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Interview mit Tania Micki - CFO Tecan AG

Tania Micki CFO Tecan AG

Tania kam im Februar 2020 als CFO zu Tecan und verfügt über umfangreiche Erfahrung im Finanzbereich internationaler börsennotierter Unternehmen.

Zuletzt war sie Chief Risk Officer und Leiterin der internen Revision bei Sulzer AG. Seit 2010 hatte Tania verschiedene Funktionen im Finanzbereich von Sulzer inne, unter anderem als CFO Global Markets in einer gruppenweiten Funktion. Als CFO der Division Pumps und CFO der Division Rotating Equipment Services war sie für die Finanzen auf Divisionsebene verantwortlich. Vor ihrem Eintritt bei Sulzer hatte Tania Micki verschiedene Finanzpositionen mit zunehmender Managementverantwortung bei Monsanto, der Gate Group und General Mills in der Schweiz, Grossbritannien, Australien, Polen und Russland inne.

Tania Micki verfügt über eine allgemeine Managementqualifikation der INSEAD Business School (Fontainebleu, Frankreich) mit den Schwerpunkten Strategie, Finanzen und Unternehmensführung. Ausserdem absolvierte sie die ESCP (École Supérieure de Commerce de Paris) in Paris (Frankreich), wo sie sich auf Finanzen, Wirtschaftsprüfung und Rechnungswesen konzentrierte. Zusätzlich hat sie einen Bachelor-Abschluss in Russisch von der Universität Paris X in Nanterre (Frankreich).

Markus Zorn, Deloitte: Finanzverantwortliche sind zunehmend in strategische Entscheidungen und Transformationsprojekte über Finanzthemen hinaus eingebunden – von der Digitalisierung bis hin zur Nachhaltigkeit. Was ist Ihrer Meinung nach das wichtigste CFO-Mandat?

Tania Micki: Nun, ich denke, dass Sie recht haben. Die Rolle des CFO hat sich weiterentwickelt: Von der Verwaltung und Leitung der Buchhaltung zu einer Partnerschaft, die Impulse in Sachen Strategie gibt. Eigentlich war ich schon immer der Meinung, dass die Funktion des CFO strategischer Natur ist, und deshalb würde ich das auch nicht als ein neues Phänomen bezeichnen.

Ich sehe mich fast als so etwas wie die zweite Hand des CEO an und trage dafür Sorge, dass innerhalb der Organisation alles ordnungsgemäss abläuft. Das bedeutet, dass der CFO nicht nur im Finanzbereich für Change Management, Projektmanagement, Innovation und Wachstum verantwortlich ist, sondern auch dafür sorgt, dass das Unternehmen die neuesten Technologien nutzt, um wachsen zu können.

Aus Sicht des Change Management kommt CFOs meines Erachtens eine wichtige Rolle zu, denn sie müssen jedem im Managementteam, auch dem Vorstand, glaubhaft darlegen, wo Investitionen am dringendsten benötigt werden. Beim Change Management geht es für mich auch um Kommunikation. Ein weiterer wichtiger Aspekt der Rolle des CFO besteht darin, ein guter Kommunikator zu sein.

Deloitte: Bedarf es einer neuen Denkweise oder neuer Fähigkeiten, um das Change Management erfolgreich voranzutreiben?

Tania Micki: Beides, denn schliesslich müssen Sie davon überzeugt sein, dass Veränderungen gut für die Organisation sind. Veränderungen sind nicht immer von Vorteil – die richtige Veränderung im richtigen Tempo bringt indes durchaus transformatorische Vorteile. Damit wird sie zu einem Skillset. CFOs müssen sicherstellen, dass ihre Vision nicht an den Menschen in der Organisation vorbeigeht; es gilt, ihnen zu vermitteln, worin diese Vision besteht und worauf sie basiert.

Dazu muss man auch die Unternehmenskultur verstehen und viel kommunizieren. Bei Tecan arbeitet das Management direkt mit unseren Mitarbeitenden zusammen. Wir haben 15 Minuten mit dem CEO ins Leben gerufen und ich habe Frühstück mit dem CFO eingeführt, um einen offenen Dialog im Unternehmen zu fördern. Wir führen regelmässige Townhall-Meetings durch und verfügen über eine ganze Reihe von Kommunikationskanälen. Wir bieten auch Workshops zur Unternehmenskultur an, um sicherzustellen, dass die Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten, verstehen, wohin für uns als Unternehmen die Reise geht, damit wir sie entsprechend «abholen».

Deloitte: Die Art und Weise, wie Menschen und Unternehmen ihre Arbeit erledigen, haben sich grundlegend verändert. Wie wird die Finanzfunktion in Zukunft aussehen?

Tania Micki: Das ist eine interessante Frage. Derzeit wird rege diskutiert, welche Fähigkeiten zukünftige Finanztalente haben sollten. Sie müssen über technische Fähigkeiten, die Fähigkeit der Finanzplanung und -analyse sowie Analytik verfügen, gleichzeitig aber auch künstliche Intelligenz und Robotik verstehen.

Vor allem aber bin ich an Menschen interessiert, die das Geschäft und den Prozess von Anfang bis Ende grundlegend verstehen wollen. Dann können sie nämlich die Auswirkungen von richtigen und falschen Entscheidungen im Finanzbereich einschätzen. Dadurch kann die Finanzfunktion meiner Meinung nach einen Mehrwert schaffen. So sehe ich die Zukunft des Finanzwesens: Menschen, die das Geschäft grundlegend verstehen und über gesunden Menschenverstand verfügen und als Diskussionspartner die C-Suite und den Vorstand herausfordern können.

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