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Durchblick im Förderdschungel

Unternehmen in Österreich profitieren von einer Vielzahl an Unterstützungen. Häufig ist es für Betriebe eine Herausforderung, den Überblick über die verschiedenen Förderungen zu behalten. Florian Laure, Partner bei Deloitte Österreich, und sein auf Förderungen spezialisiertes Team behalten für ihre Klienten alle potenziellen Begünstigungen im Blick. Im Praxistipps-Interview erklärt der Experte, worauf es bei Förderungen wirklich ankommt. 

Wir beraten viele Klienten aus unterschiedlichen Branchen entlang des gesamten Prozesses bei der Inanspruchnahme von Förderungen sowie der Forschungsprämie. Dementsprechend vielseitig gestaltet sich auch mein Arbeitsalltag. 

Im Rahmen eines Erstgesprächs beurteilen wir zuerst das Potential für die Beantragung von Fördermöglichkeiten. Anschließend verifizieren wir unterschiedliche Förderinstrumente für geplante Projektvorhaben im Rahmen von Workshops, bereiten wir für unsere Klienten Anträge auf, übernehmen unter Umständen die Einreichung, erstellen Förderberichte und kümmern uns um die Korrespondenz und Abwicklung mit Förderstellen. Zudem erarbeiten wir mit unseren Klienten eine optimal abgestimmte Strategie, um für sie das maximale Förderpotential auszuschöpfen. 

Ein zusätzlicher Schwerpunkt liegt in der Beratung steuerlicher Förderungen wie der Forschungsprämie. Dabei unterstützen wir Klein-, Mittel- sowie Großunternehmen bei der Aufbereitung jener technischen Unterlagen, welche der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) zur inhaltlichen Begutachtung übermittelt werden, begleiten Unternehmen jedoch auch im gesamten Prozess der Ermittlung der begünstigten Aufwendungen sowie im gesamten Verfahren. Dies umfasst auch die umfassende Betreuung im Rahmen von Betriebsprüfungen, Rechtsmittelverfahren oder Sonderprojekten im Zusammenhang mit der optimalen Ausgestaltung der Forschungsprämienbeantragung und -ermittlung.  

Neben Steuerberatern sind auch Banken oder direkt die Förderstellen gute Anlaufstellen für Informationen und Support. Die wichtigsten Förderstellen sind in Österreich unter anderem die Forschungsförderungsgesellschaft, Austria Wirtschaftsservice oder Kommunalkredit Public Consulting. 

Es ist schwer einen Überblick zu bekommen, welche Förderungen regional, national und international vorhanden sind. Also gilt es als erstes, potenzielle Förderungen zu suchen und auch zu verstehen. Die nächste Herausforderung liegt darin, die Förderung ins Business „einzupassen“, da nicht jede mögliche Förderung zwingend für die geplanten Tätigkeiten geeignet ist. 

Wir bieten bei Deloitte ein sogenanntes Förderscreening an. Dabei finden wir einfach und schnell heraus, welche Förderungsmöglichkeiten für geplante Projekte vorhanden sind. Alternativ führen wir auch umfangreichere Workshops durch, in welchen wir gemeinsam zukünftig geplante Projekt im Detail diskutieren, förderwürdige Aspekte herausarbeiten und auf dieser Basis maßgeschneiderte Fördermöglichkeiten identifizieren und gegen die Projektgegebenheiten abgleichen können. Dadurch geben wir einen indikativen Überblick, über potenzielle, auf das jeweilige Vorhaben abgestimmte Fördermöglichkeiten. 

Aufbauend auf dem Förderscreening oder Workshop, entscheiden Unternehmen, welche Fördermöglichkeiten auch aus operativer Perspektive optimal zum Projektvorhaben passen und in weiterer Folge, ob die identifizierten Unterstützungsmaßnahmen intern oder mit externer Unterstützung abgewickelt werden sollen. 

