Medikamente gegen Übergewicht und Diabetes treiben die Umsatzerwartungen der Pharmaindustrie in die Höhe. Die jährliche Deloitte Analyse der 20 weltweit grössten Pharmaunternehmen zeigt: Die Branche konnte die Innovationsrendite 2024 zum zweiten Mal in Folge steigern – von 4,3 auf 5,9 Prozent. Doch der Wettbewerbsdruck nimmt zu. Zudem braucht es Investitionen in neue Technologien zur Verarbeitung grosser Datenmengen, um die Entwicklung neuer Medikamente zu beschleunigen und das Kostenwachstum zu bremsen.
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Die Forschung und Entwicklung (F&E) der Pharmaindustrie ist so rentabel wie lange nicht mehr. Die Innovationsrendite der 20 grössten Unternehmen der Branche – darunter auch die Schweizer Konzerne Roche und Novartis – ist im Jahr 2024 auf 5,9 Prozent angestiegen. Nach einem lang anhaltenden Sinkflug der Renditen, der einzig durch die Entwicklung der Covid-19-Impfstoffe während der Pandemiejahre unterbrochen wurde, bestätigt die aktuelle Studie «Pharma Innovation RoI on R&D» des Prüfungs- und Beratungsunternehmens Deloitte die Trendwende: Bereits 2023 war die Rentabilität von nur 1,2 auf 4,1 Prozent angestiegen (siehe Abbildung 1).
«Getrieben wird die Renditenerhöhung vor allem durch sogenannte Blockbuster, also Medikamente, die durch grossen Patientennutzen starke Umsätze generieren. Dazu zählen etwa Medikamente für Gewichtsverlust sowie Krebstherapien», sagt Alexander Mirow, Leiter Life Sciences bei Deloitte Schweiz. Die Studie verdeutlicht, dass neuartige Anwendungsbereiche die Umsätze stark steigern können. So ist der durchschnittlich prognostizierte Spitzenumsatz eines neu lancierten Medikaments von USD 353 Millionen im Vorjahr auf USD 510 Millionen im Jahr 2024 angestiegen. Verantwortlich für diese markante Zunahme ist insbesondere die Wirkstoffklasse der GLP-1-Rezeptoragonisten für die Behandlung von Übergewicht und Diabetes. Ohne die Medikamente in der GLP-1-Pipeline würde die Rendite mit nur 3,8 Prozent deutlich tiefer ausfallen.
Ähnlich hohe Umsätze dürften sich auch in anderen Forschungsbereichen realisieren lassen, in denen bis heute erst sehr beschränkte Therapiemöglichkeiten bestehen, etwa Alzheimer, Multiple Sklerose, Lungenkrebs, Arthritis und Leberzirrhose. Das Rendite- und Umsatzpotenzial in diesen Bereichen ist durch mögliche Durchbrüche in der Forschung entsprechend hoch. Die Studie zeigt, dass die Anzahl der besonders lukrativen Innovationen innert Jahresfrist markant zugenommen hat: 29 Medikamente mit einem Umsatzpotenzial von über einer Milliarde US-Dollar sind 2024 in die Spätphase der Entwicklung eingetreten. 2023 waren es lediglich 19.
Eine höhere Rentabilität ist nötig, da die Kosten für F&E laufend steigen. Die durchschnittlichen Investitionen pro Medikament – von der Wirkstoffidentifikation bis zur Markteinführung – haben sich im Vorjahresvergleich von 2,1 auf 2,2 Milliarden USD erhöht. Damit haben auch die absoluten finanziellen F&E-Investitionen der 20 führenden Pharmaunternehmen im Geschäftsjahr 2024 zugenommen: von USD 145 Milliarden im Vorjahr auf USD 171 Milliarden.
«Komplexere Studienanforderungen und höhere regulatorische Vorgaben führen zu immer längeren Entwicklungszyklen. Das treibt die Kosten in die Höhe. Diesen Trend stellen wir schon seit längerer Zeit fest, und die Entwicklung wird sich wohl auch in Zukunft kaum ändern. Die Kostensteigerungen haben sich in den letzten Jahren allerdings verlangsamt, etwa durch schnellere und effizientere F&E-Prozesse, die weniger hohe Kosten verursachen. Diese Fokussierung zahlt sich nun aus», stellt Alexander Mirow fest.
Ein Grossteil der Investitionen konzentriert sich auf die Krebsforschung: 37 Prozent der F&E-Ausgaben fliessen in die Onkologie. 18 der 20 befragten Unternehmen sind in diesem Bereich tätig, und diese hohe Konzentration führt zu einem intensiven Wettbewerb um geeignete Prüfzentren sowie Probandinnen und Probanden. Auch bei Wirkstoffen gegen Infektionskrankheiten (11%) sowie Herz- und Nervenkrankheiten (je 7%) überschneiden sich die F&E-Aktivitäten stark. Hingegen fliessen kaum Mittel in Medikamente gegen Muskel- oder Hauterkrankungen (je 3%).
Im vergangenen Jahr brachten die befragten Unternehmen zahlreiche neue Produkte auf den Markt: 80 Medikamente, die sich im Vorjahr noch in der Entwicklung befanden, wurden 2024 zugelassen. Marktreife erlangt haben unter anderem Therapien gegen Menopause-Beschwerden, Ekzeme, Magenkrebs und Infektionskrankheiten. Von 24 Prozent der neu zugelassenen Produkte versprechen sich die Unternehmen Umsätze in Milliardenhöhe, da viele dieser Medikamente über komplett neue Wirkungsmechanismen verfügen und damit Marktanteile gewinnen können.
Die Identifikation von Therapiebereichen mit einem ungedeckten Bedarf ist umso wichtiger, als die Pharmabranche in den kommenden Jahren Umsatzrückgänge aufgrund von abgelaufenen Patenten kompensieren muss. Der Verlust dieser verlässlichen Einnahmen steht bei den für die Studie befragten Führungskräften der globalen Pharmaindustrie denn auch ganz oben auf der Agenda: Für 81 Prozent hat die «Patentklippe» grossen Einfluss auf die Strategie ihres Unternehmens.
«Grosse Pharmakonzerne müssen umfangreihe Investitionen tätigen, gerade in künstliche Intelligenz zur Verarbeitung grosser Datenmengen. Sie sehen sich durch die Rekrutierung und Bindung von Probandinnen und Probanden im Rahmen von klinischen Versuchsreihen und komplexen klinischen Studien fundamentalen Kostentreibern ausgesetzt. Effizienzsteigerungen durch künstliche Intelligenz werden die Markteinführung von Medikamenten beschleunigen und deren Entwicklungskosten senken. Bis diese Innovation Früchte trägt, wird es aber noch einige Jahre dauern», analysiert Alexander Mirow.
Über die Pharma-Studie
Die Deloitte Studie «Pharma Innovation RoI on R&D» ist die 15. Ausgabe der vom Deloitte Centre for Health Solutions, dem Forschungsarm des Bereichs Life Sciences and Health Care, publizierten Studienreihe. Die Studie untersucht die Performance der Biopharmabranche und deren Fähigkeit, mit Investitionen in neue, innovative Produkte Renditen zu erwirtschaften. Seit 2010 analysiert Deloitte die prognostizierten Kapitalrenditen auf Investitionen in Wirkstoffe in der Spätphase der Entwicklung bei weltweit führenden Pharmaunternehmen. Von 2010 bis 2024 wurde die Kohorte von ursprünglich zwölf auf nunmehr 20 weltweit führende Pharmaunternehmen erweitert und nach derselben umfassenden Methodik untersucht.
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