Strukturierte Produkte stellen in der Schweiz eine wichtige Anlageklasse dar. Das gesamte "lebende" Volumen strukturierter Produkte beläuft sich auf etwa 200 Mrd. CHF1, was 3 % aller in der Schweiz verwahrten Wertpapiere entspricht. Der Rest besteht aus Direktinvestitionen, hauptsächlich in Anleihen, Aktien und Fonds [8]. Ein grosser Teil der ausstehenden strukturierten Produkte in der Schweiz sind Renditeerhöhungsprodukte wie Barrier Reverse Convertibles. Solche Produkte haben typischerweise pfadabhängige Auszahlungen, die nicht mit geschlossenen Formeln bepreist werden können. Angesichts der Tatsache, dass die Bepreisung von Einzelemissionen bereits ausgefeilte Ansätze erfordert (die häufig Monte-Carlo-Simulationen einschliessen), stellt die Messung von Risiken auf Portfolioebene mit hoher Genauigkeit eine grosse Herausforderung dar.
Strukturierte Produkte und Geschäfte mit nicht-vanilligen Instrumenten wie das Geschäft mit strukturierten Produkten unterliegen in der Regel deutlich höheren aufsichtsrechtlichen Kapitalanforderungen als Vanilla-Flow-Geschäfte. Selbst wenn sie eng abgesichert sind, führt die Nichtlinearität der Auszahlungen zu Restrisiken, die im Rahmen des Baseler Standardansatzes für das Marktrisiko zu hohen Eigenkapitalanforderungen führen, die im Rahmen des überarbeiteten Standardansatzes der Fundamental Review of the Trading Book (FRTB) sogar noch erheblich steigen dürften.
Der neue Marktrisikorahmen FRTB stellt nicht nur eine Überarbeitung des Standardansatzes dar, sondern führt auch neue Standards ein, die im Rahmen des Internen Modellansatzes (IMA) zu erfüllen sind. Unsere Analysen zeigen, dass der IMA für strukturierte Produktportfolios die Kapitalkosten im Vergleich zum überarbeiteten Standardansatz um bis zu 70%2 senken kann. Ein IMA wird jedoch von einer Reihe von Modellakzeptanzkriterien begleitet, die als Voraussetzung für die Erlangung und Beibehaltung der IMA-Modellgenehmigung dienen.
Eines der wichtigsten Kriterien für die Akzeptanz des Modells sind regelmässige P&L-Attributionstests, die sich darauf konzentrieren, die Risikopreise eng an die Front-Office-Preise anzugleichen. Diese Prüfung stellt eine grosse Herausforderung für die Erlangung der Modellgenehmigung für strukturierte Produkte dar. Wird die Prüfung nicht bestanden, so wird der strafbewehrte FRTB-Standardansatz angewandt. Ein vollständiger Neubewertungsansatz in der IMA ES-Modellierung würde das Risiko minimieren, dass der P&L Zurechnungstest nicht bestanden wird. Im Zusammenhang mit dem Geschäft mit strukturierten Produkten würde ein solcher Ansatz jedoch eine verschachtelte Simulation erfordern, die gemeinhin als rechnerisch unerreichbar gilt.
In diesem Artikel stellen wir einen innovativen Ansatz zur Modellierung des erwarteten Zahlungsausfalls vor. Es ermöglicht die vollständige Neubewertung eines Portfolios strukturierter Produkte innerhalb eines Monte-Carlo-Rahmens (verschachteltes Monte-Carlo), ist aber dennoch rechnerisch machbar. Dieser Ansatz wurde zwar für das Geschäft mit strukturierten Produkten implementiert, eignet sich aber auch für die Integration in ein umfassenderes Rahmenwerk zur Modellierung des gesamten Portfolios.
Es ist an der Zeit, die Kapitalauswirkungen eines Internen Modellansatzes auf Ihr Portfolio strukturierter Produkte zu bewerten.
Mattia ist Senior Consultant bei Deloitte im Bereich Financial & Regulatory Risk Advisory in Zürich. Er hat an Projekten in der Banken- und Versicherungsbranche gearbeitet und dabei Stresstests, quantitative Risiko- und Preismodelle entwickelt.