Skip to main content

Illegaler Wildtierhandel und seine Auswirkungen auf die Schweiz

Den Reichtum der Natur bewahren: Schutz der finanziellen Integrität der Schweiz vor Wildtierkriminalität

Die Schweiz ist nicht vor dem Risiko gefeit, die Finanzströme und Transaktionen des illegalen Wildtierhandels (IWT)1 zu erleichtern und damit zur Legitimierung illegaler Gewinne beizutragen. Der illegale Handel mit geschützten Tierarten, vor allem vom afrikanischen Kontinent nach Asien, wird von international operierenden Netzwerken der organisierten Kriminalität betrieben und gefährdet die Ökosysteme der Welt und die globaleSicherheit2. Das Erkennen der Risiken ist entscheidend, um dem Handel entgegenzuwirken und so die Integrität des Schweizer Finanzsystems zu schützen.

Hintergrund

 

Der illegale Wildtierhandel stellt eine komplexe grenzüberschreitende Herausforderung dar, die eine Zusammenarbeit zwischen dem privaten und dem öffentlichen Sektor erfordert. Umweltkriminalität ist schätzungsweise das viertprofitabelste Verbrechen weltweit, hinter Rauschgift, Fälschungen und Menschenhandel.3 Jährliche geschätzte wirtschaftliche Verluste aufgrund von illegalem Wildtierhandel, Fischerei und Holzeinschlag, einschliesslich entgangener natürlicher Ressourcen, beeinträchtigtem Ökotourismus und Steuerausfällen, reichen von 1 bis 2 Billionen US-Dollar.4 Allein der illegale Handel mit Wildtieren wie Elfenbein und Pangolin-Schuppen bringt Schätzungen zufolge jährlich zwischen 5 und 23 MilliardenUS-Dollar5 an kriminellen Erlösen ein und bedroht durch das Auftreten neuer zoonotischer Krankheiten die Ökosysteme, den Weltfrieden und die öffentliche Gesundheit.6 Die Verbrauchernachfrage nach illegalen Wildtierprodukten umfasst verschiedene Märkte, darunter exotische Haustiere und Lebensmittel, traditionelle Medizin und Statussymbole wie Kunst und Ornamente.7

Die Binnenschifffahrt untergräbt das Erreichen der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen und gilt für Kriminelle als "geringes Risiko, hohe Belohnung", da die Entdeckungsraten minimal sind. Sie ist eine der Hauptursachen für den Verlust der biologischen Vielfalt und das Aussterben von Arten und stellt ein Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung und die Sicherheit der betroffenen Gebiete dar.8 Die Binnenschifffahrt ist auch mit anderen schweren organisierten Verbrechen wie Geldwäsche, Menschenhandel und Korruption verbunden.9

Der Finanzsektor spielt eine entscheidende Rolle bei der Unterbrechung des Flusses illegaler Gelder. Durch die Prüfung von Transaktionen und die Einführung solider Sorgfaltspflichten können Finanzinstitute dazu beitragen, die Infrastruktur zu unterbrechen, die die Kriminalität in der Tier- und Pflanzenwelt fördert.

Schweiz - Schutz des Bankensystems vor Ausbeutung

 

Angesichts der weltweiten Bedeutung des Schweizer Bankensystems wächst die Sorge, dass Schweizer Finanzinstitute unwissentlich Transaktionen aus der Binnenschifffahrt legitimieren könnten, indem sie sie einfach bearbeiten. Um dieses Risiko zu mindern, sollte die Schweiz robuste Kontrollen und Strategien einführen, um die Integrität ihres Bankensystems zu schützen.

Das 1975 geschaffene Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten freilebender Tiere und Pflanzen (CITES) regelt den Handel mit über 40.000 Tier- und Pflanzenarten.10 Die Schweiz war eines der ersten Länder, die das Abkommen ratifiziert und umgesetzthaben11, und sie setzt die CITES-Bestimmungen durch das Bundesgesetz Nr. 453 über den Handel mit Tieren und Pflanzen geschützter Arten durch.12 Nach dem Schweizer Strafgesetzbuch gilt die Bestechung ausländischer Beamter, die oft mit dem illegalen Handel mit Wildtieren in Verbindung gebracht wird, als Vortat für Geldwäsche. Kriminelle Netzwerke beteiligen sich an einer Vielzahl von korrupten Praktiken, wie z.B. der Erlangung falscher Genehmigungen, der Störung strafrechtlicher Ermittlungen und der Erleichterung des illegalen Transports von Wildtieren.13 Trotz der Verschärfung der lokalen Gesetze und der Erhöhung der Bussgelder für Straftaten im Zusammenhang mit derBinnenschifffahrt14 scheint es keine spezifische gesetzliche Verpflichtung für Schweizer Finanzinstitute zu geben, die Faktoren der Binnenschifffahrt in ihren Risikorahmen für illegale Finanzierungen aufzunehmen.

