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Interview mit Thomas Dittrich - CFO Galderma Group AG

«CFO of the Year» in der Kategorie Swiss Market Index Expanded® (SMI Expanded®) des CFO Forum Schweiz

Thomas Dittrich

Thomas Dittrich ist seit Oktober 2019 Chief Financial Officer der Galderma Group AG mit Sitz in Zug, dem weltweit führenden reinen Dermatologie-Unternehmen. Thomas Dittrich ist verantwortlich für die globalen Finanzen, die strategische Beschaffung, IT, Investor Relations, die Entwicklung der Unternehmensstrategie und das unternehmensweite Transformationsprogramm. Zuvor war er u.a. Chief Financial Officer und geschäftsführendes Mitglied des Verwaltungsrats von Shire plc. Thomas Dittrich hat einen Master of Science in Maschinenbau und Robotik von der TU München und einen Master in Finanzen, Controlling und

Deloitte: Wenn Sie auf die letzten 10 Jahre zurückblicken, wie hat sich die Finanzfunktion entwickelt? Gab es Überraschungen oder Veränderungen, die schneller oder langsamer als erwartet eingetreten sind? ​

Thomas Dittrich: Die Aufgaben der Finanzfunktion wurden viel umfassender und relevanter, damit auch herausfordernder und spannender. Die Finanzfunktion wird immer mehr zum «intelligenten Klebstoff», der den Informationsaustausch und gute, rasche Entscheide auch über Unternehmungsgrenzen hinweg sicherstellt. Drei Themenfelder sind dabei zentral:​

  1. Technologie und KI: Die Einführung neuer Technologien, insbesondere in den Bereichen Automatisierung und Datenanalyse, hat die Effizienz von Finanzabteilungen gesteigert. Cloud-basierte Lösungen und KI-gestützte, ganzheitliche Tools wie KI-Assistenten werden die Art und Weise, wie Finanzdaten verarbeitet und analysiert werden, revolutionieren. Das kommt schneller als viele denken.​
  2. Fokus auf Nachhaltigkeit: Der Druck auf Unternehmen, nachhaltige Praktiken zu integrieren, hat zugenommen. Dies hat zu einem stärkeren Fokus auf ESG (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) in der Finanzberichterstattung und -planung geführt. Obwohl sich dieser Trend im Moment scheinbar abschwächt, hat er sich insgesamt schneller entwickelt, als viele Analysten ursprünglich prognostiziert hatten.​
  3. Agilität und Anpassungsfähigkeit: Nicht nur die COVID-19-Pandemie hat die Notwendigkeit einer flexiblen Finanzplanung deutlich gemacht. Unternehmen mussten schnell reagieren, um ihre Strategien anzupassen, was die Bedeutung von Szenarioanalysen, Stress-Tests und risikobasierten Ansätzen in der Finanzplanung verstärkt hat. 

Deloitte: Wie kann die Finanzfunktion dazu beitragen, die Herausforderungen dieses Jahres im Zusammenhang mit dem globalen Umfeld zu bewältigen, einschliesslich Zölle, Handels- und Währungsvolatilität sowie erhöhter Unsicherheit? ​

Thomas Dittrich: Die Finanzfunktion spielt eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung der Herausforderungen, die durch das globale Umfeld in diesem Jahr entstehen. Eine proaktive Identifizierung und Analyse von Risiken im Zusammenhang mit Zöllen, Handels- und Währungsvolatilität ist essenziell. Eine strenge Überwachung und Optimierung des Cashflows ist besonders wichtig. Finanzteams führen Szenarioanalysen durch, um potenzielle Auswirkungen auf die Liquidität und Rentabilität zu verstehen und geeignete Massnahmen zu entwickeln. Zur Absicherung gegen Währungsrisiken kommen zudem vermehrt flexible Lieferketten, die «natural hedges» bieten, in den Blickpunkt. Das setzt laufende, schnelle Datenanalysen zur Überwachung von Markttrends, Währungsbewegungen und Handelsbedingungen voraus, die auch in der strategischen Planung verschiedener wirtschaftlicher und geopolitischer Szenarien ihren Niederschlag finden. ​

So kann die Finanzabteilung das Management unterstützen, fundierte Entscheidungen zu treffen und die Unternehmung schnell an Veränderungen im globalen Umfeld anzupassen. 

Deloitte: Die Schweiz befindet sich wieder in einem Nullzinsumfeld. Welche Auswirkungen hat das Ihrer Meinung nach?​

Thomas Dittrich: Null- oder Negativzinsen sind für die Nationalbank immer nur die «Ultima Ratio», eleganter sind zeitgerechte Devisenmarktinterventionen. Letztere sind jetzt sicher notwendig, um den Aussenwert des Franken zu schwächen und die heimische Wirtschaft via tiefere Finanzierungskosten und Hypozinsen zu stimulieren. Dies nicht zuletzt angesichts der prekären Zollsituation mit den USA, die viele Branchen hart trifft. Aufpassen muss man auf mögliche Verwerfungen für die Sparer, Pensionskassen, den Immobilienmarkt und das Margengeschäft der Banken. ​

Deloitte: Wie sehen Sie die langfristige Entwicklung der internationalen Rolle des US-Dollars? ​

Thomas Dittrich: Gegenüber dem Franken weiterhin schwächer, doch: «Totgesagte leben länger» - am Greenback führt auch auf mittlere und längere Sicht als Reservewährung kein Weg vorbei. Das belegen z.B. Stable Coins besonders schön, jene Kryptowährungen, die eine Konvertierung zu fixem Wechselkurs in den US-Dollar garantieren. Jedoch: In dem Masse, in dem die EU durch äusseren Druck vermehrt versucht, auf eigenen Füssen zu stehen, wird auch der Euro als Reservewährung profitieren.​