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Herbstüberlegungen

Reto Savoia verrät im Kurzgespräch, was ihn derzeit bewegt – im Geschäft und anderswo.

Jedes Quartal rückt Reto Savoia, CEO Deloitte Schweiz, aktuelle Themen in den Vordergrund. Er spricht über die Schweizer Wirtschaft und erläutert, wo er innerhalb des Unternehmens den nächsten Schwerpunkt setzt. Reto Savoia schaut zurück auf Ereignisse, die ihn beeindruckt haben, und wir bitten ihn, sich zwischen zwei Dingen zu entscheiden, ohne viele Worte zu verlieren. Jedes Quartal aufs Neue!

Wirtschaft und Geschäft

Welche aktuelle Herausforderung für die Schweizer Wirtschaft steht für dich in den kommenden drei Monaten im Vordergrund?

Wie die jüngsten Konjunkturdaten des Staatssekretariats für Wirtschaft zeigen, sollte die Schweizer Wirtschaft 2024 um 1,2 Prozent wachsen. Das sind, wie bereits im Vorjahr, tiefe, unzureichende Zahlen, die das Wirtschaftspotenzial des Landes nicht ausschöpfen.

Umso wichtiger ist es, dass wir die Rahmenbedingungen für Unternehmen attraktiver machen. Diesbezüglich sehe ich aber einige dunkle Wolken: Die heftigen finanzpolitischen Diskussionen in der zurückliegenden Herbstsession zeigen, dass hart um zahlreiche Partikularinteressen von Branchen, Kantonen und Wählergruppen gekämpft wird. Insgesamt leben wir klar über unsere Verhältnisse. Das zeigen auch die aktualisierten Prognosen zur AHV. Immerhin zeichnet sich eine gewisse Konsensfindung im bürgerlichen Lager ab, was die künftigen Prioritäten angeht.

Wenig hilfreich ist in diesem Zusammenhang, dass die verschiedenen, dringend nötigen Reformen, etwa in der Altersvorsorge oder im Gesundheitswesen, kaum vom Fleck kommen. Auch auf dem Weg zur angestrebten Klimaneutralität geht es nur langsam voran: Da glaubt man – auf theoretischer Ebene –, mögliche Lösungen zur Produktion von mehr klimaschonender Energie gefunden zu haben, und schon stossen diese in der Praxis auf teils massiven Widerstand aufgrund von Partikularinteressen. Wir werden auf allen Reformgebieten einen nationalen Konsens finden müssen. Das bedingt wieder mehr Kompromissbereitschaft von allen Akteuren und den Willen, auch viel stärker generationen- und kantonsübergreifend zu denken.

Wichtig bleibt zudem ein zentrales Anliegen der Schweizer Wirtschaft: die Sicherung bzw. Verbesserung der Beziehungen zu unseren wichtigsten Handelspartnern, insbesondere den Ländern der EU. Die Komplexität nimmt dabei laufend zu und betrifft mittlerweile auch stark verteidigungs-, sicherheits- und neutralitätspolitische Aspekte, die naturgemäss besonders heikel sind.

Welche Priorität steht für Deloitte Schweiz in den kommenden Monaten im Vordergrund?

Ganz klar die weitere Stärkung unserer Marktposition. Unsere jüngsten Zahlen zeigen, dass wir deutlich über dem Gesamtmarkt gewachsen sind. Das ist keine Selbstverständlichkeit und erfordert einen sehr weitblickenden Umgang mit verschiedenen Unternehmensthemen – mit Blick auf Marktentwicklungen und Kundenbedürfnisse wie auch nach innen, auf die Fähigkeiten und Bedürfnisse unserer Mitarbeitenden. Ebenso auf technologische Entwicklungen, die wiederum grosse Investitionen erfordern.

Unser Hauptfokus liegt dabei auf aktuellen Entwicklungen im Technologiebereich – dazu zählen Cybersicherheit, Cloud, SAP und GenAI – sowie in den Bereichen Nachhaltigkeit und M&A, wo wir Kunden von A bis Z – neudeutsch würde man sagen: End-to-end – unterstützen.
Es freut mich besonders, dass wir mit unseren Studien und unserer fundierten Thought Leadership kontinuierlich wertvolle Beiträge zu aktuellen Themen leisten. Dazu zählen unter anderem Nachhaltigkeit, digitale Innovationen wie künstliche Intelligenz, Cloud-Technologie und Cybersicherheit, die Vermögensverwaltung für Privatkunden, die Entwicklung der Krankenkassenprämien sowie die Bedürfnisse von CFOs.

