Medienmitteilungen

Schweizer Verwaltungsräte haben Handlungsbedarf bei Diversität, Nachhaltigkeit und der Risikobewertung

Zürich/Genf, 19. Februar 2023

In vielen Verwaltungsratsgremien wird die Nachhaltigkeit noch kurzfristig gedacht, wie eine aktuelle Deloitte-Studie zeigt: Nur gerade 27 Prozent der Unternehmen haben in den Vergütungssystemen für ihre Geschäftsleitungsmitglie-der langfristige Nachhaltigkeits-Ziele berücksichtigt. Und auch beim Risikomanagement besteht Handlungsbedarf: Nur 23 Prozent der Unternehmen geben an, mehrmals jährlich eine Risikobeurteilung durchzuführen. Bezüglich der Zusammensetzung von Verwaltungsratsgremien nach Geschlechtern sind wesentliche Fortschritte erzielt worden, für eine erfolgreiche Zusammenarbeit sind aber auch weitere Dimensionen der Diversität entscheidend.

Eine vielfältige Zusammensetzung und eine reibungslose Zusammenarbeit des Verwaltungsratsgremiums ist elementar für die Einhaltung einer guten Corporate Governance. Eine aktuelle Studie des Prüfungs- und Beratungsunternehmens Deloitte Schweiz hat den kürzlich überarbeiteten «Swiss Code of Best Practices for Corporate Governance» von economiesuisse analysiert, Daten der Geschäftsberichte der 20 SMI-Unternehmen und der 30 Unternehmen des SMIM ausgewertet sowie mit erfahrenen Verwaltungsräten gesprochen.

Die Deloitte-Analyse zeigt, dass eine langjährige berufliche Laufbahn nach wie vor als bedeutendes Kriterium für die Aus-wahl der Mitglieder des Verwaltungsrats beurteilt wird. Nur 2 Prozent der Personen in Verwaltungsräten sind jünger als 40 Jahre. Am meisten vertreten sind die Altersgruppen 51-60 Jahre (37%) und 61-70 Jahre (42%). 8 Prozent aller VR-Mitglieder sind älter als 71 Jahre. Bei der Zusammensetzung nach Fachkenntnissen dominieren die Bereiche Finan-zen/Banking (43%) und Jurisprudenz (12%). Einen wesentlichen Fortschritt haben die VR-Gremien in der Zusammensetzung nach Geschlechtern gemacht (siehe Grafik 1). Waren 2012 nur gerade 9 Prozent aller Verwaltungsräte Frauen, sind es 2022 bereits 32 Prozent. Zudem sitzen Verwaltungsräte weniger lang im Sessel als noch vor zehn Jahren: Die durchschnittli-che Dauer eines Verwaltungsratsmandats betrug 2022 zwischen 5 und 6 Jahre. 2012 waren es im Schnitt noch 6 bis 7 Jah-re.

Umfassendes Verständnis von Nachhaltigkeit ist gefragt
«Die Verwaltungsräte sind die obersten Steuerungsgremien der Schweizer Unternehmen, sie stellen die Weichen bei den wichtigen Themen der Zukunft. Dazu gehört die Nachhaltigkeit. Aspekte wie der Einfluss auf Umwelt und Gesellschaft wer-den in den Verwaltungsräten an Bedeutung gewinnen», schätzt Alessandro Miolo, Leiter Audit & Assurance bei Deloitte Schweiz und Mitglied der Geschäftsleitung, die Resultate ein.

«Diversität» reicht weit über Geschlechtervertretung hinaus
Für umfassende Wahrnehmung der Aufgaben und eine gelebte Corporate Governance müssen aber noch weitere Punkte bei der Zusammensetzung der Gremien berücksichtigen werden: Die Mitglieder sollten über unterschiedliche Denkweisen verfügen, verschiedene Fragestellungen anwenden und Denkansätze aus anderen Branchen, Unternehmenskulturen und Märkten mitbringen. Dabei hilft ihnen ein breiter Erfahrungsschatz sowie Führungserfahrung auf Stufe Geschäftsleitung.

Durch Einbezug dieser Faktoren befassen sich die Mitglieder von Verwaltungsräten nicht nur isoliert mit ihrem eigenen Kompetenzgebiet. Vielmehr sollen sich Vertreter mit unterschiedlichsten Erfahrungen auch über ihr eigenes Themengebiet hinaus einbringen können. Die vielfältigen Betrachtungsweisen sind wichtig, um sich mit Prognosen und Zukunftsthemen zu beschäftigen und wirksame Antworten auf konkrete Herausforderungen zu finden. Verwaltungsratsgremien mit einer herausragenden Zusammenarbeit nutzen diese sogenannte «Kognitiven Diversität» zu ihrem Vorteil.

«Die überarbeiteten Vorgaben im «Swiss Code of Best Practices for Corporate Governance» sind eine wichtige Antwort auf aktuelle Entwicklungen bei der Nachhaltigkeit, neue gesetzliche Vorgaben sowie veränderte wirtschaftliche Herausforderungen. Deloitte hat sich in der Vergangenheit wiederholt für eine Stärkung der Corporate Governance in der Schweizer Wirtschaft eingesetzt – zum Beispiel durch Studien zu verschiedenen VR-Themen, die Mitwirkung in Fachgremien von verschiedenen Verbänden und nicht zuletzt durch die konkrete Arbeit für unsere Kundschaft», sagt Reto Savoia, CEO Deloitte Schweiz.

