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Schweizer Versicherte reagieren sensibel auf steigende Krankenkassenprämien – fast jede zweite Person erwägt Wechsel oder Anpassung der Grundversicherung

Zürich/Genf

Die Prämien steigen seit drei Jahren in Folge überdurchschnittlich stark. Gleichzeitig sind die Reservepolster vieler Krankenversicherer zunehmend aufgebraucht, wie die aktuelle Krankenkassenstudie von Deloitte zeigt. Der Kostendruck bleibt daher bestehen. Viele Konsumentinnen und Konsumenten fassen auch in diesem Jahr einen Wechsel oder eine Anpassung ihrer Krankenversicherung ins Auge. Obwohl die Zufriedenheit mit ihren Krankenversicherern generell sehr hoch ist, sprechen sich immer mehr Versicherte für eine Einheitskasse aus. Dies jedoch mit teilweise unrealistischen Erwartungen.

Die Gesundheitskosten in der Schweiz steigen weiter und damit auch die Versicherungsprämien. Zwischen 2019 und 2022 konnten die hiesigen Krankenkassen den Prämienanstieg dämpfen, indem sie den steigenden Kosten durch den Abbau finanzieller Reserven entgegengewirkt haben. Doch darunter hat ihre Solvenz gelitten: Vor drei Jahren hatte die gesamte Branche noch eine Solvenzquote von 207 Prozent. Anfang 2024 lag dieser Wert nur noch bei 121 Prozent und der Spielraum der Krankenkassen scheint ausgereizt. Einige Versicherungen sind sogar auf unter 100 Prozent abgerutscht. Und das hat Konsequenzen: Gemäss den Vorschriften des Bundesamts für Gesundheit (BAG) müssen sie Massnahmen treffen, um ihre finanzielle Stabilität sicherzustellen.

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass derart starke Prämienerhöhungen wie in den letzten drei Jahren nicht neu sind. Bereits um die Jahre 2002 und 2010 gab es Sprünge von 8 Prozent pro Jahr und mehr. Auch damals bestand ein Zusammenhang mit knappen finanziellen Reserven der Krankenkassen – nicht zuletzt aufgrund des politischen Drucks in den vorangehenden Jahren, überschüssige Reserven abzubauen. «Basierend auf der historischen Erfahrung ist mit einer mittelfristigen Rückkehr des Kostenwachstums auf den langjährigen Durchschnitt von 3 bis 4 Prozent zu rechnen», sagt Marcel Thom, Leiter Krankenversicherungen bei Deloitte Schweiz.

Vor dem Hintergrund der stark steigenden Prämien hat das Prüfungs- und Beratungsunternehmen Deloitte zwischen August und September 2024 – das heisst, kurz bevor die anstehenden Erhöhungen bekannt wurden – eine repräsentative Umfrage durchgeführt und dabei einerseits die Wechselbereitschaft unter den Versicherten und andererseits die allgemeine Zufriedenheit mit den Krankenversicherungen abgefragt. Demnach erwägen 34% der Befragten einen Wechsel ihrer Krankenkasse und weitere 20% eine Anpassung ihres Versicherungsmodells oder der Franchise in diesem Jahr.

Wer sind die potenziellen Wechsler?


Die vor einigen Tagen ankündigte Erhöhung der Prämien von durchschnittlich 6 Prozent für 2025 wird die Wechselbereitschaft unter den Versicherten weiter befeuern. Die Deloitte Umfrage zeigt, dass bei Versicherten mit der Maximalfranchise von 2’500 Franken mehr als die Hälfte der Befragten (51%) bereit ist, ihre Krankenkasse zu wechseln. Auch bei jenen mit einem alternativen Versicherungsmodell (z. B. HMO/Telemedizin) ist die Wechselbereitschaft hoch (41%). Zudem sind die Befragten in der Westschweiz eher bereit zu wechseln als jene in der Deutschschweiz (38% vs. 31%).

Gleichzeitig wächst der Unmut in der Bevölkerung über die steigenden Krankenkassenprämien: Immer mehr Menschen in der Schweiz sehen in der Einheitskasse eine Lösung zur Bekämpfung der steigenden Gesundheitskosten. Stimmten im Frühsommer noch 65 Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten einer Einheitskasse zu, so sind es in der aktuellen Befragung bereits 70 Prozent.