Tief beeindruckt

Welches jüngste Ereignis hat dich persönlich besonders beschäftigt oder beeindruckt?

Ich hatte kürzlich ein sehr positives, inspirierendes Gespräch mit einer Gruppe jüngerer Leute. Dabei ist mir – trotz all der Probleme, Krisen und Kriege, die wir seit Jahren erleben und die wir zu Recht sehr ernst nehmen – wieder einmal bewusst geworden, dass die Menschheit während der letzten zwei Generationen auch massive Fortschritte gemacht hat. Insgesamt geht es ihr vermutlich besser denn je, etwa bezüglich Bildung, Gleichberechtigung, Menschenrechte, Ernährung, Gesundheit, soziale Sicherheit und vieles mehr. Wohlgemerkt: Es gibt auf der Welt noch viel zu viel Leid und Ungerechtigkeit, und wir dürfen uns nicht mit dem Status quo zufriedengeben. Aber es scheint mir von Bedeutung, dass wir uns auch der Erfolge bewusst sind und diese entsprechend würdigen. Es ist wichtig, dass die nächste Generation mit ihrer hohen Motivation auf der in vielen Bereichen guten Basis aufbaut.

Entweder – oder

Auf ein Wort: Lieber ein gemütlicher Spaziergang durch den herbstlichen Wald oder ein genüssliches Beisammensein zu feinem «Herbstessen»?

Ich bin sehr gerne in der Natur und an der frischen Luft, aber es geht nichts über ein gemütliches Beisammensein mit Familie und Freunden!

Vorherige Ausgaben

Wirtschaft und Geschäft

Welche aktuelle Herausforderung für die Schweizer Wirtschaft steht für dich in den kommenden drei Monaten im Vordergrund?

Die Schweiz muss ihre Position in der Welt neu kalibrieren: wirtschaftlich, aber auch insgesamt, als Land. In wirtschaftlicher Hinsicht stehen unsere Beziehungen zur Europäischen Union im Zentrum, wo seit März Verhandlungen laufen. Der Start dazu war schwierig, nicht zuletzt, da die Schweiz – in guter Absicht – ihre Ziele von Anfang an transparent gemacht hat, was aber primär ein breites Spektrum von Bedenkenträgern auf den Plan gerufen hat. Mittlerweile haben sich wesentliche konstruktive Kräfte aktiv in die Debatte eingeschaltet, darunter nebst wichtigen Verbänden auch die Kantone. Um unser Verhältnis zur EU zu klären, und damit Unsicherheiten in den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu minimieren, ist es jedenfalls wichtig, dass das Volk zeitnah zu einem konkreten Abkommen Stellung beziehen kann. Das Ergebnis einer solchen Abstimmung gilt es dann «ohne Wenn und Aber» zu akzeptieren.

Zur wirtschaftlichen Stärkung gehören aber auch weitere Abkommen, wie das erfolgreich abgeschlossene Freihandelsabkommen mit Indien, oder das angestrebte Freihandelsabkommen mit dem Vereinigten Königreich. 

Sodann muss es uns als Land gelingen, wichtige Wirtschafts- und Gesellschaftsbereiche konsequent zu reformieren. Der Spardruck sollte eigentlich helfen, Probleme nicht mehr länger nur zu bewirtschaften, sondern mit Dringlichkeit konkrete Lösungen zu verabschieden, die aber auch in finanzieller Hinsicht nachhaltig sein müssen. Dabei ist es unvermeidbar, klare Prioritäten zu setzen.

Im Aussenverhältnis muss die Schweiz sorgfältig abwägen, wie sie sich in der sich formenden neuen geopolitischen Landschaft zurechtfinden will. Stichworte dazu sind: die Neutralitätspolitik, das Verhältnis zur NATO, unsere Beziehungen zur EU, zu den USA und zu China bzw. den BRICS-Staaten sowie unsere  Sanktionspolitik. Im Wissen um die starke Exportabhängigkeit unserer Wirtschaft sind hier eine klare Haltung und Weitsicht gefragt. Wir brauchen Antworten auf die neuen realpolitischen Machtverhältnisse.

Welche Priorität steht für Deloitte Schweiz in den kommenden Monaten im Vordergrund?

