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Innovation im öffentlichen Sektor

Rolf Brügger, Experte für den öffentlichen Sektor bei Deloitte Schweiz, spricht über die Umfrageergebnisse rund um die Wahrnehmungen und Erwartungen der Bürgerinnen und Bürgern der Schweiz sowie im öffentlichen Dienst tätigen Personen an digitale Dienstleistungen der öffentlichen Hand.

Der öffentliche Sektor hat grosse Fortschritte gemacht, es muss jedoch noch mehr getan werden. Einblicke wie die Schweizer Regierung weitere Fortschritte bei der Innovation erzielen kann.

Welche sind die Ergebnisse der Befragung?

Digitalisierung und Innovation im öffentlichen Sektor ist ein sehr spannendes Thema. Unsere repräsentative Umfrage hat ergeben, dass sich die Schweizer Bevölkerung mehr digitale Dienstleistungen wünscht. Diese sollten zudem schweizweit einheitlich sein. Wir sind der Überzeugung, dass das eine riesige Chance für den öffentlichen Sektor ist, um - gemeinsam mit allen Beteiligten - die Schweiz einen grossen Schritt weiter zu bringen.

Welche Dimensionen sind wichtig in Bezug auf Innovation und Digitalisierungspotenzial im öffentlichen Sektor?

Zwei Dimensionen sind wichtig in Bezug auf Innovation und Digitalisierungspotenzial im öffentlichen Sektor. Die erste Dimension bezieht sich auf die Kommunikation zwischen Bürgerinnen und Bürger und Unternehmen mit dem öffentlichen Sektor, die zweite Dimension auf die Kommunikation innerhalb des öffentlichen Sektors. Für mich als Person ist es vor allen Dingen wichtig, wie einfach ich meine Dienstleistungen mit dem öffentlichen Sektor digital und innovativ abwickeln kann. Wir sehen aber durchaus auch sehr viel Potenzial in dem zweiten Bereich, der Kommunikation innerhalb vom öffentlichen Sektor. Auch da hat die Vergangenheit gezeigt, dass es eben einiges an Entwicklungspotential gibt, beispielsweise im Bereich von Datenaustausch. Unsere Umfrage hat gezeigt dass Bürgerinnen und Bürger sehr stark den Wunsch nach einheitlichen schweizweiten digitalen Dienstleistungen im öffentlichen Sektor haben. Das bedeutet natürlich auch, dass sich die entsprechenden Player im öffentlichen Sektor verstärkt abstimmen sollten, um sicherzustellen, dass auf allen Stufen möglichst die gleichen Dienstleistungen etc. angeboten werden.

Was braucht es, um Innovation und Digitalisierung vorwärts zu bringen?

Man hört oft, dass es eine Technologiefrage ist. Das ist es natürlich, aber nicht nur. Für uns sind vier Aspekte wichtig. Erstens ist es die bereits angesprochene Technologie. Sprich die entsprechenden Mittel, wie Laptops usw. müssen zur Verfügung stehen damit digital gearbeitet werden kann. Das ist aber bei weitem nicht ausreichend. Der zweite wichtige Punkt sind die Prozesse. Sprich der Prozess muss konsequent digital umgesetzt sein, damit man das volle Potenzial ausgeschöpft werden kann. Wenn man beispielsweise Dokument immer wieder drucken und unterschreiben muss ist der Prozess noch nicht konsequent digital umgesetzt. Der dritte wichtige Punkt ist die Kultur. Kultur ist enorm wichtig, denn um Innovation und Digitalisierung zu ermöglichen, muss man sicherstellen, dass diese von den Mitarbeitenden auch entsprechend akzeptiert ist. Das gilt auch für die Bürgerinnen und Bürger. Der letzte Aspekt sind die rechtlichen Grundlagen. Diese müssen natürlich vorhanden sein, um das gesamte Potenzial der Digitalisierung im öffentlichen Sektor zu nutzen.

Was braucht es, um weitere Fortschritte erzielen zu können?

Ich denke, dass es zuerst einmal wichtig ist, festzuhalten, dass bereits enorme Fortschritte gemacht wurden; gerade in den letzten 12 Monaten. Um diese Entwicklung voranzutreiben sind aus meiner Sicht drei Aspekte zentral. Der erste wichtige Aspekt ist der gesetzliche Rahmen. Wie bereits angedeutet müssen gewisse gesetzliche Grundlagen bestehen, dass das Potenzial der Digitalisierung konsequent genutzt werden kann. Ich denke da beispielsweise an digitale Unterschriften. Der zweite Aspekt ist das Vertrauen der Bevölkerung in den öffentlichen Sektor. Die Akzeptanz der Bevölkerung von digitale Dienstleistungen entscheidet am Schluss über deren Erfolg. Unsere Umfrage hat gezeigt, dass es diesbezüglich gewisse Befürchtungen gibt im Hinblick auf Datenschutz und Datensicherheit. Es ist daher enorm wichtig, dass diese Punkte aufgenommen und adressiert werden, um dann eben auch sicherzustellen, dass die entsprechenden Dienstleistungen akzeptiert sind. Der dritte und letzte Punkt ist der Wille. Der Wille von Entscheidungsträgern, dass sie auch wirklich etwas verändern wollen. Hier sehen wir eine Riesenchance in der Zusammenarbeit, um hier die Beteiligten mit einzubeziehen so dass man am Schluss gemeinsam die Schweiz wirklich auch einen Schritt vorwärts bringen.

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