Trotz andauernder geopolitischer Spannungen, Handelskonflikte und neuer US-Zölle zeigen sich Schweizer Finanzchefs zuversichtlicher als im Frühling. Viele rechnen aber mit einem weiterhin schwierigen wirtschaftlichen Umfeld und fordern Massnahmen von der Politik für mehr Freihandel, wie die aktuelle CFO-Umfrage von Deloitte zeigt. Über ein Drittel der CFOs planen derweil einen Stellenabbau in der Schweiz.
Die Erwartungen der CFOs zur wirtschaftlichen Entwicklung in der Schweiz haben sich seit dem Tiefpunkt nach dem Zollschock im Frühjahr merklich verbessert (siehe Abbildung 1), bleiben für die Schweiz aber verhalten: 37 Prozent gehen von einer negativen oder sehr negativen Konjunkturentwicklung aus, 24 Prozent sind positiv oder sehr positiv gestimmt, wie aus der aktuellen CFO-Umfrage des Prüfungs- und Beratungsunternehmens Deloitte Schweiz hervorgeht.
Auch auf Unternehmensebene zeichnet sich eine Erholung ab. Über die Hälfte (52%) der befragten CFOs blickt optimistisch auf die finanzielle Entwicklung ihres Unternehmens in den nächsten zwölf Monaten, im April waren es noch weniger als halb so viele (23%). 36 Prozent erwarten zudem steigende Margen.
In der Einschätzung mit Blick auf die wichtigsten Handelspartner zeigen sich eklatante Unterschiede: Während die CFOs die wirtschaftliche Entwicklung der USA und Deutschlands für die kommenden zwölf Monate weiterhin sehr negativ einschätzen (USA: 62% negativ oder sehr negativ; Deutschland: 48% negativ oder sehr negativ), beurteilen sie die Aussichten für China wesentlich positiver (39% positiv oder sehr positiv).
Der starke Franken und die im August eingeführten US-Einfuhrzölle von 39 Prozent auf verschiedene Schweizer Exporte setzen den Wirtschaftsstandort Schweiz unter Druck. Dies zeigt sich auch in der Personalplanung: Mehr als ein Drittel der befragten CFOs (37%) erwartet deshalb, dass ihr Unternehmen in den kommenden zwölf Monaten in der Schweiz Stellen abbauen wird. Gleichzeitig rechnen ähnlich viele (35%) damit, dass die Anzahl ihrer Mitarbeitenden im Ausland wachsen wird, was auf eine Arbeitsplatzverlagerung ins Ausland hindeutet.
«International sehen wir grosse Unsicherheiten, die CFOs sind trotz der anspruchsvollen Lage aber relativ positiv gestimmt. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Schweizer Unternehmen gut darin sind, mit schwierigen Situationen umzugehen und sich anzupassen. Die Unternehmen setzen auf ihre Erfahrung und Agilität, um die aktuellen Herausforderungen zu meistern. Entscheidend wird nun sein, dass die Politik die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verbessert und hängige Reformen anpackt», sagt Alessandro Miolo, Leiter Audit & Assurance bei Deloitte Schweiz.
Die grössten Unternehmensrisiken sind denn auch allesamt geprägt von internationalen Faktoren: Geopolitische Herausforderungen stehen unverändert auf Platz eins des Sorgenbarometers der befragten CFOs, gefolgt von Handelskonflikten und Währungsrisiken, die stark an Bedeutung gewonnen haben. Der schwächere US-Dollar gegenüber dem Franken erschwert die Exportbedingungen zusätzlich.
Unternehmen reagieren auf die gestiegenen Handelshemmnisse vor allem mit Anpassungen der Verkaufspreise (34%) und Kostenreduktionen (27%). 9 Prozent erwägen eine Verlagerung ihrer Produktion ins Ausland oder zwischen ausländischen Standorten. Gleichzeitig sehen viele CFOs die aktuelle Krise als Chance, verstärkt in Technologie und neue Geschäftsfelder zu investieren, um ihre Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz langfristig zu stärken.
Durch externe Faktoren, wie die US-Zölle und geopolitische Spannungen, steht der Standort Schweiz stark unter Druck. Die befragten CFOs fordern daher gezielte Massnahmen zur Verbesserung der Standortattraktivität (siehe Abbildung 2). An erster Stelle stehen dabei die Forderung nach weiteren Verhandlungen zur Reduktion der US-Zölle auf Schweizer Exporte und weitere Freihandelsabkommen mit anderen Staaten (beide je 55% Zustimmung). Danach folgt der Abschluss der neuen Verträge mit der EU (51% Zustimmung). Die Sicherung des liberalen Schweizer Arbeitsmarkts ist immerhin noch 44 Prozent der Befragten wichtig. Andere Massnahmen, wie die Aussetzung der OECD-Mindeststeuer oder generelle steuerliche Entlastungen, werden nur von wenigen CFOs (je 18%) als Teil der Top-5-Massnahmen angesehen.
«Die Schweiz ist und bleibt ein Exportland. Was unsere Wirtschaft jetzt von der Politik braucht, sind klare Signale und konkrete Schritte, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen. Der Abbau von Handelshemmnissen, die Förderung von Freihandel und ein breiter Bürokratieabbau sind entscheidend. Diese Massnahmen sind weit mehr als Wirtschaftspolitik zur Standortattraktivität: Sie sind zentral für die Stabilität unseres Landes – für Beschäftigung, Steuereinnahmen und die langfristige Sicherung unserer Sozialsysteme», betont Michael Grampp, Chefökonom bei Deloitte Schweiz.
Die aktuelle CFO-Umfrage in der Schweiz wurde online vom 8. bis 29. September 2025 durchgeführt. 119 CFOs aus allen wichtigen Branchen und sowohl von kotierten als auch nicht-kotierten Unternehmen haben teilgenommen. Die aktuelle Umfrage ist die 50. Ausgabe seit Beginn der Umfrage im Jahr 2009. In den letzten 16 Jahren hat die Umfrage die Höhen und Tiefen der Wirtschafts- und Unternehmensentwicklung aus CFO-Sicht nachgezeichnet. Eurokrise, Frankenschock, Brexit und Pandemie haben ebenso ihre Spuren hinterlassen wie boomende Handelspartner und neue Technologien.
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