Nach Abschluss eines weiteren, sehr erfolgreichen Geschäftsjahres fokussieren wir auch in den kommenden Monaten stark auf eine kontinuierliche Weiterbildung und Karriereentwicklung unserer Mitarbeitenden. Dazu haben wir kürzlich in Paris die Deloitte University eröffnet, eine inspirierende, wunderbare Weiterbildungsstätte, die unseren Mitarbeitenden zur Verfügung steht. 

Das Wissen über künstliche Intelligenz, Nachhaltigkeit sowie über vielfältige branchen- und dienstleistungsspezifische Themen vermitteln wir über eine ganze Palette von Weiterbildungsformaten, von mehrwöchigen Lerninitiativen über tageweise Workshops und Events bis zu klassischen  «Brownbag Sessions».  Diese Aktivitäten fördern nicht nur die fachliche Kompetenz, sondern auch die bereichsübergreifende Zusammenarbeit und das gegenseitige Verständnis innerhalb unseres Unternehmens.

 

Tief beeindruckt

Welches jüngste Ereignis hat dich persönlich besonders beschäftigt oder beeindruckt?

Die Schweizer Fussballmannschaft hat eine beeindruckende Leistung gezeigt: Starke Einzelspieler, denen auch individuelle Freiheiten eingeräumt wurden, wobei aber immer der Erfolg als Team im Vordergrund stand. Dabei zeigte das Team Optimismus, Spielfreude, Vorwärtsdrang, Mut und Konsequenz. Eine solche Haltung brauchen wir auch als Land.

 

Entweder – oder

Auf ein Wort: Fussball-EM im Public Viewing, bei Freunden oder zu Hause vor dem eigenen Bildschirm?

Vor dem eigenen Bildschirm. Dann kann ich mich noch entspannter «gehen lassen».

Wirtschaft und Geschäft

Welche Herausforderung für die Schweizer Wirtschaft steht für dich in den kommenden drei Monaten im Vordergrund?

Ganz sicher die Entwicklungen im Bereich generativer künstlicher Intelligenz (GenAI). Obwohl sie für die Schweiz eine hervorragende Chance darstellt, ist sie auch eine grosse Herausforderung. Im Gegensatz zu anderen Entwicklungen wie dem Metaverse wird generative KI fundamentale Veränderungen mit sich bringen, die alle Branchen betreffen werden. Daher sind praktisch alle Unternehmen – auch der Staat! – gezwungen, ihre Mitarbeitenden zu schulen, um jederzeit sichere KI-Anwendungen zu gewährleisten, alle Prozesse zu überprüfen und ihre Geschäftsmodelle entsprechend anzupassen. Dies bietet jedoch auch zahlreiche Chancen für neue Geschäftsmöglichkeiten und das Potenzial für Effizienzsteigerungen und eine Stärkung der Innovationskraft.

Ich bin da sehr positiv: Die Schweiz verfügt im Technologie- und Softwarebereich über ausgewiesene Stärken und ist etwa in der Pharma-, Luxusgüter-, MEM- und Finanzbranche sehr wettbewerbsfähig. Entsprechend werden wir von der generativen KI stark profitieren können. Ich bin überzeugt, dass GenAI ein wichtiger Wachstumstreiber wird.

Welche Priorität steht für Deloitte Schweiz in den kommenden Monaten im Vordergrund?

GenAI steht auch für uns als Firma ganz oben auf der Agenda. Wir sind dabei, die Möglichkeiten dieser Technologie sowohl für unsere Kunden wie auch intern voll auszuloten. Bereits heute setzen wir innovative Tools ein, darunter ein «ChatGPT»-Äquivalent namens «PairD», das unsere Mitarbeitenden im Geschäftsalltag unterstützt. Um das Verständnis und die Nutzung von generativer KI weiter zu fördern, bieten wir zahlreiche Kurse an und organisieren eine spezielle GenAI-Woche mit verschiedenen Events. Diese Initiative zielt darauf ab, das ganze Potenzial von generativer KI aufzuzeigen. Wir wollen unsere Kundschaft wie auch uns selbst jederzeit auf dem neuesten Stand halten.