Sorgfaltspflicht bei Schweizer Finanzinstituten - Zu beachtende Punkte

 

Zwischenstaatliche Gremien, darunter die Financial Action Task Force (FATF), haben die Finanzinstitute aufgefordert, die mit der Binnenschifffahrt verbundenen Geldwäscherisiken zu ermitteln, zu bewerten und entsprechende Massnahmen zu ergreifen.15 Bei der Bewertung ihres Risikos sollten die Compliance-Beauftragten Unternehmen und Branchen mit hohem Risiko in der Binnenschifffahrt berücksichtigen, wie z.B:

Die United for Wildlife Financial Taskforce, die unter der königlichen Stiftung des Prinzen und der Prinzessin von Wales tätig ist, hat in enger Zusammenarbeit mit Deloitte eine IWT-Risikobewertung für ihre Mitglieder entwickelt.16 Die Bewertung hilft Banken und anderen Institutionen, ihre Programme zu evaluieren und die besten Praktiken zu vergleichen. Die Ergänzung bestehender Prozesse durch eine standardisierte Bewertung kann die Kohärenz in der gesamten Branche erhöhen, die Wirksamkeit der Kontrollen verbessern und illegale Finanzströme unterbrechen.

Zusammenarbeit durch öffentlich-private Partnerschaften - Ein wichtiger Schritt zur Bekämpfung der Binnenschifffahrt

 

Um den illegalen Handel mit Wildtieren wirksam zu bekämpfen und die beteiligten Kriminellen zu fassen, ist ein Informationsaustausch zwischen Organisationen des öffentlichen und privaten Sektors erforderlich. Öffentlich-private Partnerschaften (PPP) sind ein wichtiger Weg, um die Zusammenarbeit und den Informationsaustausch zwischen Finanzinstituten, Strafverfolgungsbehörden, politischen Entscheidungsträgern und Regulierungsbehörden zu fördern.

Eine Methode zur Erleichterung des Informationsaustauschs ist die Einrichtung einer kollaborativen Plattform, auf der Daten wie die Namen von Schleusern und anonymisierte Transaktionsdaten im Zusammenhang mit der Binnenschifffahrt zwischen Finanzinstituten und öffentlichen Stellen ausgetauscht werden können. Die gemeinsame Nutzung von Daten und die Anreicherung von Kundeninformationen kann zu einer aussagekräftigeren Alarmierung, der Entwicklung entsprechender Typologien und der Schaffung der Grundlage für einen umfassenden IWT-Rahmen führen.

Die gemeinsame Arbeit an der Ausweitung der derzeitigen PPP unter Nutzung der bestehenden Kanäle zur Aufdeckung von AML- oder Betrugsrisiken könnte zur Schaffung einer zuverlässigen Quelle für IWT-Kriminelle führen, einer "IWT-Blacklist", ähnlich den offiziellen Screening-Listen für AML-bezogene Namen, sanktionierte Personen oder PEPs. Gegenwärtig werden auf bestimmten Screening-Listen nur prominente Menschenhändler aufgeführt, während weniger bekannte Partner und Menschenhändler unentdeckt bleiben. Da sich die Finanzinstitute offenbar nicht einig sind, wie detailliert die Informationen sein sollen und welche Quellen sie bevorzugen, könnte eine vorgeschlagene "Schwarze Liste der Binnenschifffahrt", die von den beteiligten Akteuren ständig aktualisiert wird, einen grossen Fortschritt bei der Bekämpfung des illegalen Wildtierhandels darstellen.

