Anwendung von IFRS 9 für Versicherer

Es ist wahrscheinlich, dass Versicherer bestimmte potenzielle Auswirkungen aus der Einführung von IFRS 9 haben könnten:

• Klassifizierung und Bewertung von Finanzinstrumenten: Die neuen Anforderungen von IFRS 9 könnten dazu führen, dass mehr Finanzinstrumente in die Kategorie der erfolgswirksamen Bewertung zum beizulegenden Zeitwert eingestuft werden. Dies hängt von dem Geschäftsmodell ab, das die Versicherer zur Verwaltung ihrer finanziellen Vermögenswerte verwenden, sowie von den Merkmalen der Risiken, die die Cashflows der Finanzinstrumente volatil machen. Versicherer müssen eine detaillierte Bewertung durchführen, um Instrumente zu identifizieren, die den SPPI-Test (Sole Payment of Principal and Interest) nicht erfüllen. Dies gilt für Instrumente, die derzeit zu fortgeführten Anschaffungskosten bewertet werden, sowie für Instrumente, die derzeit als zur Veräusserung verfügbar eingestuft sind und die nach IFRS 9 in die Kategorie "erfolgswirksam zum beizulegenden Zeitwert bewertet" (FVTPL) fallen würden. Dies könnte zu mehr Volatilität und Rechnungslegungsinkongruenzen führen, wenn die Anforderungen von IFRS 9 zusammen mit dem neuen IFRS 4 Phase II-Standard angewandt werden, der eine Bewertung zum aktuellen Wert verwendet, was aufgrund der unterschiedlichen Kriterien für die Bewertung von Vermögenswerten und Verbindlichkeiten in Phase II und IFRS 9 zu potenziellen Rechnungslegungsinkongruenzen führen würde. Versicherer sollten auch die Bewertung der geplanten Änderungen an IFRS 4, IAS 39 und IFRS 9 in Bezug auf die Anwendung des "Overlay"- oder "Deferral"-Ansatzes und der Ausnahmen, die für die Umsetzung durch Versicherungsunternehmen zur Verfügung stehen, berücksichtigen, die kürzlich vom IASB ratifiziert wurden. IFRS 9 behält den Ausschluss vom Anwendungsbereich für Investmentverträge mit ermessensabhängiger Überschussbeteiligung (DPF), Finanzgarantien, die zuvor als Versicherungsverträge angesehen wurden, und Versicherungsverträge, die zuvor in den Anwendungsbereich von IFRS 4 fielen, bei.
• Neues Modell für erwartete Kreditverluste: IFRS 9 führt ein neues Wertminderungsmodell für Versicherer ein, das gemeinhin als "Modell der erwarteten Kreditausfälle" bekannt ist und sich wesentlich von dem bisherigen "Modell der eingetretenen Verluste" in IAS 39 unterscheidet. Die Leitlinien in IFRS 9 könnten zu einer früheren Erfassung von Kreditverlusten im Vergleich zu den derzeitigen Leitlinien in IAS 39 führen. Vermögenswerte aus Rückversicherungen fallen nicht in den Anwendungsbereich von IFRS 9 und werden durch den neuen Phase-II-Standard abgedeckt. Generell wird die Einführung neuer Wertminderungsregeln für Rückversicherungsvermögenswerte in Phase II einem ähnlichen Ansatz folgen, wie er in IFRS 9 für finanzielle Vermögenswerte verwendet wird. Daher werden Änderungen des erwarteten Barwerts der Cashflows, die sich aus Änderungen der erwarteten Kreditverluste der Rückversicherer ergeben, sofort erfolgswirksam verbucht. Die Versicherer werden neue Kontrollen und Bewertungsmodelle einführen müssen, um vom bisherigen Modell der eingetretenen Verluste zum Modell der erwarteten Kreditverluste für diese Kategorie von Vermögenswerten überzugehen. Rückstellungen für Kreditausfälle werden bei der erstmaligen Erfassung von Krediten und sonstigen Forderungen gebildet, was zu einer "Day-One"-Rückstellung nach dem neuen Modell der erwarteten Verluste führt.
• Umklassifizierungen: Die neuen Leitlinien in IFRS 9 besagen, dass ein Unternehmen dann, und nur dann, wenn es sein Geschäftsmodell für die Verwaltung von finanziellen Vermögenswerten ändert, alle betroffenen finanziellen Vermögenswerte in neue Kategorien umgliedern muss. Ein Unternehmen darf jedoch keine finanziellen Verbindlichkeiten umklassifizieren.
• Bilanzierung von Sicherungsgeschäften: Obwohl die Absicherungskategorien unverändert bleiben (d.h. Absicherung des beizulegenden Zeitwerts (Fair Value Hedge), Absicherung von Zahlungsströmen (Cash Flow Hedge) und Absicherung einer Nettoinvestition in einen ausländischen Geschäftsbetrieb (Hedge in a foreign operation net investment)) führt IFRS 9 einen Ansatz ein, der die Bilanzierung von Sicherungsgeschäften enger an die Risikomanagementfunktionen anpasst. IFRS 9 führt jedoch neue Anforderungen für das Zustandekommen, die Fortführung und die Beendigung von Sicherungsbeziehungen ein, die auf qualitativer, zukunftsorientierter Hedge-Effektivität basieren, wodurch bestimmte quantitative Vorgaben in den bisherigen Leitlinien wegfallen. Versicherer können neue Alternativen zur Bilanzierung von Sicherungsgeschäften prüfen, die mit IFRS 9 eingeführt wurden, wie z.B. bestimmte Kreditrisiken. Um jedoch von den neuen Hedge-Anforderungen in IFRS 9 zu profitieren (d.h. Ausweisung von Nettopositionen und Gesamtengagements in einer Hedge-Beziehung), müssen die Versicherer sicherstellen, dass die Risikomanagementfunktionen und die Bilanzierung von Sicherungsgeschäften solide dokumentiert sind und eine enge Beziehung zueinander haben. Für die Bilanzierung von Sicherungsgeschäften wurden umfangreiche neue Angaben eingeführt.