Wir arbeiten dabei eng mit vielen anderen Ländergesellschaften zusammen, um Lösungen zu entwickeln, mit denen wir über die Grenzen hinweg Mehrwert schaffen können. Aktuell erarbeiten wir wichtige Rahmenbedingungen für den Einsatz generativer KI in verschiedenen Geschäfts- und Dienstleistungsbereichen. So wollen wir die GenAI zur Stärkung unserer Effizienz nutzen, gleichzeitig aber auch unsere ethische Verantwortung wahrnehmen.

Tief beeindruckt

Welches jüngste Ereignis hat dich persönlich besonders beschäftigt oder beeindruckt?

Das war sicherlich die Abstimmung über die 13. AHV-Rente von Anfang März. Ich hatte mich öffentlich dagegen ausgesprochen, da dies unsere öffentlichen Finanzen stark belasten würde. Als Demokrat akzeptiere ich selbstverständlich das klare Abstimmungsresultat. Wir müssen aber besorgt sein, dass wir den neuen Verfassungsauftrag nachhaltig finanziert umsetzen – das sind wir der Gesellschaft und insbesondere der jüngeren Generation schuldig. Andernfalls riskieren wir einen Bruch des bisher starken Generationenvertrags, und das gilt es auf jeden Fall zu verhindern.

Die kommenden Monate werden zeigen, ob wir einen tragfähigen Kompromiss finden, der diesem Anspruch genügt. Hier sehe ich nun primär die Initiantinnen und Initianten in der Pflicht, konstruktive Vorschläge zu machen.

Entweder – oder

Espresso auf der Piazza oder wandern in den Bergen – Wo zieht es dich hin?

Ein duftender Espresso auf der Piazza, wo ich mit Freunden die Sonne geniesse!

Wirtschaft und Geschäft

Welche aktuelle Herausforderung für die Schweizer Wirtschaft steht für dich in den kommenden drei Monaten im Vordergrund?

Ein Blick in unser Kundenportfolio und eine Analyse der neuesten Wirtschaftsdaten lassen eine rückläufige Dynamik bei der inländischen Nachfrage erkennen. Gleichzeitig zeichnet sich eine zunehmend schwierige Lage in wichtigen Exportmärkten ab, insbesondere in Deutschland und den USA. Deutschland ist konfrontiert mit Herausforderungen im Energie- und Automobilsektor, einer hohen Verschuldung und der wachsenden Belastung seiner Rolle als einstige Wachstumslokomotive Europas. In den USA wirkt sich die tiefe gesellschaftliche und geopolitische Spaltung nicht nur auf die politische, sondern auch auf die wirtschaftliche Ebene aus. Diese Faktoren schwächen die Reformfähigkeit des Landes und unterminieren seine globale Führungsposition.

Angesichts der enormen Bedeutung dieser beiden Exportmärkte für Schweizer KMU und Grossunternehmen sind dies zweifellos beunruhigende Nachrichten zu Beginn des Jahres. Die immer noch hohe – wenn auch nachlassende – Inflation in fast allen Exportmärkten, gepaart mit einem starken Schweizer Franken, verschärft die Situation zusätzlich.

Welche Priorität steht für Deloitte Schweiz in den kommenden Monaten im Vordergrund?

Das Thema Nachhaltigkeit steht für uns auch dieses Jahr weit oben auf der Agenda – intern, aber auch in der Kundenberatung. Denn seit dem 1. Januar gelten die Anforderungen der «Verordnung zur Klimaberichterstattung» für alle Schweizer Publikumsgesellschaften, die bestimmte Grössenkriterien erfüllen.

Gemäss der «Task Force on Climate-related Financial Disclosures» verlangt die Verordnung eine ausführliche Berichterstattung zu klimarelevanten Unternehmensinformationen bezüglich Governance, Strategie, Risikomanagement und KPIs.

Einige Schweizer Gesellschaften müssen sich sogar nach der europäischen «Corporate Sustainability Reporting Directive» richten. Diese ist noch viel breiter und umfasst Informationen zu Biodiversität, Verschmutzung, Kreislaufwirtschaft, Wasser- und Meeresressourcen, eigener Belegschaft, betroffenen Gesellschaften und Unternehmensverhalten.

Die rechtskonforme Umsetzung dieser Vorschriften wird für viele Unternehmen sehr aufwendig und zeitintensiv sein.

Tief beeindruckt

Welches jüngste Ereignis hat dich persönlich besonders beschäftigt oder beeindruckt?

