Jedes Quartal rückt Reto Savoia, CEO Deloitte Schweiz, aktuelle Themen in den Vordergrund. Er spricht über die Schweizer Wirtschaft und erläutert, wo er innerhalb des Unternehmens den nächsten Schwerpunkt setzt. Reto Savoia schaut zurück auf Ereignisse, die ihn beeindruckt haben, und wir bitten ihn, sich zwischen zwei Dingen zu entscheiden, ohne viele Worte zu verlieren. Jedes Quartal aufs Neue!
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Welche aktuelle Herausforderung für die Schweizer Wirtschaft steht für dich in den kommenden drei Monaten im Vordergrund?
Zwei Themen beschäftigen die Wirtschaft ganz besonders:
Erstens die Investitionsunsicherheit: Sie wurde seit einiger Zeit genährt von verschiedenen geopolitischen Konflikten, von der anhaltenden Wachstumsschwäche Europas und von der Suche unseres Landes nach einer neuen Haltung gegenüber Europa und der Welt. Die jüngste Ankündigung der künftigen US-Zölle hat diese Unsicherheit aber wesentlich verschärft. Dies spüren wir in unseren Kundengesprächen, und es zeigte sich bereits in den letzten Zahlen des SECO, das die Wachstumsprognose für das laufende Jahr noch vor dem amerikanischen «Liberation Day» auf 1.4% und für 2026 auf 1.6% gesenkt hatte.
Zweitens der Einfluss der radikal veränderten politischen Grosswetterlage auf wichtige Regulierungsvorhaben: So will die EU mit dem «Omnibus»-Paket die Nachhaltigkeitsregulierung stark verschlanken, was auch Auswirkungen haben wird auf die anstehenden nächsten Gesetzesvorhaben und die Diskussion über laufende Volksinitiativen in der Schweiz. Auch bei der Frage, wie der Staat mit künstlicher Intelligenz umgehen soll, hat der Bundesrat den Fuss vom Gas genommen: Er hat gesehen, dass wir hier keinesfalls regulatorisch überborden dürfen, sondern vielmehr die Innovationschancen packen sollten, die sich bieten.
Welche Priorität steht für Deloitte Schweiz in den kommenden Monaten im Vordergrund?
Die Investitionsunsicherheit in weiten Kreisen der Wirtschaft führt dazu, dass wir unsere Prüf- und Beratungsdienstleistungen stark darauf ausgerichtet haben, unseren Kundinnen und Kunden in einem schwierigen Umfeld maximale Orientierung zu bieten: etwa im Umgang mit der Nachhaltigkeitsregulierung, mit der OECD-Steuerreform, bei schwierigen M&A-Deals, bei der Priorisierung komplexer Digitalisierungsprojekte oder bei der betrieblichen Optimierung in allen Unternehmensbereichen. Bei aller Volatilität sehen wir auch viele Chancen, die sich unseren Kundinnen und Kunden bieten, und arbeiten mit ihnen an der Zukunft. Letzteres gilt auch für uns selbst: Auch wir entwickeln und optimieren uns laufend weiter. So wurden wir jüngst zum Beispiel für nachhaltige Unternehmensführung ausgezeichnet.
Welches jüngste Ereignis hat dich persönlich besonders beschäftigt oder beeindruckt?
Die Erdbeben in Myanmar und Thailand. Sie rufen uns einmal mehr in Erinnerung, wie fragil das Leben jederzeit ist – aber auch, wie Tragödien das Beste im Menschen zu mobilisieren vermögen.
E-Bike oder eine Wanderung durch die Frühlingslandschaft?
Wandern und dabei, fern von dauerpräsenter Technologie, die Natur geniessen und die Seele baumeln lassen.