Im Rahmen des Deloitte Radar wurde heuer zum zehnten Mal die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Österreich untersucht. Für die Jubiläumsausgabe wurden die Meinungen von rund 600 österreichischen Führungskräften eingeholt und die wichtigsten globalen Indizes analysiert, um die zentralen Handlungsfelder zu identifizieren.
Nach einem Jahrzehnt des Stillstands befindet sich Österreich im globalen Wettbewerb bestenfalls im Mittelfeld und hat in den letzten Jahren an Attraktivität und Konkurrenzfähigkeit eingebüßt. Vergleichbare europäische Länder wie Dänemark, Norwegen, die Schweiz oder Schweden liegen klar vor uns. Es ist an der Zeit, einen neuen Masterplan zu entwickeln – mit dem Ziel es bis 2023 unter die Top 5 Europas zu schaffen.
Stimmungskiller Stillstand: Unsere Umfrage zeigt, dass die letzten Jahre den heimischen Führungskräften aufs Gemüt schlagen. Die Zufriedenheit mit der Standortpolitik sinkt, fast jeder zweite Befragte bewertet die Stimmung am Standort mit „Genügend“ oder „Nicht genügend“.
"Dieser schleichende Abwärtstrend muss dringend umgekehrt werden. Wir müssen uns an den Besten messen und eine Aufholjagd starten. Dafür müssen zahlreiche Hebel in Bewegung gesetzt werden – angefangen bei der überfälligen Senkung von Steuern und Abgaben, über wirksame Maßnahmen gegen den Arbeitskräftemangel bis hin zu Investitionen in Zukunftsfelder."
Harald Breit, CEO von Deloitte Österreich
Die hohen Kosten und Abgaben in Österreich sind für die Mehrheit der befragten Unternehmen untragbar. Sie hoffen im Wahljahr 2024 auf ein Umdenken in der Politik. Insbesondere bei der Einkommens- steuer sowie den Lohnnebenkosten besteht laut der Wirtschaft dringender Handlungsbedarf, Senkungen haben höchste Priorität. Angesichts des anhaltenden Fachkräftemangels ist es besonders wichtig, den Arbeitsmarkt attraktiv zu gestalten und ungenutzte Potentiale zu heben.
Für die Transformation der Wirtschaft und die Anpassung von Geschäftsmodellen hin zu einer Green Economy und mehr Digitalisierung sind erhebliche Investitionen erforderlich. Es ist daher unerlässlich, Abgabemaßnahmen so zu gestalten, dass sie den Wirtschaftsstandort für potenzielle Investor:innen attraktiv machen.
Auch die umständliche Verwaltung fällt bei vielen der befragten Führungskräfte durch, 58 % beurteilen sie mit „Nicht genügend“ oder „Genügend“. Es sind also dringend Maßnahmen erforderlich, um die überbordende Bürokratie zu reduzieren.
Neben den hohen Abgaben und der überbordenden Bürokratie bereitet vor allem der Arbeitskräftemangel den österreichischen Unternehmen Sorgen. Obwohl die erwähnte Abgabenreduktion wichtig für den Wirtschaftsstandort ist, bleiben am Arbeitsmarkt auch viele Möglichkeiten ungenutzt.
Gerade in den Beschäftigungsgruppen der Frauen und älteren, erfahrenen Arbeitnehmenden sowie bei Personen mit Migrationshintergrund gibt es ungenutztes Potenzial. Die Unternehmen sind sich dessen bewusst sind, benötigen jedoch die Unterstützung der Politik, um diese Potenziale zu erschließen.
Gezielte Investitionen in Zukunftsfelder sind für den Wirtschaftsstandort ein zentraler Schlüssel, um ins europäische Spitzenfeld zu gelangen. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat die Abhängigkeit von russischem Gas aufgezeigt. Im Sinne der Versorgungssicherheit gilt es neue Lieferquellen und Transportwege zu erschließen und vor allem den Ausbau erneuerbarer Energien zu beschleunigen.
Ein weiterer Fokus sollte auf Investitionen in die digitale Transformation gelegt werden. Durch eine vollständige Digitalisierung der Verwaltung sowie des Bildungs- und Gesundheitssystems könnten Prozesse effizienter gestaltet werden. Eine Stärkung der Forschung und Lehre im Bereich digitaler Technologien würde zudem die Innovationskraft fördern.
Der Deloitte Radar 2024 zeigt im Wahljahr 2024 deutlich auf, wo dringender Handlungsbedarf besteht:
Die vollständige Liste der Top-Prioritäten, die aus Sicht der österreichischen Unternehmen für mehr Wettbewerbsfähigkeit am Standort Österreich sorgen, finden Sie im Deloitte Radar 2024.