Dabei zeigt sich ein klarer Widerspruch: Denn gleichzeitig sagen Dreiviertel (75%) der Befragten, dass sie mit ihrem Krankenversicherer zufrieden oder sehr zufrieden seien – darunter sowohl Befürworter (74%) als auch Gegner (78%) der Einheitskasse. Dies deutet darauf hin, dass sich die Konsumentinnen und Konsumenten von der Einheitskasse in erster Linie tiefere Prämien erhoffen. Diese Erwartungen scheinen jedoch überzogen, denn die Verwaltungskosten der Krankenversicherer betragen laut BAG im Durchschnitt nur gerade 5 Prozent der Prämien. Selbst eine sehr effiziente Einheitskasse könnte die Prämien somit nur marginal reduzieren, wie die Deloitte Studie Krankenversicherung Schweiz 2024 von Juni bereits zeigte.

Teils bis zu 9 Prozent Steigerung
 

Die Krankenkassenprämien steigen 2025 zum dritten Mal in Folge überdurchschnittlich stark an. Viele Versicherte werden aber von einen Anstieg von mehr als den offiziell kommunizierten 6 Prozent betroffen sein. Deloitte hat die Prämienentwicklung analysiert und kommt zum Schluss, dass beispielsweise die günstigsten Monatsprämien für Erwachsene durchschnittlich sogar um 8,8 Prozent steigen werden.

Für Konsumentinnen und Konsumenten lohnt sich ein aktives Vergleichen der Prämien verschiedener Krankenkassen. «Sehr viele Versicherte schöpfen das Einsparpotenzial bislang nicht aus, könnten aber durchaus von einem Wechsel der Krankenkasse oder einer Anpassung ihrer Versicherung finanziell profitieren», meint Marcel Thom.


Die vor einigen Tagen ankündigte Erhöhung der Prämien von durchschnittlich 6 Prozent für 2025 wird die Wechselbereitschaft unter den Versicherten weiter befeuern. Die Deloitte Umfrage zeigt, dass bei Versicherten mit der Maximalfranchise von 2’500 Franken mehr als die Hälfte der Befragten (51%) bereit ist, ihre Krankenkasse zu wechseln. Auch bei jenen mit einem alternativen Versicherungsmodell (z. B. HMO/Telemedizin) ist die Wechselbereitschaft hoch (41%). Zudem sind die Befragten in der Westschweiz eher bereit zu wechseln als jene in der Deutschschweiz (38% vs. 31%).

Gleichzeitig wächst der Unmut in der Bevölkerung über die steigenden Krankenkassenprämien: Immer mehr Menschen in der Schweiz sehen in der Einheitskasse eine Lösung zur Bekämpfung der steigenden Gesundheitskosten. Stimmten im Frühsommer noch 65 Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten einer Einheitskasse zu, so sind es in der aktuellen Befragung bereits 70 Prozent.

Dabei zeigt sich ein klarer Widerspruch: Denn gleichzeitig sagen Dreiviertel (75%) der Befragten, dass sie mit ihrem Krankenversicherer zufrieden oder sehr zufrieden seien – darunter sowohl Befürworter (74%) als auch Gegner (78%) der Einheitskasse. Dies deutet darauf hin, dass sich die Konsumentinnen und Konsumenten von der Einheitskasse in erster Linie tiefere Prämien erhoffen. Diese Erwartungen scheinen jedoch überzogen, denn die Verwaltungskosten der Krankenversicherer betragen laut BAG im Durchschnitt nur gerade 5 Prozent der Prämien. Selbst eine sehr effiziente Einheitskasse könnte die Prämien somit nur marginal reduzieren, wie die Deloitte Studie Krankenversicherung Schweiz 2024 von Juni bereits zeigte.

Über die Studie

Die Studie «Krankenversicherung Schweiz: Prämiensituation 2025» von Deloitte basiert neben einer detaillierten Analyse der Krankenkassenprämien auf einer Befragung von 1’047 Personen in der Schweiz (72% Deutschschweiz, 24% Westschweiz, 4% Tessin). Sie wurde zusammen mit einem Meinungsforschungsinstitut zwischen August und September 2024 durchgeführt, um die Einstellungen der Konsumentinnen und Konsumenten zu ihrer Wechselbereitschaft und Zufriedenheit mit ihren Krankenversicherern zu identifizieren.

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