Wie entwickelt sich die Prämiensituation und der Markt im diesjährigen Herbstgeschäft? Die Deloitte-Studie zeigt: Die Prämien steigen effektiv stärker als die offiziell ausgewiesenen 4,4%, was auf eine erneut hohe Wechselquote hinweist. Gleichzeitig verringern sich die Differenzen zwischen den günstigsten Prämien der grössten Versicherer weiter, was den Wettbewerb über den reinen Preis hinaus verschärft. Die Solvenz der Krankenversicherungen hat sich zudem deutlich verbessert, nicht zuletzt dank Anpassungen in der Methodik.
Die Krankenkassenprämien steigen 2026 zum vierten Mal in Folge deutlich. Unsere Analyse zeigt: Für viele Versicherte fällt der Anstieg spürbar höher aus als der kommunizierte Durchschnitt. So erhöht sich die günstigste verfügbare Marktprämie im gewichteten Mittel um +7,1 %, während der BAG-Durchschnitt +4,4 % beträgt. Damit geraten insbesondere günstige Modelle stärker unter Druck.
Regional fallen die Bewegungen unterschiedlich aus. Im Tessin und im Wallis steigen die günstigsten Prämien deutlich, während der Kanton Zug – aufgrund der dortigen Finanzierung – eine reduzierte Tiefstprämie ausweist. Im Schweizer Mittel entspricht der Anstieg rund 23 Franken pro Monat. Gleichzeitig nähern sich die Prämien der grossen Anbieter weiter an – der Preis verliert damit an Differenzierungskraft.
Auf Basis historischer Zusammenhänge erwarten wir erneut eine hohe Wechselquote von rund 7 bis 10 Prozent; dies entspricht 0,6 bis 0,9 Millionen Versicherten. Die Wechsel werden durch Preissensitivität und digitale Vergleichskanäle getrieben. Bereits geringe monatliche Mehrbelastungen können Wechselabsichten auslösen. Als Reaktion auf diese steigenden Kosten plant die Bevölkerung auch diesen Herbst Optimierungen an ihrer Grundversicherung: Mehr als die Hälfte der Befragten (52%) gaben an, einen Wechsel oder eine Anpassung in Betracht zu ziehen. Stabiler bleibt hingegen die Lage bei den Zusatzversicherungen: Trotz finanzieller Belastungen beabsichtigen rund 70 Prozent der Befragten keinerlei Änderungen.
Finanziell zeigt sich die Branche robuster: Anpassungen im Solvenztest gemäss Krankenversicherungsgesetz (KVG) senken die Mindestreserven der Gesamtbranche um rund 12 Prozent, resp. CHF 727 Millionen, während die vorhandenen Reserven der Kassen zunehmen. Die durchschnittliche KVG-Solvenzquote steigt im untersuchten Markt um circa 26 Prozentpunkte. Die Unterschiede zwischen den Versicherern bleiben jedoch relevant.
In der Bevölkerung bleibt das Thema Krankenversicherung zentral: Die Zufriedenheit mit der Grundversicherung ist insgesamt hoch, und die Zustimmung hinsichtlich einer Einheitskasse steigt – bei nach wie vor bestehenden Informationslücken zu deren konkreten Ausgestaltung. Im Vertrieb der Krankenkassen bemängeln die Befragten fehlende Transparenz. Auffällig ist auch der hohe Anteil an unerwünschten «Cold Calls» und eine geringe systematische Dokumentation solcher Gespräche.
Die Studie «Krankenversicherung Schweiz: Prämiensituation 2026» von Deloitte stützt sich – nebst der Auswertung offizieller Marktdaten – auf eine repräsentative Befragung von 1’285 Personen in der Schweiz (Q3/2025), in Kooperation mit YouGov. Erfasst wurden unter anderem die Wahrnehmung der Versicherer, die Wechselbereitschaft, die Preissensitivität sowie Vertriebserfahrungen und persönliche Einschätzungen zu Franchise und Einheitskasse.