Das KMU-Segment in der Schweiz repräsentiert mehr als 99% der Unternehmen des Landes und stellt fast zwei Drittel der Arbeitsplätze des Landes. Es ist ein Segment, in dem die Versicherer enorme Möglichkeiten haben, zu wachsen und zusätzlichen Schutz oder Beratungsdienste anzubieten.
Die Versicherung von Kleinunternehmen ist in den letzten fünf Jahren viel diskutiert worden. Kleine Unternehmen ändern ihre Geschäftsmodelle und entscheiden sich zum Beispiel für digitalisierte Geschäftsabläufe, um dem sich ändernden Verbraucherverhalten Rechnung zu tragen, insbesondere nach der weltweiten Pandemie. Dieser Bericht zeigt, dass das Vertrauen in die Versicherer und der von ihnen wahrgenommene Wert hoch ist. Es wurden drei Haupttrends identifiziert:
Schweizer KMUs berichten, dass sie seit dem Ausbruch der Pandemie mehr Vertrauen in ihren Versicherer oder Vermittler haben, und ihr Vertrauen in die Versicherer scheint einen neuen Höchststand erreicht zu haben. Die Versicherung wird als "Erfahrungsgut" wahrgenommen, und die positiven Erfahrungen, die die Versicherer während der Krise gemacht haben, waren für die KMU wirklich wichtig. Und obwohl das Vertrauen gross ist, könnte noch mehr getan werden. Viele KMU äusserten den Wunsch nach mehr Beratungsdiensten und Produkten, die besser zum Schutz ihrer Unternehmen geeignet sind. Dies könnte neue Wachstumsmöglichkeiten schaffen.
KMUs wollen sowohl einen vertrauenswürdigen Berater als auch digitale Kanäle. Ein pauschaler Ansatz ist ungeeignet, um die Präferenzen der Kunden zu verwalten, da die Entscheidung, wie KMU mit ihrem Versicherungsanbieter zusammenarbeiten, von den Eigenschaften der Person abhängt, die die Versicherung abschliesst, und nicht vom Unternehmen oder der zugrunde liegenden Branche. KMU schätzen die persönliche Interaktion mit Vertretern und insbesondere mit Maklern, während die digitale Interaktion mit ihrem Versicherungsdienstleister ebenfalls an Bedeutung gewinnt. Makler und Agenten zu motivieren und zu befähigen, bessere Berater zu werden, wird Chancen für mutige, wachstumsorientierte Unternehmen schaffen.
KMU suchen bei ihren Versicherungsanbietern nach Angeboten, die über den traditionellen Versicherungsschutz hinausgehen. Sie sind daran interessiert, zusätzliche Dienstleistungen zu erwerben, um sich zu schützen und sich über die wichtigsten Risiken ihres Unternehmens beraten zu lassen. Schweizer KMUs sind offen für den Erwerb von Versicherungsschutz und Dienstleistungen von nicht-traditionellen Akteuren, wie z.B. grossen Technologieunternehmen. Versicherungsanbieter, die KMU besser verstehen, können ihr Angebot über ihre traditionellen Produkte und Dienstleistungen hinaus erweitern, indem sie Beratungsdienste anbieten und Partner und Ökosysteme nutzen.
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COVID hat das Vertrauen in die Versicherer nicht geschädigt, sondern gestärkt. Insgesamt vertrauen 99% der Schweizer KMU ihrem Versicherer oder Vermittler genauso viel oder mehr als vor der Pandemie. Das Vertrauen ist trotz der negativen Berichterstattung in der Schweizer Presse über Verzögerungen bei den Zahlungen der Versicherer im Zusammenhang mit Betriebsunterbrechungsschäden gestiegen.
Die Hauptgründe für das gestiegene Vertrauen waren Angebote von Versicherern oder Vermittlern für zusätzliche Dienstleistungen, um bei Schwierigkeiten zu helfen (wie z.B. finanzielle Beratung), die Zahlung einiger Schäden als Geste des guten Willens, die Beschleunigung der Zahlung von Schäden und vorübergehende Prämienrabatte.
Internationale Beobachtungen
Derselbe Trend lässt sich in fast allen anderen Ländern beobachten, die in der globalen Umfrage untersucht wurden. Diejenigen, die eine Verschlechterung des Vertrauens meldeten, gaben an, dass sie während der Pandemie nicht ausreichend unterstützt wurden oder nicht wie erwartet abgedeckt waren.
Eine Ausnahme ist Norwegen, wo nur 64% der KMU angaben, dass sie ihrem Versicherer/Vermittler vertrauen. Dies erklärt sich vielleicht aus der Tatsache, dass 90 % der in Norwegen befragten KMU angaben, sie hätten seit Beginn der Pandemie "versucht", einen Versicherungsanspruch geltend zu machen, verglichen mit 70 % in den anderen Ländern.
Nach der COVID sind sich die KMU ihrer Risiken und Schwachstellen bewusster und werden wahrscheinlich ihre Versicherungsausgaben erhöhen. Die Umfrage zeigt, dass selbst in einem reifen Markt wie der Schweiz 53% der Schweizer KMU erwarten, in naher Zukunft mehr für Unternehmensversicherungen auszugeben. Allerdings erwarten 39% der KMU auch, dass sie ihre Versicherungsausgaben senken werden, so dass eine Nettoveränderung der Kaufwahrscheinlichkeit von 14% übrig bleibt.
