Die meisten Schweizer Unternehmen und auch deren Verwaltungsräte schöpfen das Potenzial generativer Künstlicher Intelligenz (GenAI) nicht voll aus. Der neue swissVR Monitor zeigt, dass das Thema in den obersten Firmengremien angekommen ist. Es fehlt jedoch nach wie vor an Fachwissen und an Kenntnis über die wichtigsten Herausforderungen und Risiken für das eigene Unternehmen. Zudem findet auch keine regelmässige Berichterstattung seitens der Geschäftsleitungen über den Einsatz von GenAI in den Unternehmen statt. Die jüngste Umfrage von swissVR, Deloitte und der Hochschule Luzern zeigt auf, wie wichtig es für Verwaltungsratsmitglieder wäre, sich in diesem Bereich entsprechende Kompetenzen anzueignen und KI-Experten in den Verwaltungsrat zu rekrutieren oder externe Expertise hinzuzuziehen.
Wie ein Unternehmen GenAI nutzt und mit den Risiken umgeht, hängt wesentlich von seinem Verwaltungsrat ab. Die meisten Schweizer Firmen nutzen das Potenzial derzeit noch nicht. Zwar beschäftigt sich die Mehrheit der Verwaltungsräte mit dem Thema, allerdings fehlt es häufig an Wissen und Kenntnissen über die wichtigsten Herausforderungen und Risiken. Dies zeigt die halbjährlich von der Verwaltungsratsvereinigung swissVR in Kooperation mit dem Prüfungs- und Beratungsunternehmen Deloitte Schweiz und der Hochschule Luzern durchgeführte Befragung von knapp 400 Verwaltungsratsmitgliedern.
Dabei ist es für Verwaltungsräte wichtig, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und eine klare Strategie für die eigene Firma zu entwickeln. Während etwa die Hälfte der befragten VR-Mitglieder der Meinung ist, GenAI sei in den vergangenen zwei Jahren nur etwas wichtiger für ihr Unternehmen geworden, geht ein Viertel von einer stark gestiegenen Bedeutung aus (siehe Grafik 1). Mit Blick auf die Zukunft erwarten deutlich weniger als die Hälfte (39%) der Befragten eine grundlegende Transformation ihrer Branche in den nächsten ein bis drei Jahren. Fast ebenso viele (36%) rechnen damit erst in drei oder mehr Jahren.
«Viele Verwaltungsräte sind sich der zunehmenden Bedeutung von generativer KI bewusst, wie die Ergebnisse des swissVR Monitors deutlich zeigen. Umso wichtiger ist es, dass sich deren Mitglieder mit dieser Technologie und den Folgen für ihre Unternehmen auseinandersetzen», sagt Reto Savoia, CEO von Deloitte Schweiz.
Laut einer grossen Mehrheit der befragten VR-Mitglieder fokussieren sich ihre Firmen darauf, mithilfe von GenAI die Effizienz und Produktivität (79%) im Unternehmen zu steigern. Mit deutlichem Abstand folgen Kostenreduktion (43%) oder verbesserte Produkte und Dienstleistungen (40%). Strategische Vorteile wie die Generierung neuer Ideen und Erkenntnisse (34%) oder gesteigerte Innovation (durch neue Produkte) und Wachstum (31%) werden dagegen weniger häufig genannt.
Besseres Risikomanagemen in Kleinunternehmen
Für die meisten Befragten (60%) stellen potenziell fehlerhafte Ergebnisse von KI-generierten Inhalten – das heisst falsche oder verzerrte Informationen und Daten – die grösste Gefahr für ihre Firmen dar. Auch die Vertraulichkeit und der Schutz von Unternehmens- und Kundendaten beim Einsatz von GenAI sowie das Thema Cybersicherheit bereiten den meisten Verwaltungsratsmitgliedern Sorge (siehe Grafik 2).
Frage: Von welchen Herausforderungen oder Risiken der generativen KI sehen Sie Ihr Unternehmen am meisten betroffen? (Mehrfachantwort möglich)
Wie die Umfrage auch zeigt, nehmen die meisten Unternehmen die Risiken ernst und haben mit einer Reihe von Massnahmen darauf reagiert. So hat die grosse Mehrheit der befragten Unternehmen (86%) interne Audits durchgeführt. Rund zwei Drittel (67%) haben Richtlinien erstellt und ihre Mitarbeitenden geschult (61%). Es fällt dabei auf, dass wesentlich mehr Kleinunternehmen (77%) als Grossunternehmen (48%) Richtlinien, insbesondere im Hinblick auf die Risiken fehlerhafter Ergebnisse sowie Vertraulichkeit und Datenschutz, in ihren Firmen eingeführt haben.
