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Deloitte Radar 2025

Der Wirtschaftsstandort Österreich im Sinkflug

Der Wirtschaftsstandort Österreich steht im Jahr 2025 an einem Wendepunkt. Die Volkswirtschaft befindet sich im dritten Jahr der Rezession, Arbeitslosigkeit und Budgetdefizit steigen, Energiepreise sind hoch, und die Bürokratie bremst Innovation und Unternehmertum. Jetzt sind dringend Maßnahmen gefragt, um das Wirtschaftswachstum zu fördern. Der Deloitte Radar untersucht die internationale Wettbewerbsfähigkeit Österreichs und beleuchtet Hintergründe, Stärken, Schwächen und Chancen. 

Im Rahmen des Deloitte Radar wurde in diesem Jahr zum elften Mal die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Österreich analysiert. Dazu wurden die Meinungen von rund 600 österreichischen Top-Führungskräften eingeholt, die aus ihrer Innenperspektive wichtige Handlungsfelder aufzeigen. Ebenso wurde auch der Blick von außen berücksichtigt und eine Analyse der wichtigsten globalen Indizes durchgeführt. In der aktuellen Ausgabe fand erstmals eine Sondererhebung führender europäischer Nationen und Best-Practice-Projekte statt.

Die Keyfindings im Überblick:

Österreich verliert im IMD Competitiveness Report innerhalb von fünf Jahren zehn Plätze und belegt nur noch Rang 26 

Steuer- und Abgabensenkung, Entbürokratisierung, massive Erleichterungen bei Unternehmensgründungen sowie Arbeitsmarktreform gefordert 

Best Practices vergleichbarer europäischer Nationen als wichtige Orientierungshilfe 

Sofortprogramm als Signal für Aufbruch notwendig 

Der Blick von außen 

Nach Jahren mit Einbußen in Attraktivität und Konkurrenzfähigkeit ist der weitere Absturz in internationalen Rankings sehr besorgniserregend. Im Competitiveness Report des IMD ist der heimische Standort seit 2020 von Platz 16 auf Platz 26 zurückgefallen. Auch im innereuropäischen Vergleich rangiert Österreich lediglich auf Platz 12 und der Abstand zu führenden Ländern wie der Schweiz, Dänemark und Irland vergrößert sich kontinuierlich. 

Wir brauchen eine Trendumkehr. Österreich muss – bildlich gesprochen – vom Sinkflug wieder in den Steigflug kommen, sonst droht eine Bruchlandung mit schwerwiegenden Folgen für unseren Wohlstand und den sozialen Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. 

Harald Breit, CEO von Deloitte Österreich 

Der Blick von innen 

Die im Rahmen unserer Umfrage befragten Unternehmen sind sich der Problemstellen, die Österreich in den Rankings weiter absinken lässt, bewusst. So sind bereits lange erkannte Baustellen, wie die überbordende Bürokratie aber auch die hohen Kosten am Standort weiterhin ein Hemmschuh. Auch das Wirtschaftswachstum und die Staatverschuldung machen deutlich, dass es nun echte Reformen benötigt und rein kosmetische Maßnahmen wie bisher nicht ausreichen.  

Neben der nachhaltigen Sanierung des Staatshaushaltes benötigen die Unternehmen eine Entlastung des Faktors Arbeit. Die Lohn- und Energiekosten zwingen immer mehr Unternehmen zur Abwanderung oder in die Insolvenz, hier muss gegengesteuert werden.

Herbert Kovar, Managing Partner im Bereich Tax & Legal 

Auch der österreichische Arbeitsmarkt gilt seit Jahren als Großbaustelle. Mehr als die Hälfte der Befragten bewertet die Verfügbarkeit von Arbeitskräften aktuell als durchschnittlich bis schlecht. Bei der Verfügbarkeit von Fachkräften liegt dieser Anteil bei 40%. Weitere Herausforderungen betreffen die Beschäftigung älterer Mitarbeitender, wobei ein Drittel der Befragten mit der aktuellen Situation unzufrieden ist. Zwar versuchen Politik und Wirtschaft den Herausforderungen seit Jahren mit unterschiedlichen Maßnahmen entgegenzutreten, doch ohne mutige Schritte und tiefgreifende Veränderungen wird es nicht gehen. So wären gezielte Qualifizierungsoffensiven für Mangelberufe, steuerliche Erleichterungen der Zuverdienstmöglichkeiten in der Pension oder der Ausbau der Kinderbetreuung erste Schritte. 

Best Practices und notwendige Maßnahmen

Abschauen kann sich der Wirtschaftsstandort einiges von Leuchtturmprojekten anderer Nationen:

Dänemark

Das Flexicurity-Modell setzt auf Flexibilität und eine sozial abgesicherte, aber zeitlich begrenzte Form der Arbeitslosen-unterstützung setzt.Es ist damit ein Musterbeispiel für eine erfolgreiche Arbeitsmarktreform.  

Schweiz

Hier ermöglicht eine Stellenmeldepflicht in Berufsarten mit hoher Arbeitslosigkeit eine individuelle Jobvermittlung. 

Schweden

Die öffentlich finanzierte Plattform „AI Sweden“ zeigt vor, wie man AI-Technologie rasch in möglichst vielen Bereichen und Unternehmen zur Anwendung bringt.

Viele europäische Nationen zeigen uns vor, dass man eine Reform des Arbeitsmarktes wirksam umsetzen kann. Die Best Practices sind da, wir sollten sie nutzen.

Elisa Aichinger, Partnerin im Bereich Consulting bei Deloitte Österreich 

Sparen vs. neue Impulse für die Wirtschaft

  Angesichts des stark gestiegenen Budgetdefizits ist Sparen zwar unerlässlich, doch benötigt die Wirtschaft dringend neue Impulse. Besonders die Bereiche Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und Big Data gelten als entscheidende Schlüsselfaktoren für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit.  

Österreich hat im jahrelangen Krisenmodus die Zukunftsperspektive verloren. Wir brauchen jetzt mutmachende Vorzeigeprojekte, ein geändertes Mindset und echte Reformen, um das Steuer herumzureißen und unser Land wieder auf Erfolgskurs nach oben zu bringen. Die Menschen müssen spüren, dass es aufwärts geht.

Harald Breit, CEO von Deloitte Österreich 

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