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VSME

VSME: Der freiwillige Nachhaltigkeitsberichtstandard für nicht-börsennotierte KMU

Mit dem im Dezember 2024 veröffentlichten Voluntary Sustainability Reporting Standard for non-listed SMEs (VSME) hat die European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG) einen eigenständigen Berichtsrahmen für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) geschaffen, die nicht der CSRD unterliegen. Der VSME wurde vor dem Hintergrund wachsender Anforderungen entlang der Lieferkette entwickelt. Der Standard stellt ein praxisnahes und proportional ausgestaltetes Instrument zur Verfügung, um Nachhaltigkeitsinformationen freiwillig, verständlich und nachvollziehbar zu kommunizieren.

Zielsetzung & Kontext

Durch die regulatorische Unsicherheit des Omnibus-Pakets sind der Anwendungsbereich und die Relevanz der VSME in den Vordergrund gerückt. Die Positionen für voraussichtliche Anpassungen der CSRD sehen vor, dass der Anwenderkreis für eine verpflichtende Nachhaltigkeitsberichterstattung potentiell deutlich verringert wird. Für Unternehmen, die freiwillig berichterstatten wollen, soll der VSME-Standard als vereinfachter Referenzrahmen dienen und bildet somit die „Bottom Line“ der Nachhaltigkeitsberichterstattung in Europa. Durch die voraussichtliche Einschränkung des CSRD-Anwenderkreises erweitert sich der VSME-Anwendungskreis in Österreich potentiell erheblich. Am 30.07.2025 wurde die Anwendung der aktuellen VSME-Fassung seitens der Europäischen Kommission offiziell empfohlen. Eine Übernahme als delegierte Verordnung ist für 2026 angekündigt.
Unternehmen, die bereits mit der CSRD-Berichterstattung begonnen haben, etwa durch die Erstellung der doppelten Wesentlichkeitsanalyse (DMA) oder einzelner Angabepflichten und möglicherweise künftig aus der Berichtspflicht herausfallen, verfügen über eine solide Grundlage, um die VSME effizient umzusetzen. Obwohl der VSME auf dem „falls zutreffend“-Prinzip basiert und keine eigene DMA erfordert, unterstützt die bestehende DMA gezielt dabei, relevante Aspekte zu identifizieren. Zudem ist es sinnvoll, gesetzliche Verpflichtungen und freiwillige Offenlegungen, beispielsweise aus Umweltmanagementsystemen, bei der Ausarbeitung der VSME zusammenzuführen. Diese zusätzlichen Informationen sind insbesondere im Hinblick auf die Verschmutzung von Luft, Wasser und Boden (B4) von Bedeutung.

Modularer Aufbau & Anwendungsoptionen

Der VSME ist modular strukturiert und umfasst folgende Anwendungsebenen:

Anwendungsmöglichkeiten 
  • Basic only
  • Basic + punktuell Comprehensive
  • Basic + Comprehensive vollumfänglich

Das Basic Module des VSME-Standards richtet sich an nicht-börsennotierte KMU und insbesondere Mikro-Unternehmen. Es ermöglicht einen niedrigschwelligen Einstieg in die Nachhaltigkeitsberichterstattung, basiert auf elf zentralen ESG-Themen und folgt dem „Relevance-only“-Prinzip, wonach nur relevante Informationen offenzulegen sind. Die Anforderungen sind bewusst einfach und proportional gestaltet. Das Basic Module ist zudem Voraussetzung für alle weiterführenden Module.

Das Comprehensive Module baut auf dem Basic-Modul auf und erweitert dieses um detaillierte Offenlegungspflichten, insbesondere mit Blick auf die Anforderungen von Investoren, Banken und größeren Geschäftspartnern. Es enthält fortgeschrittene ESG-Kennzahlen, orientiert sich an den ESRS und unterstützt Unternehmen bei der strategischen ESG-Kommunikation entlang der Wertschöpfungskette.

Die individuellen Bedürfnisse der Unternehmen und Anforderungen ihrer Stakeholder können zusätzliche Offenlegung von Informationen, welche nicht im VSME-Standard abgedeckt sind, verlangen. Dabei enthält der Anhang des Standards eine Liste möglicher relevanter Nachhaltigkeitsthemen, die in diesem Zusammenhang offengelegt werden können. Somit kann eine Offenlegung gemäß VSME zu einer ESRS Light-Version erweitert werden.

Anhang & Umsetzungshilfen

Der Appendix des VSME-Standards enthält ein Glossar mit zentralen ESG-Begriffen, eine Liste potenziell relevanter Nachhaltigkeitsthemen sowie Hintergrundinformationen für Anwenderinnen und Anwender zur Nutzung und Einordnung des Standards. Zudem finden sich Verweise auf bestehende regulatorische Rahmenwerke, wie die CSRD, die ESRS und die EU-Taxonomieverordnung.

Ergänzend wurde eine Guidance zur Umsetzung des VSME-Standards veröffentlicht. Diese bietet methodische Unterstützung bei der Anwendung der Module, verweist auf digitale Werkzeuge und Hilfsmittel, unterstützt bei der Priorisierung relevanter Themen und gibt Empfehlungen zur Strukturierung von Daten und interner Kommunikation.