Gemeinsam mit dem Royal United Services Institute (RUSI) und anderen Partnern hat Deloitte verschiedene Initiativen in unterschiedlichen Rechtsordnungen gestartet, um den Informationsaustausch für Zwecke der Geldwäsche und des Betrugs zu erleichtern. 17 Die Ausweitung der bestehenden Möglichkeiten des Informationsaustauschs auf den illegalen Wildtierhandel hat das Potenzial, die Effektivität von IWT-Ermittlungen erheblich zu steigern. Pilotprojekte, die PPP nutzen, haben vielversprechende Ergebnisse gezeigt, wie in Veröffentlichungen von Deloitte18 und RUSI.19hervorgehoben wird.

Ob und in welchem Umfang PPPs eingerichtet und entwickelt werden, wird wahrscheinlich den Erfolg der Finanzdienstleistungsbranche bei der Bekämpfung des illegalen Wildtierhandels bestimmen.

Ist Ihre Organisation bereit, den illegalen Handel mit Wildtieren zu bekämpfen?

 

Dieser Kampf kann nicht allein geführt werden: Die Umsetzung wirksamer Kontrollen und die Zusammenarbeit über PPPs hilft, die Erleichterung von Transaktionen im Zusammenhang mit dem illegalen Handel mit Wildtieren aufzudecken, zu verhindern und zu beheben. Dadurch erhalten bedrohte Arten eine Stimme und unser natürliches Erbe wird für künftige Generationen geschützt.

Referenzen

 

Für die Zwecke dieses Berichts bezieht sich der Begriff illegaler Wildtierhandel auf die Lieferung, den Verkauf, den Handel oder den Kauf von wild lebenden Tieren und Pflanzen unter Verstoss gegen nationales oder internationales Recht. Weitere Informationen finden Sie im Wildlife and Forest Crime Analytic Tool Kit, das vom International Consortium on Combating Wildlife Crime erstellt wurde.

UNODC. World Wildlife Crime Report 2020: Trafficking in Protected Species. 2020.

3 | 9 Nellemann, C., Henriksen, R., Kreilhuber, A., Stewart, D., Kotsovou, M., Raxter, P., Mrema, E., and Barrat, S. (Eds).
Der Anstieg der Umweltkriminalität - eine wachsende Bedrohung für die natürlichen Ressourcen Frieden, Entwicklung und Sicherheit. RHIPTO. 2016.

4 Montero, M., Jose, J.,Elisson M, W., Muhammad Najeeb, K. 
Illegaler Holzeinschlag, Fischerei und Wildtierhandel: Die Kosten und wie man sie bekämpfen kann. Weltbank-Gruppe. 2019.

5 Globale finanzielle Integrität. Transnationale Kriminalität und die sich entwickelnde Welt. 2017.

6 | 8 UNODC. World Wildlife Crime Report 2020: Trafficking in Protected Species. 2020.

7 UNODC. World Wildlife Crime Report: Trafficking in protected species. 2016.

10 CITES. "speciesplus.net". Letzter Zugriff am 24. August 2023.

11 CITES. "cites.org > Vertragsparteien > Länderprofile > Schweiz." Letzter Zugriff am 29. August 2023.

12 Schweizerische Eidgenossenschaft. "453 Bundesgesetz über den Verkehr mit Tieren und Pflanzen geschützter Arten (BGCITES)." März 16, 2012.

13 TRAFFIC. Erste Analyse der Finanzströme und Zahlungsmechanismen hinter Wildtier- und Waldkriminalität. 2020.

14 Eidgenössisches Departement des Innern (EDI). "Härtere Strafen für den illegalen Handel mit geschützten Pflanzen und Tieren." Pressemitteilung, Januar 26, 2022.

15 Financial Action Task Force (FATF). Geldwäsche und der illegale Handel mit Wildtieren. 2020.

16 Robinson A., Sutton, R. Combatting illegal wildlife trade. Deloitte. 2023.

17 | 19 Future of Financial Intelligence Sharing (FFIS) und Royal United Services Institute (RUSI). Eine Umfrage und ein politisches Diskussionspapier:"Lessons in private-private financial information sharing to detect and disrupt crime". 2022.

18 Das Institute of International Finance und Deloitte LLP. Der globale Rahmen zur Bekämpfung der Finanzkriminalität: Steigerung der Wirksamkeit und Verbesserung der Ergebnisse. 2019.

Fanden Sie dies hilfreich?

Vielen Dank für Ihr Feedback