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Medienmitteilung - swissVR Monitor II/2018

Verwaltungsräte erhalten Lohn meist als Pauschale – von der Performance abhängige Vergütungen eher die Ausnahme

Zürich, 26. August 2018

Verwaltungsrätinnen und Verwaltungsräte tragen die langfristige strategische Verantwort-ung für ein Unternehmen. Dafür werden die meisten mit einer fixen Entschädigung abgegolten. Wenig verbreitet sind vom Geschäftsergebnis oder der persönlichen Leistung abhängige variable Vergütungen. Gemäss der aktuellen Ausgabe des swissVR Monitors ist der Zeitaufwand das meistgenannte Kriterium für die Festlegung des Lohns. Ausserdem wird Lohntransparenz hochgehalten: 89% legen die Entschädigungen innerhalb des Verwaltungsrats vollständig offen, 70% begrüssen eine detaillierte Offenlegung gegenüber dem Aktionariat. Die Befragung zeigt Erfreuliches: Die Entschädigungspauschale und die Hochhaltung der Transparenz entsprechen einer zeitgemässen Corporate Governance.

swissVR Monitor II/2018

Die für die Erfüllung der Aufgaben notwendige Zeit ist das meistgenannte Kriterium für die VR-Entschädi-gung: Zwei Drittel der Befragten (67%) bezeichneten den Zeitaufwand als eines der fünf wichtigsten Kriterien für die VR-Entschädigung, knapp die Hälfte der Befragten (48%) führte den Umfang der Verant-wortung und des Risikos und 42% die Anforderungen bezüglich Erfahrung, Fachwissen und Netzwerk als wichtigste Entschädigungskriterien an. Dies geht aus der halbjährlichen Umfrage von swissVR, einer führenden Vereinigung für Verwaltungsratsmitglieder, dem Beratungsunternehmen Deloitte und der Hochschule Luzern hervor. Der Geschäftserfolg des Unternehmens (20%) und die persönliche Leistung des einzelnen Verwaltungsratsmitgliedes (16%) werden von weniger Befragten genannt.

Gemäss den Umfrageresultaten werden in der Praxis oft einfache und pragmatische Modelle für die VR-Entschädigungen gewählt. So erhält eine Mehrheit der befragten Verwaltungsratsmitglieder (57%) eine Pauschale ausbezahlt. Ein knappes Fünftel (18%) bezieht eine fixe Entschädigung in Kombination mit Sitzungsgeldern und 4% werden sogar nur für die Sitzungen bezahlt. Eine vom Geschäftsergebnis abhängige variable Vergütung erhalten nur neun Prozent der Befragten. Dies entspricht grundsätzlich den Vorgaben einer guten Corporate Governance, denn die finanziellen Anreizmechanismen der VR-Entschädigung sollten sich von denjenigen der Geschäftsleitung unterscheiden.

Grossverdiener in der Minderheit

Die pauschalen Entschädigungsmodelle werden relativ konsequent durchgezogen. So ist es bei über der Hälfte der Befragten (53%) nicht üblich, ausserordentliche Aufwände, zum Beispiel in Krisen, speziell zu entschädigen. Die konkrete Höhe der Entschädigungen variiert stark, insbesondere auch nach Unter­nehmens­grösse. Von den befragten Verwaltungsratsmitgliedern mit Mandaten in Grossunternehmen (über 250 Mitarbeitende) verdient über ein Drittel mehr als CHF 100'000 pro Jahr. Von den Befragten mit Mandaten in Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitenden erhalten über die Hälfte (54%) weniger als CHF 15'000 pro Jahr und rund ein Fünftel (19%) sogar weniger als CHF 5'000.

«Es zeugt von einer verantwortungsvollen Corporate Governance, wenn die Entschädigung von Verwaltungs­rat und Geschäftsleitung auf unterschiedlichen Kriterien beruhen. Erfolgsabhängige Komponenten können bei der VR-Entschädigung aber durchaus sinnvoll sein, diese müssen aber auf die langfristige Unternehmensent­wicklung ausgerichtet werden. So kann ein Anteil der Entschädigung in Aktien ausgegeben werden, die für einen längeren Zeitraum gehalten werden müssen. Dies stärkt auch den Zusammenhalt des Gremiums, denn die Arbeit im Verwaltungsrat ist Teamarbeit», schlägt Reto Savoia, Vize-CEO von Deloitte Schweiz, vor.

Weitgehende Transparenz der Entschädigung

Verwaltungsräte pflegen eine transparente Kommunikation der Vergütung nach innen und aussen: So wissen 95% der Befragten über die Entschädigungen der anderen Mitglieder weitgehend Bescheid. Zudem gehört es für 92% der Befragten zu einer guten Corporate Governance, dass die Entschädigungen gegenüber den Aktionären im Detail dargelegt werden.

«Diese Resultate sind überraschend hoch und sehr positiv: Auch die meisten Schweizer Unternehmen, die gesetzlich nicht dazu verpflichtet sind, kommunizieren die VR-Vergütung transparent nach innen und aussen. Die umfassenden Diskussionen über Löhne von Topmanagern in den letzten Jahren haben eine positive Wirkung gehabt. Transparenz hat an Bedeutung gewonnen und ist ein wichtiger, vertrauensbildender Faktor geworden», erläutert Cornelia Ritz Bossicard, Präsidentin von swissVR.

Mandate-Sammler sind Auslaufmodell

Sitzungen machen nur einen kleinen Teil des Gesamtaufwandes für ein VR-Mandat aus: Zwei Drittel der befragten Verwaltungsratsmitglieder treffen sich drei bis sechsmal pro Jahr als gesamtes Gremium. Gleichzeitig wenden 87% der Befragten jährlich über sechs Tage für das VR-Mandat auf.

