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No-regret moves: Strategien für die Konsumgüterbranche

Svetlana Gandjova & Anneliese Egger im Interview über sinnvolle Strategien für Unternehmen in der Konsumgüterbranche

Durch den Impffortschritt in zahlreichen Ländern gestaltet sich der Ausblick in die zweite Jahreshälfte deutlich positiver als im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021, das in vielerlei Hinsicht von Unsicherheiten in Zusammenhang mit der Entwicklung der Pandemie geprägt war. Das gilt auch für die Konsumgüterbranche, wo langsam eine Rückkehr zu mehr Normalität zu beobachten ist. Svetlana Gandjova und Anneliese Egger verraten, auf welche Strategien österreichische Unternehmen jetzt setzen sollten, um unabhängig von Pandemieprognosen gut durch die zweite Jahreshälfte 2021 zu kommen.

Wo steht die Konsumgüterbranche derzeit?

Das Verhalten von Kundinnen und Kunden hat sich durch die Pandemie verändert, einige dieser Verhaltensweisen werden noch länger bestehen bleiben. Ein Beispiel: Das Konzept „Work from Home“ wird uns auch in den kommenden Monaten verstärkt begleiten, was wiederum die Relevanz von Shoppen in den eigenen vier Wänden beeinflusst. Außerdem ist die Pandemie trotz des aktuellen positiveren Ausblicks noch nicht zu Ende, dem erhöhten Sicherheitsbedürfnis muss auch in der Konsumgüter-Branche weiterhin Rechnung getragen werden.

 

Welche Strategien sollten Unternehmen in der Konsumgüterbranche aktuell verfolgen?

Im Deloitte-Bericht zur Konsumgüterbranche wurden fünf strategische No-regret-moves identifiziert. Der Name ist in diesem Fall Programm: Unabhängig davon, wie sich die Pandemie weiterentwickelt, können Unternehmen von diesen strategischen Entscheidungen profitieren. Dazu gehört die Neuausrichtung der Go-to-Market-Strategien ebenso wie der digitale Fortschritt, resiliente Lieferketten, Investment in zukunftsträchtige Geschäftsideen und die Verbindung von Purpose und Profit.

 

Foto Svetlana Gandjova
Mag. Svetlana Gandjova, CFE
Foto Anneliese Egger
Anneliese Egger

No-regret-moves

  • Go-to-Market-Strategien neu ausrichten
  • Digitalisierung vorantreiben
  • Für resiliente Lieferketten sorgen
  • In zukunftsgerichtete Geschäftsideen investieren
  • Purpose und Profit verbinden

Was bedeutet das konkret?

Die Neuausrichtung der Go-to-Market Strategien gehen Hand in Hand mit dem Fortschritt in der Digitalisierung. Verbraucherinnen und Verbraucher nutzen verstärkt die Möglichkeit des Online-Shoppings. Dies trifft selbst in Bereichen zu, die vor COVID-19 in Österreich kaum betroffen waren, wie Lebensmittel und Getränke. Der Vertrieb direkt an die Kundinnen und Kunden (DTC Direct to Consumer) gewinnt durch diese Entwicklung stark an Bedeutung. Um diesen Schritt gehen zu können, muss ein Unternehmen auch entsprechend digital aufgestellt sein. Zahlreiche Unternehmen wollen dafür auch Geld in die Hand nehmen und in die Digitalisierung investieren.

 

Wichtig ist, dabei nicht auf die Cybersicherheit zu vergessen. In Österreich haben wir im letzten Jahr einen erheblichen Anstieg der Cyber-Kriminalität beobachtet: Die Anzeigen in diesem Bereich sind laut einer Statistik des Bundeskriminalamts 2020 um rund ein Viertel im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.

 

Was hat es mit resilienten Lieferketten auf sich?

Schon vor COVID-19 war die Zuverlässigkeit der Lieferketten relevant. Geopolitische Unsicherheiten wie zB der Brexit, aber auch Klimakatastrophen führten zu teuren Unterbrechungen. Die globale Gesundheitskrise hat die Wichtigkeit einer stabilen Lieferkette nochmal aufgezeigt. Für mehr Stabilität lässt sich mit unterschiedlichen Mitteln sorgen. Eine Möglichkeit ist es, auf Regionalität zu setzen. Außerdem kann hier auch KI eingesetzt werden, um beispielsweise die Nachfrage besser abzuschätzen und zu überwachen, wodurch die Produktion und Lagerverwaltung angepasst und optimiert werden können.

 

In zukunftsgerichtete Ideen zu investieren klingt selbstverständlich, was ist damit gemeint?

Unternehmen tun gut daran, den Aufschwung zu nutzen und zu überlegen, welche Geschäftsmodelle und Produkte für sie auch zukünftig relevant sind und wie sie ihre Mittel investieren wollen. Sie können beispielsweise in Entwicklungsarbeit investieren, um aus eigener Hand die Voraussetzungen für neue strategische Ausrichtungen zu schaffen. Alternativ können Unternehmen diesen Weg auch über M&A abkürzen. Heimische Unternehmen haben bereits verstanden, dass sie in dieser Richtung aktiv werden müssen. So haben wir im ersten Quartal 2021 einen merklichen Anstieg der Übernahmeaktivitäten am österreichischen M&A Markt bemerkt.

 

Abschließend eine Frage von besonders großen Interesse: Wie verbindet man Purpose mit Profit und warum tun Unternehmen gut daran, sich diese Frage zu stellen?

Immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher fordern eine klare Positionierung zu ethischen Themen. Die reine Erwirtschaftung von Profit reicht nicht mehr aus, Unternehmen müssen auch auf das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ihrer Kundinnen und Kunden und auf die Gesellschaft und Umwelt achten. Eine Studie besagt, dass Kundinnen und Kunden eine Marke, die klare Werte vertritt, viermal so häufig kaufen und viereinhalbmal so oft weiterempfehlen. Eine andere Untersuchung zeigt, dass Kundinnen und Kunden sogar bereit sind, etwas mehr für ein Produkt zu bezahlen, wenn die Lieferkette transparent ist und ESG (Environmental Social Governance)-Ziele berücksichtigt werden. Es ist wichtig, dass Unternehmen verstehen, dass ein übergeordneter Zweck (Purpose) nicht den Verzicht auf Profit bedeutet, sondern diesen unterstützt oder gar beschleunigt. Allerdings muss ein Unternehmen authentisch bleiben. Nur wer seine Werte wie Menschlichkeit, Nachhaltigkeit oder Transparenz glaubhaft vertritt und auf der gesamten Organisationsebene lebt, kann letztendlich auch davon profitieren.

Zusätzliche Informationen

Den 2021 Consumer Products Industry Outlook finden Sie hier zum Download.

 

Sie haben noch Fragen zum Interview oder interessieren sich allgemein für das Thema? Kontaktieren Sie uns – wir freuen uns auf einen spannenden Austausch.

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