Kaum menschliche Kontrolle
Trotz des als sehr hoch eingeschätzten Risikos fehlerhafter Ergebnisse lassen nur wenige Firmen (17%) alle durch KI generierten Inhalte von mindestens einer Person überprüfen – obwohl die menschliche Validierung das wirksamste Mittel wäre, um Fehler auszuschliessen.
«Die fehlende menschliche Kontrolle stellt eine erhebliche Schwachstelle im Umgang mit generativer KI in Unternehmen dar. Angesichts der Risiken, die KI mit sich bringt, ist es unerlässlich, dass Firmen KI-generierte Inhalte durch Mitarbeitende überprüfen und validieren lassen und der KI nicht einfach blind vertrauen», sagt Isabelle Amschwand, Präsidentin von swissVR.
Verwaltungsräte nutzen KI selbst nicht
Die grosse Mehrheit (70%) der befragten Verwaltungsräte hat sich zwar im vergangenen Jahr – meist im Rahmen des Gesamtgremiums – mit dem Thema beschäftigt. Die Umfrage zeigt aber auch, dass die wenigsten
VR-Mitglieder KI-Applikationen im Zusammenhang mit ihrem Mandat selbst nutzen – mehr als die Hälfte (55%) sogar selten bis nie. Erklären lässt sich dies teilweise durch die oben genannten Risiken. Verwaltungsrätinnen und Verwaltungsräte von Schweizer Firmen sind der neuen Technologie gegenüber demnach eher skeptisch eingestellt. Mit einer grösseren Vertrautheit und einem besseren Verständnis der Technologie könnte sich das Nutzungsverhalten aber deutlich verbessern.
Ein regelmässigeres Reporting der Geschäftsleitung über den Einsatz generativer KI im eigenen Unternehmen würde das Verständnis für die wichtigsten Herausforderungen und Risiken ebenfalls verbessern. Bislang erhalten jedoch drei Viertel der befragten VR-Mitglieder nur selten oder gar kein regelmässiges Reporting dazu (siehe Grafik 3).
«Erfreulich ist, dass das Thema GenAI in den Verwaltungsräten angekommen ist. Damit diese Technologie zum Erfolg und nicht zur Gefahr wird, müssen sie jetzt handeln. Unsere Umfrageergebnisse zeigen insbesondere in Bezug auf die Nutzung von KI-Tools im Rahmen ihres Mandats und im Hinblick auf das erforderliche Fachwissen Optimierungspotenzial», betont Brigitte Maranghino-Singer, Dozentin an der Hochschule Luzern am Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ.
Über den swissVR Monitor
Die halbjährliche Umfrage swissVR Monitor zielt darauf ab, die Einschätzungen von Verwaltungsratsmitgliedern zu Geschäftsaussichten, Strategien und strukturellen Themen – sowie in dieser Ausgabe zum Fokusthema «Generative Künstliche Intelligenz» – zu erfassen. Die 16. Umfrage wurde von swissVR in Zusammenarbeit mit Deloitte und der Hochschule Luzern im Zeitraum vom 15. Mai 2024 bis zum 27. Juni 2024 durchgeführt. Die 391 teilnehmenden Personen repräsentieren Verwaltungsräte von börsenkotierten Unternehmen wie auch von KMU und stammen aus allen relevanten Branchen.
swissVR
swissVR engagiert sich für die Kompetenz, die Vernetzung und die Wahrnehmung der Interessen von Verwaltungsräten. swissVR ist eine unabhängige Vereinigung für Verwaltungsratsmitglieder in der Schweiz – von Verwaltungsräten für Verwaltungsräte. Mit ihrem Angebot trägt sie zur Professionalisierung der Verwaltungsräte bei, fördert den Erfahrungsaustausch unter Verwaltungsrätinnen und Verwaltungsräten von Unternehmen aller Branchen und bietet ihren über 1’200 Mitgliedern – auch in Zusammenarbeit mit Bildungspartnern – ein bedürfnisspezifisches Informations- und Weiterbildungsangebot. swissVR richtet sich exklusiv an Personen mit einem aktiven Verwaltungsratsmandat. www.swissvr.ch
Hochschule Luzern – die Fachhochschule der Zentralschweiz
Die Hochschule Luzern ist die Fachhochschule der sechs Zentralschweizer Kantone und vereinigt die Departemente Technik & Architektur, Wirtschaft, Informatik, Soziale Arbeit, Design Film Kunst, Musik sowie den Schwerpunkt Gesundheit. Mit rund 8’000 Studierenden und rund 12’000 Weiterbildungsteilnehmenden (davon 5’000 MAS, DAS, CAS), jährlich fast 350 neuen Forschungsprojekten und 2'070 Mitarbeitenden ist sie die grösste Bildungsinstitution im Herzen der Schweiz. www.hslu.ch
Über Deloitte
Deloitte bezieht sich auf Deloitte Touche Tohmatsu Limited (DTTL), ihr weltweites Netzwerk von Mitgliedsunternehmen und ihre verbundenen Unternehmen (zusammen die „Deloitte-Organisation“). DTTL (auch als „Deloitte Global“ bezeichnet) und jedes seiner Mitgliedsunternehmen und verbundenen Unternehmen sind rechtlich eigenständige und unabhängige Unternehmen, die sich gegenüber Dritten weder gegenseitig verpflichten noch binden können. DTTL, jedes DTTL-Mitgliedsunternehmen und verbundene Unternehmen haften nur für ihre eigenen Handlungen und Unterlassungen und nicht für die der anderen. DTTL erbringt selbst keine Leistungen gegenüber Mandanten. Weitere Informationen finden Sie unter www.deloitte.com/about um mehr zu lernen.