Schweizer Versicherer müssen potenzielle Volatilität in der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung bewältigen

Zu den Herausforderungen für den Schweizer Markt gehören:

• Anwendung neuer Rechnungslegungsgrundsätze für Finanzinstrumente, einschliesslich Investitionsverträge.
• Bewertung der geplanten Änderungen an IFRS 4 und IFRS 9 in Bezug auf die Anwendung des "Overlay"- oder "Deferral"-Ansatzes und der für die Umsetzung durch Versicherungsunternehmen verfügbaren Ausnahmen.
• Bewertung der Risikoeigenschaften (und der Volatilität) der Cashflows von Finanzinstrumenten und des Geschäftsmodells, das das Unternehmen für die Klassifizierung und Bewertung auf der Grundlage der neuen Kategorien von IFRS 9 verwendet.
• Analyse der Volatilität in der Gewinn- und Verlustrechnung und der Bilanz, die durch die Einführung von IFRS 9 und IFRS 17 für Versicherungsverträge entstehen könnte.
• Einführung der Bewertung zum beizulegenden Zeitwert für Finanzinstrumente als Ergebnis der neuen Klassifizierungs- und Bewertungsrichtlinien für Finanzinstrumente, die gemäss IFRS 9 in die Kategorie "erfolgswirksam zum beizulegenden Zeitwert bewertet" fallen.
• Einführung des neuen "Modells der erwarteten Verluste" anstelle der "eingetretenen Verluste" für finanzielle Vermögenswerte und Rückversicherungsverträge, die die Einführung neuer Bewertungsmodelle für die Wertminderung nach IFRS erfordern.
• Einführung von Überleitungsrechnungen zwischen IFRS, aufsichtsrechtlichen Meldungen und Managementberichten
• Änderungen der internen Kontrollen für die Finanzberichterstattung als Folge der Umsetzung des neuen Standards.
• Bewertung der IT-Infrastruktur und der Systemänderungen.
• Bewertung der Datenverwaltungs- und Berichterstattungsmöglichkeiten nach dem neuen Standard für den Übergang.
• Auswirkungen auf die Konsolidierung und Änderungen in der Finanzberichterstattung für alle Tochtergesellschaften der Gruppe.