Die Bundesratswahlen vom 13. Dezember. In einem gesellschaftlich und geopolitisch aufgeheizten Umfeld hat unsere Bundesversammlung ein eindrückliches Statement abgegeben. Sie hat gezeigt, dass das zwar unspektakuläre und vielleicht sogar langweilige politische System in der Schweiz zuverlässig ist wie ein Schweizer Uhrwerk. Ein kurzer Vorwahlkampf, primär im kleinen Kreis, ein paar Wahlgänge zur Besetzung der sieben Bundesratssitze, anschliessend keine Bedenkzeit der Gewählten oder langwierige Regierungspartnersuche wie in anderen Ländern. Und weiterhin sind die vier grössten Parteien des Landes in die Regierung eingebunden, was der anhaltenden Stabilität – und damit auch Rechts- und Investitionssicherheit – im Land förderlich ist.

Entweder – oder

Auf ein Wort: Fondue oder Raclette

Ganz klar Raclette! Das gemütliche Zusammensein und die angeregten Gespräche dauern dann noch länger.

Wirtschaft und Geschäft

Welche aktuelle Herausforderung für die Schweizer Wirtschaft steht für dich in den kommenden drei Monaten im Vordergrund?

Laut jüngsten Daten haben sich die Wirtschaftsaussichten leicht eingetrübt, gerade auch mit Blick auf 2024, wo der Bund derzeit mit einem Wachstum von 1,2% rechnet.

Umso wichtiger wird die Arbeit des neu gewählten Parlaments. Ich wünsche mir sehr, dass sich die gewählten Politikerinnen und Politiker nicht mit Problembewirtschaftung begnügen, sondern sich um eine echt nachhaltige Entwicklung kümmern. Sprich: um solide Finanzen und eine starke Wirtschaft, stabile gesellschaftliche Verhältnisse und eine intakte Umwelt.

Welche Priorität steht für Deloitte Schweiz in den kommenden Monaten im Vordergrund?

Künstliche Intelligenz, vor allem Gen AI (generative KI), ist in aller Munde, bei unseren Kunden wie auch bei uns selbst. Ich erwarte grosse Effizienzgewinne und Innovationssprünge, gerade auch dank Entlastung von repetitiver und administrativer Arbeit.

Wir müssen aber auch die potenziellen Schattenseiten dieser rasanten Entwicklung ernst nehmen: neu entstehende Risiken in den Griff bekommen und Berührungsängste adressieren. Deloittes kürzlich veröffentlichte Studie «KI am Arbeitsplatz» zeigt, dass fast die Hälfte der befragten Mitarbeitenden besorgt ist, ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Hier gilt es Ängste abzubauen, Chancen aufzuzeigen und Vertrauen zu schaffen.

Tief beeindruckt

Welches jüngste Ereignis hat dich persönlich besonders beschäftigt oder beeindruckt?

Die Verleihung des Friedensnobelpreises an die Iranerin Narges Mohammadi. Diese beeindruckende Frau kämpft seit Jahrzehnten – und unter Inkaufnahme von enormen persönlichen Verlusten – für die Menschenrechte im Iran. Ich bewundere ihren Mut, mit dem sie sich besonders für die Abschaffung der Todesstrafe sowie für die Respektierung der Rechte von Frauen und Mädchen einsetzt.

Entweder – oder

Auf ein Wort: Meer oder Berge? Wohin zieht es dich in den Sommerferien?

Grundsätzlich mag ich beide. Da meine drei Kinder bereits dem Samichlausalter entwachsen sind, ist Halloween mit viel Pumpkin Pie mehr «en vogue».

Wirtschaft und Geschäft

Welche aktuelle Herausforderung für die Schweizer Wirtschaft steht für dich in den kommenden drei Monaten im Vordergrund?

Die Konjunkturdaten deuten für dieses Jahr auf ein durchschnittliches Wachstum für die Schweiz hin. Eine grosse Stütze der Wirtschaft ist der starke Inlandkonsum und der florierende Arbeitsmarkt.

Die gebündelten Risiken im Zusammenhang mit Inflation, Arbeitskräftemangel, schwacher Wirtschaftsentwicklung in wichtigen Absatzmärkten, ungesicherter Energieversorgung sowie hängige Reformvorhaben bedrängen unseren Wohlstand allerdings nach wie vor.

Parallel dazu muss unsere Gesellschaft zunehmend lernen, mit künstlicher Intelligenz umzugehen, die Risiken zu erkennen, aber natürlich vor allem auch die Chancen zu nutzen.