Deloitte stellt branchenführende Dienstleistungen in den Bereichen Wirtschaftsprüfung und Beratung, Steuern und Recht, Consulting, Finanzberatung sowie Risikoberatung für nahezu 90% der Fortune Global ® -Unternehmen und Tausende private Unternehmen bereit. Unsere Experten liefern messbare und nachhaltige Ergebnisse, die dazu beitragen, das öffentliche Vertrauen in die Kapitalmärkte zu stärken, unseren Kunden Transformation und Erfolg zu ermöglichen und den Weg hin zu einer stärkeren Wirtschaft, einer gerechteren Gesellschaft und einer nachhaltigen Welt zu ebnen. Aufbauend auf seiner über 175-jährigen Geschichte ist Deloitte in mehr als 150 Ländern und Regionen vertreten. Erfahren Sie unter www.deloitte.com, wie die rund 415'000 Mitarbeiter von Deloitte weltweit einen bedeutenden Beitrag leisten.
Über Deloitte Legal
Deloitte Legal bezeichnet die Rechtsanwaltspraxen der DTTL-Mitgliedsfirmen, deren Tochtergesellschaften oder verbundene Unternehmen, die juristische Dienstleistungen erbringen. Die genaue Art dieser Beziehungen und der Bereitstellung von Rechtsdienstleistungen unterscheidet sich je nach Rechtsraum, um die Einhaltung der örtlichen Gesetze und Berufsvorschriften zu ermöglichen. Aus rechtlichen, regulatorischen und anderen Gründen bieten nicht alle Mitgliedsfirmen, ihre Tochtergesellschaften oder ihre verbundenen Unternehmen Rechtsdienstleistungen an oder sind mit den Rechtsanwaltspraxen von Deloitte verbunden.
Über die University of California Health
University of California Health ist eines der grössten akademischen Gesundheitssysteme des Landes. Es besteht aus sechs akademischen Gesundheitszentren, sechs medizinischen Fakultäten und 13 Schulen für Gesundheitsberufe. Jährlich werden in den Notaufnahmen über 375'000 Menschen versorgt, über 172'000 Menschen werden stationär behandelt und über 7,6 Millionen Patienten werden ambulant behandelt.
Über das IOC
Das Internationale Olympische Komitee ist eine gemeinnützige, zivile, nichtstaatliche, internationale Organisation, die sich aus Freiwilligen zusammensetzt und sich für die Schaffung einer besseren Welt durch Sport einsetzt. Mehr als 90 Prozent seiner Einnahmen werden an die breitere Sportbewegung weitergeleitet. Das bedeutet, dass täglich umgerechnet 3,4 Millionen US-Dollar an Sportler und Sportorganisationen auf allen Ebenen auf der ganzen Welt gehen.
Über IDC
International Data Corporation (IDC) ist der weltweit führende Anbieter von Marktinformationen, Beratungsdiensten und Veranstaltungen für die Märkte Informationstechnologie, Telekommunikation und Verbrauchertechnologie. IDC unterstützt IT-Experten, Führungskräfte und die Investment-Community dabei, faktenbasierte Entscheidungen über Technologiekäufe und Geschäftsstrategien zu treffen. Mehr als 1'100 IDC-Analysten liefern globales, regionales und lokales Fachwissen zu Technologie- und Branchenchancen und -trends in über 110 Ländern weltweit. Seit 50 Jahren bietet IDC strategische Erkenntnisse, die unseren Kunden helfen, ihre wichtigsten Geschäftsziele zu erreichen. IDC ist eine Tochtergesellschaft von IDG, dem weltweit führenden Technologieunternehmen
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Gartner, Magic Quadrant für SAP S/4HANA Application Services, weltweit, 27. Juni 2022, Jaideep Thyagarajan, Fabio Di Capua, Peter Adamo, Luis Pinto, Allan Wilkins
Gartner, Kritische Fähigkeiten für SAP S/4HANA Anwendungsdienste, weltweit, weltweit, 27. Juni 2022, Peter Adamo, Fabio Di Capua, Luis Pinto, Jaideep Thyagarajan, Allan Wilkins
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