Nach der entsprechenden Planung müssen die Unterlagen aufbereitet und die Anträge gestellt werden. Nach einer fristgerechten Einreichung sollte das Projekt im Idealfall mit der Auszahlung der Förderung enden, wobei auch die entsprechenden Berichts- und Dokumentationspflichten keinesfalls außer Acht gelassen werden sollten, um eine Rückzahlung der Förderung zu verhindern. 

In den meisten Fällen ist ein Antrag vor Projektbeginn zu stellen. Eine Ausnahme dazu stellt die Forschungsprämie dar. Hier kann auch nach Abschluss des Wirtschaftsjahres innerhalb von vier Jahren noch ein Antrag gestellt werden. 

Wichtig ist vor allem auch, genug Zeit vor der jeweiligen Frist einzuplanen. Die Qualität von Förderanträgen hängt entscheidend davon ab, wobei die konkret erforderliche Zeit sehr stark vom jeweiligen Förderprogramm abhängt. Speziell bei EU-Förderungen ist es jedoch nicht unüblich, dass die Vorbereitungszeit bis zu sechs Monate betragen kann.  

Die wichtigsten Förderfelder sind Investitionen in eine nachhaltige Industrie sowie Forschung und Entwicklung.

In den Bereichen Nachhaltigkeit sowie nachhaltige Industrien, wurden zahlreiche Fördermaßnahmen von Ländern und Bund geschaffen. Die Strategie zur raschen Erreichung der Klimaziele erfordert umfassende Maßnahmen bspw. hinsichtlich nachhaltiger Sanierungen in der Immobilienentwicklung oder der Dekarbonisierung ganzer Industriezweige.

Deshalb verfügen Förderungen mit einem nachhaltigen Schwerpunkt meist über höhere Budgets und werden von Unternehmen daher besonders gerne angenommen. 

Auch die Forschungsprämie ist eine sehr erfolgreiche Förderung. Diese beläuft sich auf 14% und soll insbesondere den Forschungsstandort Österreich attraktiver gestalten und die österreichische Innovationsfähigkeit noch weiter fördern. Die Prämie hängt weder vom Projekterfolg noch von Unternehmensgröße, Branche oder Firmenstruktur ab. Es können sämtliche Forschungs- und  Entwicklungsaufwendungen, im Zusammenhang mit F&E-Projekten geltend gemacht werden – von Löhnen und Gehältern über Investitionen in das für F&E genutzte Anlagevermögen bis hin zu Materialaufwand zur Durchführung von F&E, Zukaufsleistungen, etc. 

Bei der Forschungsprämie gibt es fast nur Erfolgsgeschichten – und davon hunderte. Die Rolle des Steuerberaters als Mittler zwischen Abgabenpflichtigem und Finanzverwaltung ist meist erfolgsentscheidend. 

Ich bitte jedoch um Verständnis, dass ich keine konkreten Erfolgsgeschichten berichten kann. Speziell im Forschungs- und Entwicklungsbereich haben wir einen tiefen Einblick, den wir auf Basis einer langjährigen Vertrauensbasis mit den Klienten gewinnen. Hier ist es natürlich neben unserer Verschwiegenheitsverpflichtung oberste Priorität, diese Einblicke vertraulich zu halten. 

Abgesehen von den „Klassikern“ wie bspw. dem Basisprogramm der FFG zur Förderung von F&E, gibt es aktuell unter anderem mit der European Hydrogen Bank sowie der Industrial Decarbonisation Bank zwei besonders attraktive Förderungen auf europäischer Ebene.

Im Bereich der Investitionen gibt es speziell auf nationaler sowie regionaler Ebene gute Fördermöglichkeiten. 

Österreich punktet vor allem mit großzügigen Förderungen. Dieses positive Bild wird aber vom hohen bürokratischen Aufwand getrübt. Der Aufwand zur Abwicklung von Förderanträgen, jedoch insbesondere auch hinsichtlich der damit zusammenhängenden, nachfolgenden Berichts- und Dokumentationsverpflichtungen muss geringer werden, um Unternehmen nicht übermäßig mit bürokratischen Verpflichtungen zu belasten. 

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