Welche Priorität steht für Deloitte Schweiz in den kommenden Monaten im Vordergrund?

Wir sind mit viel Dynamik in unser neues Geschäftsjahr gestartet. Dazu gehörte die Beförderung von zehn erfahrenen Persönlichkeiten zu Partnerinnen und Partnern und von vielen weiteren hochqualifizierten Mitarbeitenden in höhere Funktionsstufen.

Wir achten auf eine gezielte Weiterentwicklung der jüngeren Mitarbeitenden. Nebst einem für sie attraktiven Arbeitsumfeld und vielen Weiterbildungsmöglichkeiten ist auch unser Next Generation Advisory Board, dem rund ein Dutzend hochmotivierte jüngere Mitarbeitende angehören, von grosser Bedeutung.

Wir alle werden in den nächsten Monaten stark gefordert sein, unsere Kunden bei der Lösung ihrer teils sehr komplexen Herausforderungen zu unterstützen. Dazu gehört der Umgang mit den eingangs genannten Risiken, die aber immer auch substanzielle Chancen eröffnen.

Tief beeindruckt

Welches jüngste Ereignis hat dich persönlich besonders beschäftigt oder beeindruckt?

Nach wie vor die Menschen in der Ukraine: Ihr Mut, ihre Entschlossenheit und ihre Widerstandskraft sind unglaublich. Die Art und Weise, wie sie mit den mittlerweile über ein Jahr dauernden Entbehrungen, mit Angst und Schrecken sowie den menschlichen und materiellen Verlusten umgehen, beeindrucken mich tief.

Entweder – oder

Auf ein Wort: Meer oder Berge? Wohin zieht es dich in den Sommerferien?

Ich habe beides sehr gern. Dieses Jahr werde ich aber weder das eine noch das andere besuchen: Ich werde meine Sommerferien in der Wüste verbringen.

Wirtschaft und Geschäft

Welche aktuelle Herausforderung für die Schweizer Wirtschaft steht für dich in den kommenden drei Monaten im Vordergrund?

Die meisten Betriebe sind mit einem ganzen Bündel schwer vorhersehbarer Entwicklungen konfrontiert: Geopolitik und – eng damit verbunden – Energiepolitik, Teuerung und Zinsen, konjunkturelle Abkühlung, ausstehende Handelsabkommen – vor allem mit EU und UK –, Arbeitskräftemangel sowie Reformstau, insbesondere bei der Altersvorsorge und im Gesundheitswesen. Vor diesem Hintergrund Investitionsentscheide zu treffen, braucht sehr viel Weitsicht und unternehmerischen Mut! Hinzu kommen die Herausforderungen und Unsicherheiten im Finanz- und Bankensektor, wobei in der Schweiz die Operationalisierung der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS bewältigt werden muss. Bei dieser Gemengelage versteht es sich von selbst, dass das eher zurückhaltende Investitionsklima auch die Wachstumsaussichten dämpft.

Welche Priorität steht für Deloitte Schweiz in den kommenden Monaten im Vordergrund?

Zuallererst, unsere Kundinnen und Kunden durch diese volatilen Zeiten eng zu begleiten, und zwar in allen relevanten Themenbereichen. Auf Kundenseite stehen insbesondere die Themen Nachhaltigkeit, Wachstum sowie Digitalisierung weiterhin ganz oben auf der Agenda. Was die Nachhaltigkeit anbelangt, so leisten wir durch unsere firmeninterne, weltweite WorldClimate-Strategie einen entsprechenden Beitrag. Diese sieht nicht nur die Halbierung der durch Geschäftsreisen verursachten Emissionen bis 2030 vor – unsere Mitarbeitenden sind vielmehr täglich aufgefordert, sämtliche Aktivitäten nachhaltig zu gestalten. Dies umfasst die Kundenarbeit genauso wie interne Aktivitäten und Events. Zu diesem Zweck haben wir für alle Mitarbeitenden einen einfachen, praktischen Prozess aufgesetzt, der sämtliche Anspruchsgruppen mit einbezieht. Als global grösstes Prüfungs- und Beratungsunternehmen mit weltweit über 400’000 Mitarbeitenden – davon 2’600 in der Schweiz – stehen wir in der Verantwortung, in unserer Branche mit gutem Beispiel voranzugehen.