Warum VSME? – Ihre Vorteile auf einen Blick
  • Freiwillig, aber zukunftsfähig: VSME ermöglicht Unternehmen, frühzeitig auf steigende Erwartungen von Geschäftspartnern zu reagieren
  • Niedrige Einstiegshürden: Verständlich und proportional – ideal für Unternehmen unterschiedlicher Größen aufgrund der individuellen Ausgestaltungsmöglichkeiten  
  • Relevanz für die Praxis: Grundlage für ESG-Anfragen von Banken, Kunden oder öffentlichen Institutionen sowie für die Beurteilung durch Rating-Agenturen. 
  • Anbindung an ESRS: Kompatibilität mit bestehenden EU-Rahmenwerken – VSME bereitet auf weitergehende Anforderungen vor
Überschneidungen & Unterschiede ESRS & VSME

Sind die Anforderungen nach VSME von ESRS abgedeckt? ​

Überschneidungen und Unterschiede: VSME & ESRS

 

Der Aufbau und die thematische Struktur des VSME-Standards orientieren sich klar an der Logik der ESRS. Die Themenschwerpunkte im VSME sind stark an die ESRS angelehnt, und die im VSME enthaltene empfohlene Liste möglicher Nachhaltigkeitsthemen entspricht im Wesentlichen den gemäß ESRS 1 AR 16 gelisteten Aspekten. Auch die Inhalte der VSME-Offenlegungen werden zu großen Teilen durch bestehende Datenpunkte der ESRS abgedeckt. Obwohl die ESRS derzeit in Überarbeitung sind, lässt sich aus dem aktuellen Kenntnisstand nicht auf eine Verschlankung der VSME schließen.

Trotz dieser inhaltlichen Nähe weist der VSME-Standard wesentliche strukturelle Unterschiede auf. Anstelle einer vollumfänglichen doppelten Wesentlichkeitsanalyse wird im VSME das Prinzip „falls zutreffend“ angewandt. Zudem erfolgt eine Vordefinition und thematische Eingrenzung der relevanten ESG-Themen – basierend auf den ESRS –, was die Anwendung für KMU erheblich vereinfacht.

Ein zentrales Unterscheidungsmerkmal liegt in der Modularität und der vereinfachten Sprache, die bewusst gewählt wurde, um niedrigere Einstiegshürden in die ESG-Berichterstattung zu schaffen. Der VSME ist vorrangig für den bilateralen Austausch im B2B-Bereich (z. B. gegenüber Kunden, Banken oder Partnern) konzipiert, kann aber ebenso wie ein Bericht nach ESRS veröffentlicht werden.

Im folgenden Abschnitt wird eine Übersichtstabelle dargestellt, welche die zentralen Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den zwei aktuellen Nachhaltigkeitsberichtsstandards der EU gegenüberstellt, den verpflichtenden ESRS und dem freiwilligen VSME-Standard.

ESRS vs. VSME

Vergleich der Standards

Unsere Services im Überblick:

Wir begleiten Sie bei der Einordnung, Auswahl und Umsetzung des für Ihr Unternehmen passenden Nachhaltigkeitsberichtsstandards – ob im Rahmen der verpflichtenden ESRS nach CSRD, oder der freiwilligen Anwendung des VSME für nicht berichtspflichtige Unternehmen. Auch eine hybride, unternehmensindividuelle Berichterstattung im Sinne von „ESRS light“ kann mitunter sinnvoll sein.

Unser interdisziplinäres Team bietet Ihnen:

Einordnung & Schwellenwertanalyse

  • Prüfung, ob Ihr Unternehmen der CSRD unterliegt oder für vereinfachte Standardoptionen in Frage kommt 
  • Darstellung regulatorischer Pflichten und Übergangsregelungen (z. B. Omnibus-Paket) 

Strategische Entscheidungsunterstützung

  • Auswahl des geeigneten Standards (ESRS, VSME, ESRS light) in Abhängigkeit Ihrer Stakeholder-Anforderungen, Komplexität und Ressourcen 
  • Aufzeigen der Auswirkungen auf Berichtspflichten entlang der Wertschöpfungskette 

Implementierungsbegleitung

  • Methodische Unterstützung bei der Umsetzung des gewählten Standards 
  • Bereitstellung von Templates, Scoping-Tools und Modulauswahl (z. B. Basic vs. Comprehensive bei VSME) 

Berichtsdesign & ESG-Kommunikation

  • Entwicklung eines konsistenten Berichtsformats inkl. textlicher Ausarbeitung 
  • Verknüpfung mit bestehenden ESG-Initiativen, Ratings oder Anfragen von Geschäftspartnern 

Training & Upskilling

  • Schulungen zu Anforderungen, Unterschieden und Anwendung der Standards 
  • Begleitung Ihrer internen ESG-Verantwortlichen durch Q&A-Formate, Workshops und Feedback 

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