Internationale Beobachtungen
KMUs in weniger reifen Märkten planen, ihre Ausgaben für Versicherungen sogar noch zu erhöhen. 26% der KMUs erwarten, dass sie in naher Zukunft mehr für Unternehmensversicherungen ausgeben werden.
Die Ereignisse der letzten Jahre haben den Schweizer KMU die potenziellen Auswirkungen von Systemrisiken und anderen potenziellen "schwarzen Schwänen" vor Augen geführt. Dies hat ihre Präferenzen für die neuen Arten von Versicherungen, die sie in ihr Portfolio aufnehmen möchten, verändert. In der Schweiz gaben 34% der KMU an, dass sie ihr Portfolio um den Schutz vor systemischen Risiken erweitern möchten, gefolgt von der Deckung der Berufshaftpflicht (31%) und - überraschenderweise - Erdbebenschäden (25%).
Gleichzeitig besteht nach wie vor eine starke Nachfrage nach traditionellerem Versicherungsschutz, der auch in einer sich verändernden Welt seine Relevanz behält. Interessanterweise gehörte der Klimawandel, ein weiteres global diskutiertes Thema im Jahr 2021, nicht zu den von den Schweizer KMU am meisten nachgefragten Risiken. Nur 18 % derjenigen, die derzeit nicht versichert sind, bekundeten Interesse an einer zusätzlichen Absicherung gegen dieses Risiko.
Internationale Beobachtungen
Im Vergleich zu anderen Ländern sind die Schweizer KMU weniger daran interessiert, sich gegen künftige Pandemien zusätzlich abzusichern, und konzentrieren sich lieber auf systemische Risiken und Berufshaftpflicht.
Die Mehrheit (2/3) der KMUs würde gerne Informationen über Online-Kanäle erhalten. Viele Schweizer KMU sind bereit, mehr Versicherungen online zu kaufen - mehr als ihre Kollegen in anderen Ländern (23% im weltweiten Durchschnitt gegenüber 36% in der Schweiz).
Persönliche Treffen sind zwar wichtig, aber es gibt auch ein wachsendes Interesse daran, Versicherungen über die Websites von Vermittlern abzuschliessen.
Die Umfrage zeigt, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein KMU in Zukunft auf digitale Kanäle umsteigt, entgegen der gängigen Meinung stark von den Eigenschaften des Versicherungskäufers abhängt und in erster Linie vom Alter und nicht von der Branche oder der Grösse des Unternehmens bestimmt wird. Jüngere Kunden nutzen mit grösserer Wahrscheinlichkeit digitale Kanäle.
Ein ähnliches Muster ergibt sich, wenn man sich ansieht, wie lange der Käufer bereits eine Unternehmensversicherung besitzt. Die Adoptionsraten für digitales Engagement sind bei denjenigen höher, die weniger Erfahrung haben oder neu in der Branche sind. Bei der Nutzung von Websites für Versicherungstransaktionen durch KMU gibt es kaum Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen.
Internationale Beobachtungen
Von allen befragten Ländern gab die Schweiz den grössten Wunsch nach digitalem Einkauf in der Zukunft an.
KMUs wollen die menschliche Note. Wenn sie ihre Versicherung wechseln, bevorzugen sie ein persönliches Gespräch, von Angesicht zu Angesicht oder per Telefon.
KMU ziehen es vor, mit ihren Vermittlern zusammenzuarbeiten (statt direkt mit den Versicherern), wenn sie eine Änderung ihrer Police vornehmen oder einen Schaden geltend machen wollen. Die Ergebnisse sind ähnlich, wenn es darum geht, den Versicherungsschutz zu ändern oder einen Schaden geltend zu machen.
Internationale Beobachtungen
Schweizer KMUs sind jedoch offener als ihre Kollegen in anderen Ländern, wenn es darum geht, ihre Geschäftsversicherung zu wechseln oder einen Schadensfall zu melden.
Bemerkenswerterweise würden 87% der Schweizer KMUs es vorziehen, ihren Versicherungsschutz im Laufe des Jahres zu aktualisieren - zum Beispiel, indem sie die Deckung aufgrund von Änderungen des Umsatzes, der Anzahl der Mitarbeiter oder anderer unerwarteter geschäftlicher Veränderungen erhöhen oder verringern. Die meisten KMU würden es vorziehen, den Versicherungsschutz zu erweitern (52%) und das Risiko zu vermeiden, nicht versichert zu sein (45%). Geringere Kosten gehören nicht zu ihren Hauptmotiven (32%).
80 % der KMU in der Schweiz würden die Versicherung gerne über eine variable monatliche Gebühr bezahlen, die sich nach der Nutzung richtet (z. B. gefahrene Kilometer, Anzahl der Kunden usw.), wodurch Kosteneinsparungen möglich wären.
Internationale Beobachtungen
Im Vergleich zu den anderen Ländern der Umfrage sind sowohl die flexible Deckung als auch die nutzungsabhängige Versicherung für die Schweizer KMU von grösserer Bedeutung (+12 Prozentpunkte) als für den Durchschnitt der Befragten in anderen Ländern.
Mitwirkende: Wir bedanken uns bei Lisa Peyer, Maros Lauer, Gabriel Schwab und Laura Ortner für ihre wertvollen Beiträge zu diesem Bericht.