Nachhaltigkeit rechnet sich – das ist auch den österreichischen Unternehmen bewusst. Dennoch gibt es Aufholbedarf in der nachhaltigen Transformation. Wie die aktuelle Studie von Deloitte Österreich und FORESIGHT zeigt, steckt vor allem in der strategischen Verankerung und Planungssicherheit noch ungenutztes Potenzial. Zugleich gehen neue regulatorische Anforderungen wie die CSRD mit dringendem Handlungsbedarf einher.
Zum dritten Mal hat Deloitte gemeinsam mit dem Sozialforschungsinstitut Foresight im Rahmen einer repräsentativen Telefonumfrage rund 400 österreichische Unternehmen zu ihren Bestrebungen im Bereich Nachhaltigkeit befragt. Der aktuelle „Sustainability Check“ macht deutlich: Die Auswirkungen des Klimawandels sind für knapp die Hälfte der Befragten (48%) bereits direkt spürbar. Bei der Integration von Nachhaltigkeit in das Kerngeschäft gibt es Handlungsbedarf.
Unternehmen, die heute in Nachhaltigkeit investieren, schaffen eine Basis für ihren langfristigen Markterfolg.
Karin Mair | Managing Partner Risk Advisory & Financial Advisory, Deloitte Österreich
Im Fokus vieler Nachhaltigkeitsagenden steht vor allem die Reduktion der CO2-Emissionen.
61% der Befragten haben zwar bereits mit der Umsetzung konkreter Maßnahmen begonnen, hinsichtlich der erwartbaren Kosten für eine umfassende Dekarbonisierung herrscht aber noch Unklarheit. So kann oder will über ein Drittel (39 %) derzeit keine Angaben über die diesbezügliche Kostenveranschlagung des Unternehmens machen.
Das Bewusstein für die Vielschichtigkeit des Nachhaltigkeitsthemas nimmt zu. Ein knappes Drittel der Unternehmen (28%) gibt Kreislaufwirtschaft als wichtigstes Nachhaltigkeits-Thema an und unterstreicht damit die Relevanz von effizienter Ressourcennutzung. Für Unternehmen, die der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) unterliegen, steht hingegen das Thema Dekarbonisierung an oberster Stelle.
Nachhaltigkeitsmaßnahmen entfalten ihr Potenzial am besten, wenn sie gezielt auf die Bedürfnisse der Stakeholder ausgerichtet sind. Nachhaltigkeit als Selbstzweck wird niemals erfolgreich sein.
Christoph Obermair | Partner Sustainability & Climate, Deloitte Österreich
Nachhaltiges Wirtschaften wird häufig nicht nur aus dem Unternehmen heraus vorangetrieben; viele Unternehmen spüren diesbezüglich auch Druck seitens unterschiedlicher Stakeholder. Die Studie zeigt, dass vor allem Geschäfts-Kund:innen (30%) großes Interesse an den Nachhaltigkeitsbestrebungen der Unternehmen zeigen. Überraschend gering ist aktuell der Einfluss von Stakeholdern aus der Finanzwirtschaft.
International wird auf politischer Ebene in Sachen Nachhaltigkeit derzeit für jeden Schritt nach vorne ein Schritt zurück gemacht. Konträr dazu sind die Unternehmen in Umwelt- und Klimafragen seit Jahren in unseren Befragungen konsequent: Nachhaltigkeit ist für sie ein Baustein für langfristigen wirtschaftlichen Erfolg.
Christoph Hofinger | Geschäftsführer, FORESIGHT
Klar definierte Ziele und ein übergreifendes Commitment zu diesen ermöglichen den Weg hin zu einer nachhaltigeren Zukunft. Das haben auch die österreichischen Unternehmen erkannt: Mehr als die Hälfte (53%) beurteilt eine verpflichtende Nachhaltigkeitsberichterstattung daher auch positiv.
Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) zielt genau darauf ab: Transparenz und Vergleichbarkeit der Nachhaltigkeitsberichte von Unternehmen sollen gestärkt werden. Für Unternehmen ergibt sich dadurch erhöhte Transparenz und eine verbesserte Datengrundlage für strategische Entscheidungen.
In der Umsetzung der CSRD besteht für viele Unternehmen Aufholbedarf: Nur knapp ein CSRD-pflichtiges Unternehmen von fünf (18%) hat die Vorbereitungen auf die verpflichtende Berichterstattung vollständig abgeschlossen. 59% der Verpflichteten sind aktuell in Planung und Vorbereitung, während ein knappes Fünftel (17%) noch gar nicht mit den Vorbereitungen gestartet hat.
Unternehmen geraten angesichts des quantitativen und qualitativen Aufwands im Zusammenhang mit der CSRD zunehmend unter Druck. Oft wird erst im Laufe des Prozesses deutlich, welch große Datenmenge für die Berichterstattung analysiert werden muss. Um eine fristgerechte Umsetzung zu gewährleisten sind langfristige Vorbereitungen essenziell.
Alfred Ripka | Partner Sustainability Reporting & Assurance, Deloitte Österreich
Für eine vollständige und korrekte Nachhaltigkeitsberichterstattung ist eine Sammlung der als wesentlich identifizierten Daten mit 1.1.2025 notwendig. Damit ergibt sich bei nahezu einem Viertel der betroffenen Unternehmen dringender Handlungsbedarf.
Neben entsprechender Vorbereitung auf die kommenden regulatorischen Frameworks und einer strategischen Verankerung von Nachhaltigkeit brauchen Unternehmen vor allem Planbarkeit von Seiten der Politik. Daraus ergeben sich folgende Handlungsempfehlungen:
Sie möchten die Ergebnisse der aktuellen Studie mit jenen aus dem Vorjahr vergleichen? Gerne können Sie hier nachlesen: