Die demografische Alterung stellt eine der zentralen Herausforderungen für den öffentlichen Sektor in der Schweiz dar. Die fortschreitenden Pensionierungen der Babyboomer-Generation und die niedrige Geburtenrate führen zu einem Rückgang der erwerbsfähigen Bevölkerung, während der Bedarf an Arbeitskräften steigt. Besonders betroffen ist die öffentliche Verwaltung, deren Personal eine überdurchschnittlich hohe Altersstruktur aufweist. Ohne gezielte Massnahmen drohen erhebliche Engpässe und eine Verschlechterung der öffentlichen Dienstleistungen. Diese Studie analysiert die Auswirkungen auf den öffentlichen Sektor und zeigt strategische Ansätze auf, wie der demografische Umbruch als Katalysator für mehr Effizienz und Innovation genutzt werden kann.
Der Schweizer Arbeitsmarkt ist von einem strukturellen, demografisch bedingten Arbeitskräftemangel geprägt. Laut einer Analyse des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO), sollen bis 2031 rund jeder fünfte Erwerbstätige (20,7%) in Rente gehen. Verwaltungsfachkräfte sind, neben Gesundheitsberufen, IT-Spezialisten und Ingenieuren, sogar noch stärker vom Fachkräftemangel betroffen als der Durchschnitt aller Berufsgruppen. Dies zeigt auch unsere vorliegende Studie deutlich. Bereits seit 2019 scheiden in der Verwaltung altersbedingt mehr Personen aus dem Arbeitsmarkt aus, als neue hinzukommen. Da viele erfahrene Fachkräfte in den nächsten Jahren in den Ruhestand treten, verschärft sich der Mangel weiter und stellt den öffentlichen Sektor vor eine Daueraufgabe.
Um den in Betriebsfunktionen zunehmend spürbaren Arbeitskräftemangel zu kompensieren, setzt die Schweizerische Post verstärkt auf Automatisierung und Digitalisierung. Technologie wird eingesetzt, um die Produktivität in der Briefzustellung zu steigern, was direkt gegen die abnehmende Briefmenge wirkt. Dies umfasst beispielsweise die Optimierung von Zustellrouten oder den Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Sortierung und Verzollung.
Jesko Herre, Leiter HR-Strategie & Leiter HR-Geschäftspartner Funktionsbereiche, Schweizerische Post
Bereits 2015 gaben zwei Drittel von 54 durch die Bundeskanzlei befragten Bundesstellen an, dass sie in ihrem Zuständigkeitsbereich von den Herausforderungen des demografischen Wandels betroffen seien. Knapp zehn Jahre nach der Befragung spitzt sich die Situation weiter zu. Laut einer Analyse des Eidgenössischen Personalamts (EPA) werden innerhalb der Bundesverwaltung bis 2034 knapp ein Drittel aller Angestellten pensioniert. Einzelne Verwaltungseinheiten weisen einen besonders hohen demografischen Ersatzbedarf auf.
Personeller Ersatzbedarf des Bundesamts Bundesamt für Bauten und Logistik (BBL) bis 2034.
Personeller Ersatzbedarf des Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) bis 2034.
Personeller Ersatzbedarf der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (SUST) bis 2034.
Demografischer Ersatzbedarf ausgewählter Verwaltungseinheiten der Bundesverwaltung bis 2034 (in %); Quelle: Eidgenössisches Personalamt (EPA)
Auch in den Kantonsverwaltungen gibt es grösstenteils einen überdurchschnittlich hohen demografischen Ersatzbedarf. Die nachfolgende Grafik veranschaulicht den zukünftigen Arbeitskräftebedarf ausgewählter Kantonsverwaltungen für die kommenden Jahre, indem der Anteil der Mitarbeitenden, die ihr 50. Lebensjahr bereits überschritten haben, der Gesamtbelegschaft der jeweiligen Verwaltung gegenübergestellt wird.
Diese Zahlen verdeutlichen den erheblichen Handlungsdruck auf kantonaler Ebene, wobei ausgewählte Abteilungen sogar demografische Ersatzraten aufweisen, die nahezu die Hälfte der Belegschaft dieser Abteilungen ausmachen.
Im Volkswirtschaftsdepartement des Kantons St.Gallen sind 49,6% der Beschäftigten älter als 50 Jahre.
Im Departement für Wirtschaft und Arbeit (DEE) im Kanton Genf, sind 57.3% der Beschäftigten älter als 50 Jahre.
In der Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion des Kantons Basel-Landschaft, sind 47.4 % der Beschäftigten älter als 50 Jahre.
Quelle: Deloitte, 2025
Der Fachkräftemangel wird aber nicht nur durch Personalabgänge verschärft, sondern auch durch indirekte Effekte, die eine alternde Bevölkerung mit sich bringt. Ältere Menschen haben eine höhere Nachfrage nach Gesundheits-und Pflegedienstleistungen, was den Personalbedarf in den betroffenen Bereichen entsprechend steigert. Hohe Ersatzquoten in der Verwaltung, spezialisierte Qualifikationsprofile und eine strukturell veränderte Nachfrage gewisser Dienstleistungen des öffentlichen Sektors setzen viele öffentliche Institutionen zukünftig unter Druck. Ohne gezielte Massnahmendrohen Wissensverlust, eine Abnahme der Innovationsfähigkeit, Engpässe in der Aufgabenerfüllung oder Überlastung bestehender Mitarbeitenden.
Wir sind uns des zunehmenden Mangels an qualifiziertem Personal bewusst. Neben der Berücksichtigung des vermehrten Bedürfnisses nach flexiblen Arbeitsformen und Arbeitszeitgestaltung ermöglichen wir ein flexibles Renten-eintrittsalter (58–65 Jahre). Unter bestimmten Voraussetzungen ist es gar erlaubt, bis zum Alter von 70 Jahren weiterzuarbeiten. Wo immer möglich, setzen wir zudem auf Digitalisierung, Automatisierung und in Zukunft sicherlich auch vermehrt auf künstliche Intelligenz, um Effizienz und Produktivität zu steigern.
Dienststelle für Personalmanagement, Kanton Wallis
Der demografische Wandel verschärft nicht nur den Arbeitskräftemangel, sondern führt auch zu steigenden Kosten bei der Altersvorsorge, der Gesundheitsversorgung und der öffentlichen Infrastruktur. Was auf den ersten Blick als Gefahr erscheint, kann sich aber auch als Katalysator für mehr Effizienz und Innovation erweisen, nämlich wenn gewachsene Strukturen überdacht und zukunftsfähiger gestaltet werden. Untenstehend schlagen wir drei Ansätze vor, wie dies gelingen kann - die detaillierten Handlungsempfehlungen finden Sie in der Studie selbst.