Die wirtschaftliche Unsicherheit wächst unter den österreichischen Finanzvorständen wieder stark. Das zeigt unsere aktuelle Umfrage, für die wir halbjährlich europäische Finanzvorstände um ihre Einschätzung bitten. Für die aktuelle Umfrage wurden europaweit 1.839 und in Österreich 80 Führungskräfte befragt.
59 % der österreichischen Finanzvorstände stufen die wirtschaftliche Unsicherheit als (eher) hoch ein. Besonders die angespannte geopolitische Lage und ihre Folgen, wie das internationale Handelschaos und anhaltende Kriege, stellen große Herausforderungen für Unternehmen dar.
Neben den geopolitischen Herausforderungen stehen die Betriebe derzeit vor weiteren großen Problemen. Besonders die zunehmende Regulierung (80 %), die schwachen Konjunkturaussichten (75 %) sowie die Gefahr von AI-gestützten Cyber-Angriffen (72 %) sorgen für Kopfzerbrechen. Viele Unternehmen sparen daher besonders bei Nachhaltigkeit und Personal, wodurch das Investitionsklima weiter getrübt ist. Vier von zehn Finanzvorständen (43 %) gehen angesichts dieses Umfelds aktuell von einer weiteren Verschlechterung des Investitionsklimas aus.
Gerade in Zeiten der Krise und des Wandels sind Investitionen wichtig, um sich Wettbewerbsvorteile für die Zukunft zu sichern. Doch die wirtschaftlich angespannte Situation zwingt Unternehmen natürlich, ihre Budgets anzupassen. So haben die Befragten in den vergangenen Monaten vor allem in den wichtigen Bereichen Nachhaltigkeit und Personal gespart. Zudem plant über ein Drittel der Befragten, in den kommenden Monaten Mitarbeitende abzubauen. Die Aussichten auf die nächsten Monate sind entsprechend getrübt.
Trotz großer Hürden zeigen sich viele Unternehmen proaktiv, um mittel- und langfristig wieder für wirtschaftlichen Aufschwung zu sorgen. Neben Kostensenkungen (95 %) gelten vor allem Wachstum in bestehenden Märkten (95 %) als wesentliche Erfolgsstrategien für die Zukunft. Die geopolitischen Risiken wiederum versucht man mit der Durchführung von Szenarienanalysen (56 %), der Evaluierung der internen Resilienz (36 %) oder der Minimierung von Abhängigkeiten gegenüber bestimmten Zuliefer- oder Absatzmärkten (36 %) zu verringern.
„Die Unternehmen kämpfen derzeit an vielen Fronten, legen dabei aber ein hohes Maß an Resilienz an den Tag. Trotz erwartetem Inflationsanstieg auf 3 % rechnet fast die Hälfte in den kommenden zwölf Monaten sogar mit leichten Umsatzanstiegen. Das ist bemerkenswert und zeigt, wie krisenfest die Betriebe sind. Dennoch braucht es dringend politische Maßnahmen zur Entlastung der Unternehmen, damit diesen im Krisenmarathon nicht die Luft ausgeht.“
Gerhard Marterbauer, Partner bei Deloitte Österreich