«Die Annahme mehrerer Mandate muss gut überlegt sein, denn die Verwaltungsratsarbeit ist über die letzten Jahre aufwändiger und komplexer geworden und die Verantwortlichkeiten gewachsen. Aktenstudium, Ausschuss-Meetings und Recherchen benötigen ein Mehrfaches der reinen Sitzungszeit. Der Mandate-Sammler ist daher ein Auslaufmodell», sagt Prof. Dr. Christoph Lengwiler, Dozent am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern und Vizepräsident von swissVR.

Regulierung: Hohe Bedeutung – negative Einschätzung

Die Umfrage zeigt weiter, dass Verwaltungsrätinnen und Verwaltungsräte damit rechnen, dass sich Regulier­ungs­dichte und -komplexität aus Unternehmenssicht negativ entwickeln. Den verschiedenen abgefragten Regulierungsfeldern werden allesamt eine relativ hohe Bedeutung zugemessen.

«Die Steuerungsgremien der Schweizer Wirtschaft haben grossen Respekt vor wachsender und komplexer werdenden Vorschriften. Ein Verwaltungsrat muss daher mit entsprechend qualifizierten Persönlichkeiten besetzt sein, die sich mit den relevanten Regulatorien auskennen sowie insgesamt einem starken CEO Paroli bieten können», sagt Reto Savoia.

Besserer Versicherungsschutz sinnvoll

Weiter legt die Studie offen, dass über drei Viertel (76%) der Befragten über eine Organhaftpflicht­versicherung verfügen. Je kleiner die Unternehmen, umso weniger sind die Verwaltungsratsmitglieder versichert: Bei kleinen Unternehmen sind 56% nicht versichert, bei mittelgrossen 31% und bei den grossen Unternehmen sind es 13%.

«Verantwortlichkeitsklagen gegen Mitglieder von Unternehmen haben in den letzten Jahren auch in der Schweiz zugenommen. Es ist zudem zu erwarten, dass der Gesetzgeber die Ansprüche an die Verantwort­lichkeit des Verwaltungsrates in Zukunft weiter verschärft. Ich rate daher auch kleineren Unternehmen, eine Organhaftpflichtversicherung für seine VR- und GL-Mitglieder abzuschliessen. Alternativ können sich Personen natürlich auch selbst versichern», führt Ritz Bossicard aus.

Positive Geschäftsaussichten bleiben bestehen

60% der befragten Verwaltungsratsmitglieder rechnen gemäss der regelmässigen Konjunkturbefragung des swissVR Monitor damit, dass sich ihr Geschäft in den nächsten 12 Monaten positiv entwickeln wird. Damit werden die Geschäftsaussichten insgesamt leicht negativer eingeschätzt als vor einem halben Jahr (64%), jedoch weiterhin positiver als die Aussichten der Konjunktur (54%) und der eigenen Branche (46%).

Die VR-Mitglieder aus der IT-Branche (76%) sowie aus dem verarbeitenden Gewerbe (73%) schätzen ihre Geschäftsaussichten am rosigsten ein. Demgegenüber liegen die positiven Einschätzungen für den Detail­handel und die Konsumgüterindustrie (57%) sowie die Finanzdienstleistungsindustrie (51%) unter dem Gesamtdurchschnitt.

Über den Bericht

Die halbjährliche Umfrage «swissVR Monitor» zielt darauf ab, die Einschätzungen von Verwaltungsratsmitgliedern zu Geschäftsaussichten, Umfeldfaktoren und strukturellen VR-Themen sowie in dieser Ausgabe zum Fokusthema VR-Vergütung zu erfassen. Die Umfrage wurde von swissVR in Zusammenarbeit mit Deloitte und der Hochschule Luzern im Zeitraum vom 18. Juni bis zum 28. Juli 2018 durchgeführt. Die 344 teilnehmenden Personen repräsentieren sowohl Verwaltungsratsmitglieder von börsenkotierten Unternehmen als auch von KMU und stammen aus allen relevanten Branchen.

swissVR

swissVR ist eine Vereinigung für Verwaltungsratsmitglieder und engagiert sich für die Professionalität, Qualität und die Wahrnehmung der Interessen von Verwaltungsräten. Die Vereinigung hat rund 750 Mitglieder, die Verwaltungsratsmandate in diversen Branchen und Regionen sowie in KMU und börsenkotierten Unternehmen wahrnehmen. Diese breite Abdeckung diverser Branchen, Regionen und Unternehmensgrössen ermöglicht einen vielfältigen Erfahrungsaustausch. Zudem bietet swissVR ein vielfältiges Veranstaltungsangebot, welches sich an den aktuellen Herausforderungen von Verwaltungsräten orientiert, sowie – in Zusammenarbeit mit Bildungspartnern – ein bedürfnisspezifisches Weiterbildungsangebot.

Hochschule Luzern – die Fachhochschule der Zentralschweiz

Die Hochschule Luzern ist die Fachhochschule der sechs Zentralschweizer Kantone und vereinigt die Departemente Technik & Architektur, Wirtschaft, Informatik, Soziale Arbeit, Design & Kunst sowie Musik. 6000 Studierende absolvieren ein Bachelor- oder Master-Studium, über 4400 besuchen eine Weiterbildung. Die Hochschule Luzern ist die grösste Bildungsinstitution in der Zentralschweiz und beschäftigt 1600 Mitarbeitende. www.hslu.ch

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