Nachhaltigkeit zu kurzfristig gedacht
Zwar veröffentlichen 79 Prozent aller 50 untersuchten SMI/SMIM-Unternehmen bereits einen Nachhaltigkeitsbericht, der sich mit Herausforderungen, Zielsetzungen und Fortschritten im Bereich der finanziellen, sozialen und ökologischen Nach-haltigkeit (ESG) befasst. Gleichzeitig haben nur gerade 27 Prozent der Unternehmen in den Vergütungssystemen für ihre Geschäftsleitungsmitglieder über das kommende Geschäftsjahr hinausgehende ESG-Ziele berücksichtigt (siehe Grafik 2).

Weiterer Handlungsbedarf zeigt sich auch im Risikomanagement, das eine tragende Rolle spielt in der Zielerreichung und im Reputationsschutz. Nur 44 Prozent der untersuchten Unternehmen gaben an, jährlich eine Risikobeurteilung durchzufüh-ren. Ein Drittel der Geschäftsberichte enthielten keine Angaben zur Häufigkeit ihrer Risikobeurteilungen, die der VR vor-nimmt. Ähnlich verhält es sich auch beim Thema Whistleblowing: 35 Prozent aller Unternehmen haben keine spezifische Hotline für die unabhängige und anonyme Meldung von vermuteten Verstössen gegen geltende Gesetze, Vorschriften oder Kodizes.

«Instrumente wie die Whistleblowing Hotline oder Massnahmen zur Verankerung der Risikokultur an der Unternehmens-spitze sind elementar, damit Unternehmen ein aktives Risikomanagement betreiben, Schwachstellen identifizieren und so zum Schutz ihrer Reputation wie auch des Wirtschaftsstandorts Schweiz beitragen können. Beim Risikomanagement ist weitsichtiges Denken zentral. Dadurch können Verwaltungsrat und Geschäftsleitung vorbereitet und pragmatisch agieren, statt nur zu reagieren», erklärt Alessandro Miolo weiter.

Über die Studie:
Die Deloitte-Studie «Swiss Best Practices in Corporate Governance» basiert auf statistischen Informationen aus einer Analy-se des SMI Expanded Index (SMI+SMIM) per November 2022. Dieser umfasst die 50 höchstkapitalisierten, börsenkotierten Schweizer Unternehmen. Die Analyse wurde anhand der letzten verfügbaren Geschäftsabschlüsse und öffentlich verfügba-ren Informationen im November und Dezember 2022 durchgeführt. Zudem wurden Interviews mit Personen durchge-führt, welche über relevante Verwaltungsratserfahrung in Schweizer Unternehmen verfügen.

Deloitte Schweiz
Deloitte bietet integrierte Dienstleistungen in den Bereichen Audit & Assurance, Consulting, Financial Advisory, Risk Advisory sowie Tax & Legal. Wir kombinieren Erkenntnisse und Innovationen aus verschiedenen Disziplinen mit unserer betriebswirtschaftlichen Expertise und unseren Branchenkenntnissen. So verhelfen wir unserer Kundschaft weltweit zum Erfolg. Mit rund 2’700 Mitarbeitenden an den sechs Standorten Basel, Bern, Genf, Lausanne, Lugano und Zürich (Hauptsitz) betreut Deloitte Unternehmen und Organisationen jeder Rechtsform und Grösse aus allen Wirtschaftszweigen.
Deloitte AG ist eine Tochtergesellschaft von Deloitte North and South Europe (NSE), einem Mitgliedsunternehmen der Deloitte Touche Tohmatsu Limited (DTTL) mit über 415’000 Mitarbeitenden in mehr als 150 Ländern.
Lesen Sie weitere Medienmitteilungen, kontaktieren Sie einzelne Personen aus dem Kommunikationsteam oder besuchen Sie die Web-site von Deloitte Schweiz.

Anmerkung für die Redaktion
In dieser Medienmitteilung bezieht sich Deloitte auf die Schweizer Tochtergesellschaften von Deloitte NSE LLP, Mitgliedsunternehmen der Deloitte Touche Tohmatsu Limited ("DTTL"), eine "UK private company limited by guarantee" (eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach britischem Recht). DTTL und ihre Mitgliedsunternehmen sind rechtlich selbständige und unabhängige Unternehmen. DTTL und Deloitte NSE LLP erbringen selbst keine Dienstleistungen gegenüber Kunden. Eine Beschreibung der rechtlichen Struktur finden Sie unter www.deloitte.com/ch/about.
Deloitte AG ist eine von der Eidgenössischen Revisionsaufsichtsbehörde (RAB) und der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA zugelassene und beaufsichtigte Revisionsgesellschaft.
Die Informationen in dieser Medienmitteilung haben ihre Richtigkeit zum Zeitpunkt des Versandes.

Fanden Sie diese Seite hilfreich?