Tief beeindruckt

Welches jüngste Ereignis hat dich persönlich besonders beschäftigt oder beeindruckt?

Die zwar intensive, aber aus meiner persönlichen Sicht bisher wenig zielführende Diskussion um die Schweizer Neutralität. Bei allem Verständnis für die Geschichte und die Traditionen unseres Landes: Der russische Aggressionskrieg gegen die Ukraine bedroht fast alles, wofür wir in Westeuropa stehen: Demokratie, Rechts- und Sozialstaat sowie wirtschaftliche und gesellschaftliche Freiheiten.

Da mutet es fast schon zynisch an, wenn wir auf die restriktivste mögliche Interpretation des Neutralitätsrechtes pochen – und dies zu einem Zeitpunkt, da Europa sich unter der Führung der USA endlich zusammenrauft und gemeinsam versucht, das unermessliche Leid des ukrainischen Volkes zu stoppen und internationalem Völkerrecht wieder Geltung zu verschaffen.

Entweder – oder

Auf ein Wort: Lieber Ostereier suchen oder ans Sechseläuten gehen

Ganz klar Ostereier verstecken und Ostereier suchen – im Kreise der Familie, mit anschliessendem festlichem Brunch.

Wirtschaft und Geschäft

Welche aktuellen Herausforderungen für die Schweizer Wirtschaft stehen für dich derzeit im Vordergrund?

Zentrale Treiber sind die hohe Inflation in wichtigen Beschaffungs- und Absatzmärkten unserer Volkswirtschaft, der erstarkte Schweizer Franken und der sich abzeichnende Wirtschaftsabschwung. Sollten wichtige Handelspartner tatsächlich in eine Rezession schlittern, wäre dies für unsere stark exportorientierte Wirtschaft eine grosse Herausforderung. Eine weitere ist der ausgetrocknete Arbeitsmarkt. Er bremst ein stärkeres Wirtschafts- und dadurch auch Wohlstandswachstum. Wir tun gut daran, die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Risiken dieser Treiber nicht zu unterschätzen.

Welches Thema steht für Deloitte Schweiz in den kommenden drei Monaten im Vordergrund?

Wir sind dabei, unsere vielfältigen Erfahrungen mit hybridem Arbeiten weiterzuentwickeln, und wir nutzen die vielen positiven Erkenntnisse, die uns das Arbeiten auf Distanz gebracht hat: die stark erhöhte Flexibilität, das fokussierte und ruhige Arbeiten sowie der Zeitgewinn ohne Pendeln. Zudem ist uns bewusst, wie wesentlich die physische Präsenz vor Ort beim Kunden oder im Büro ist – für den Teamgeist, die Firmenkultur, die Beziehungspflege und die Kreativität. Unsere Mitarbeitenden profitieren künftig von noch grösseren Freiheiten, was den Ort ihres Wirkens angeht. Gleichzeitig wissen sie, wie wichtig im «People Business» der persönliche Austausch sowohl für den Kundenerfolg wie auch für ihre eigene Karriere ist.

Tief beeindruckt

Welches Ereignis hat dich in den vergangenen Monaten speziell beeindruckt?

Die Kräfte, die der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine mobilisiert hat. Fast alle europäischen Länder haben sich rasch zusammengeschlossen, um die Werte unserer westlichen Zivilisation zu verteidigen. Es war beeindruckend zu sehen, wie schnell die Staaten bestehende Abhängigkeiten abgebaut und alternative Erdöl- und Erdgaslieferanten gefunden haben. Selbst alternative Energieprojekte kommen nun viel rascher voran. Besonders beeindruckt bin ich von der enormen Hilfsbereitschaft der Menschen und deren Eigeninitiative. Ebenso war es einmal mehr spannend zu sehen, wie die USA erneut Leadership gezeigt hat.

Die Revitalisierung Europas verringert die Abhängigkeit von autoritär geführten Ländern und stärkt die Resilienz der freiheitlichen Welt. Noch schöner wäre es, wenn wir geopolitische wie auch andere existenzielle Herausforderungen künftig proaktiv angehen könnten.

Entweder – oder

Was spricht dich eher an: Weihnachten oder Sylvester?

Weihnachten, da ich das gemütliche und sinnliche Zusammensein im engsten Kreis schätze. Aber ich gebe zu: Auch Sylvester hat seinen Reiz, wenn wir voller Zuversicht ins neue Jahr aufbrechen!