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Zolldeal: Europa und USA haben sich auf 15 % Zusatzzoll geeinigt

EU-Kommission verpflichtet sich zu mehr Energiekäufen und US-Investments

Update: Europa und USA haben sich auf 15 % Zusatzzoll geeinigt, der doch erst ab 7. August in Kraft treten soll.

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Überblick

Die USA werden auf die meisten Importe von Waren mit EU-Ursprung, wie auch für Autos, Halbleiter und Pharmaprodukte ab 1. August einen Zusatzzollsatz von 15 % erheben. Ursprünglich hatte die US-Administration einen US-Zusatzzoll für Waren mit EU-Ursprung von 30 % angekündigt, der deutlich höher ausgefallen wäre, als der aktuell für die meisten Waren mit EU-Ursprung geltende US-Zusatzzoll von 10 %. Um diese Einigung mit der US-Administration zu erzielen, hat die EU-Kommission zugestimmt, Energie aus den USA im Wert von 750 Milliarden US-Dollar in den nächsten drei Jahren zu beziehen und zusätzlich 600 Milliarden US-Dollar mehr in den USA zu investieren. Beide Seiten einigten sich darauf, Zölle auf Waren wie ua Flugzeuge und Flugzeugteile, Halbleiterausrüstung und einige landwirtschaftliche Erzeugnisse im Wert von rund 70 Milliarden Euro auf null zu senken.

US-Zusatzzollsatz von 15 % auch für Autos, Halbleiter und Pharmaprodukte

In einem persönlichen Treffen zwischen der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit dem US-Präsidenten Donald Trump am 27.7. in Schottland einigte man sich auf einen Zusatzzollsatz in der Höhe von 15 %, der zukünftig für die meisten Produkte mit EU-Ursprung beim Import in den USA gelten wird. Im Vergleich dazu hat die japanische Regierung ebenfalls einen länderspefischen Zusatzzollsatz von 15%, die britische Regierung jedoch einen länderspezifischen Zusatzzollsatz von 10 % mit der US-Administration vereinbart. Der Zusatzzollsatz von 15 % wird zukünftig auch beim Import in den USA auf Arzneimittel und Halbleiter mit EU-Ursprung erhoben, die zuvor zollfrei beim Import in den USA waren.  Darüber hinaus wird der Zusatzzollsatz von 15 % auch für Autos mit EU-Ursprung gelten, für die derzeit ein Zollsatz von 27,5 % beim Import in den USA gilt.  Dies war ein zentrales Thema, besonders für die deutschen Automobilhersteller. Die Einfuhr von Waren mit US-Ursprung in der EU wird keinen höheren Zöllen als bisher unterliegen. Somit wird die EU-Kommission bereits angedachte Gegenmaßnahmen in der Form von Zusatzimportzöllen auf bestimmte Waren mit US-Ursprung beim Import in der EU doch nicht einführen.

Eventuell Quotensystem für Stahl und Aluminium und verstärkte Zusammenarbeit im Energiebereich

Die Zusatzzölle auf Importe von Stahl- und Aluminium aus der EU und anderen Ländern werden laut US-Administration vorerst auf 50 % bleiben. Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betonte in einer Pressekonferenz jedoch, dass für Stahl und Aluminium ein Quotensystem eingeführt werden soll. Auch soll die Zusammenarbeit zwischen der EU-Kommission und der US-Administration im Energiebereich verstärkt werden. Die EU wird russisches Gas und Öl durch bedeutende Käufe von US-LNG, Öl und Kernbrennstoffe ersetzen. Auch der strategische Kauf von US-KI-Chips durch die EU-Kommission ist vorgesehen. Die EU-Kommission hat zugestimmt, Energie aus den USA im Wert von 750 Mrd. US-Dollar in den kommenden drei Jahren zu kaufen und zusätzlich 600 Milliarden US-Dollar mehr in den USA zu investieren.

Gegenseitiger Zollsatz von 0 % als der Erfolg der EU-Kommission

Als Erfolg der EU-Kommission kann gewertet werden, dass sich beide Seiten darauf geeinigt haben, die Zölle auf Waren im Wert von rund 70 Milliarden Euro auf null zu senken. Dies umfasst den Handel mit Flugzeugen und Flugzeugkomponenten, bestimmte Chemikalien, Generika, Halbleiterausrüstung, bestimmte landwirtschaftliche Erzeugnisse, Ressourchen und kritische Rohstoffe.  Noch sind nicht alle Details in diesem Zusammenhang geklärt, und es besteht Unsicherheit darüber, ob die Nullzölle auch für Wein und Spirituosen gelten werden. Die Liste an Produkten, bei denen ein gegenseitiger Zollsatz von 0 % sowohl beim Import in den USA als auch in der EU gelten wird, soll somit noch erweitert werden.

Fazit

Der Deal zwischen der EU-Kommission und der US-Administration erhöht zwar die Planungssicherheit für EU-Unternehmen, senkt aber auch gleichzeitig ihre Chancen auf dem US-Markt. Der Zusatzzollsatz von 15 % zuzüglich zum bisher bestehenden Regelimportzollsatz der USA führt zu einer immensen Preiserhöhung für Waren aus der EU. Besonders für österreichische Unternehmen ist es jetzt wichtig zu analysieren, wie die konkrete Wettbewerbssituation für das jeweilige Unternehmen in den USA aussieht und wie stark die Abhängigkeit von diesem Markt ist. Früher war es ein vernachlässigbarer Faktor, wer die Zollkosten trägt, dies hat sich jetzt geändert. Die EU-Kommission sieht den Deal mit der US-Administration als „Rahmenvereinbarung“, deren weitere technische Details in den nächsten Wochen ausgehandelt werden sollen. Deswegen ist davon auszugehen, dass die weiteren Wochen noch mehr Klarheit im Zusammenhang mit dem Deal bringen werden.