse vor allem in Grossunternehmen und in der Finanzindustrie

Knapp die Hälfte der Verwaltungsräte bildet Ausschüsse zu verschiedenen Themen. In Grossunternehmen sind es drei Viertel, in Kleinunternehmen ein Viertel. Hinsichtlich der Branche werden insbesondere in der Finanzindustrie Ausschüsse gebildet: Sieben von zehn Gremien haben hier mindestens einen Ausschuss. In den meisten anderen Branchen gibt es in weniger als der Hälfte der Verwaltungsräte einen Ausschuss. Jedoch werden in vielen Gremien einzelnen Mitgliedern Ressorts oder Spezialthemen zugewiesen.

Interviews

Mitglied des Verwaltungsrats der VISANA Gruppe, R&S Gruppe, RUAG International, Alstom Network (Schweiz) und N26 (Leitung der jeweiligen Nomination and Compensation Committees und Mitglied der Audit Committees)

Vorsitzende des Verwaltungsrats von Schenk, Mitglied des Verwaltungsrats von HUG und Reitzel sowie Präsidentin der Akademie für Verwaltungsratsmitglieder (ACAD)

Verwaltungsratspräsident von Air Zermatt und Air-Glaciers

Über die Umfrage
 

Kernstück des swissVR Monitors ist eine Umfrage, die die Vereinigung swissVR zusammen mit Deloitte und mit der Hochschule Luzern durchführt. Sie zielt darauf ab, halbjährlich die Meinungen von Schweizer Verwaltungsratsmitgliedern zu den Konjunktur-, Branchen- und Geschäftsaussichten sowie zu aktuellen Verwaltungsratsthemen zu ermitteln. Zudem wird jeweils ein Fokusthema speziell beleuchtet und Expertenmeinungen werden durch Interviews eingeholt. Mit 348 Umfrageteilnehmern in der aktuellen Ausgabe gibt der swissVR Monitor ein gutes Abbild der aktuellen Einschätzungen und Herausforderungen von Schweizer Verwaltungsräten.

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