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Deloitte Studie: Arbeitskräftepotenzial der Generation 50+ bleibt weitgehend ungenutzt

Österreichs Unternehmen haben strategischen Aufholbedarf

  • Steigende Relevanz: Über drei Viertel der Unternehmen stufen Mitarbeitende ab 50 als wichtige Zielgruppe ein
  • Verlorenes Potenzial: Nur 21 % sprechen Ältere im Recruiting direkt an
  • Erwartete Hürden: Unternehmen befürchten hohe Kosten und gesundheitliche Einschränkungen im Zusammenhang mit der Beschäftigung Älterer
  • Neue Chancen: AI und Co. können den Arbeitsalltag – insbesondere für die Aging Workforce – enorm erleichtern

Der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften bleibt trotz aktueller Rezession eine große Herausforderung für die Unternehmen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Pensionierungswelle der Babyboomer-Generation wird nun immer deutlicher: Eine verstärkte Beschäftigung von Personen über 50 wird erfolgskritisch für heimische Betriebe. Diese nutzen das vorhandene Potenzial jedoch noch nicht ausreichend, wie eine Studie des Beratungsunternehmens Deloitte zeigt. Was es braucht, sind klare Strategien und tiefgreifende Maßnahmen zur Gewinnung und Bindung älterer Mitarbeitender.

Wien, 6. November 2025 – Die Beschäftigung älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wird immer wichtiger, um den Arbeitskräftemangel abzufedern. Wie eine österreichweite Erhebung von Deloitte unter rund 550 Unternehmensvertreterinnen und -vertretern zeigt, ist dem Großteil der Befragten die hohe Relevanz der Zielgruppe 50+ bewusst. Bei der Rekrutierung und dem Halten ebendieser lassen die meisten Betriebe allerdings noch Potenzial liegen.

Das Arbeitsmarktpotenzial älterer Personen ist unbestritten. Doch obwohl über drei Viertel der Unternehmen die Relevanz dieser Zielgruppe erkennen, spiegelt sich das in den Personalgewinnungsprozessen noch nicht wider. Mit 21 % spricht laut der Studie nur jeder fünfte Betrieb bewusst potenzielle Bewerberinnen und Bewerber über 50 an. Obwohl die Unternehmen also um das Potenzial dieser Zielgruppe wissen, wird es nach wie vor noch nicht ausreichend genutzt.

Elisa Aichinger, Partnerin bei Deloitte Österreich

Öffentlich diskutiert wird in diesem Zusammenhang die Anhebung des Pensionsantrittsalters.

Das könnte die angespannte Situation am Arbeitsmarkt zwar etwas entspannen. Jedoch gilt es, unabhängig vom Ergebnis dieser Diskussion, Konzepte zu entwickeln und umzusetzen, die ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Personalgewinnung mitdenken und ihren längeren Verbleib im Unternehmen ermöglichen. Voraussetzung dafür ist der Abbau von Altersstereotypen und die Aufwertung von Erfahrungswissen.

Elisa Aichinger, Partnerin bei Deloitte Österreich

Luft nach oben bei Bindung älterer Mitarbeitenden

Fast der Hälfte der Unternehmen, die ältere Personen beschäftigen, tun dies vorrangig aufgrund der natürlichen Alterung der Belegschaft. Laut Umfrage ergreifen jedoch bislang nur 26 % der Betriebe gezielte Maßnahmen zur Bindung dieser Altersgruppe, wie etwa eine lebensphasenorientierte Gestaltung der Arbeitszeit oder gezielte Gesundheitsförderung. Die strategische Verankerung von Active-Aging-Maßnahmen bleibt die Ausnahme, dementsprechend groß ist auch die Sorge vor gesundheitlichen Einschränkungen und höheren Ausfallzeiten.

Unternehmen schaffen sich einen zentralen Wettbewerbsfaktor, wenn sie die Zielgruppe 50+ proaktiv in ihrer Leistungsfähigkeit unterstützen. Je früher man hier im Berufslebenszyklus mit maßgeschneiderten Acitve-Aging-Maßnahmen ansetzt, desto besser.

Katrin Hintermeier, Expertin für Active Aging und Workforce Sustainability bei Deloitte Österreich

Wenig Vertrauen in technologische Skills

18 % der Unternehmen befürchten, dass Skills und Know-how von älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern nicht mehr auf dem aktuellen Stand sind. Dies wird insbesondere in Zusammenhang mit den technologischen Entwicklungen als problematisch gesehen. Ein Viertel der Befragten ist der Meinung, dass die Zielgruppe 50+ über weniger digitale Kompetenzen verfügt als ihre jüngeren Kolleginnen und Kollegen. Und ebenso ein knappes Viertel ist der Meinung, dass die technologischen Entwicklungen ältere Mitarbeitende überfordern.

Obwohl zahlreiche Studien beweisen, dass ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer genauso gut mit AI umgehen können wie jüngere, sind die Befürchtungen der Unternehmen ernst zu nehmen. Doch Fakt ist auch: AI hat nicht nur das Potenzial, den Arbeitsalltag enorm zu erleichtern, sondern kann auch entscheidend dazu beitragen, ein alters- und alternsgerechtes Arbeitsumfeld zu schaffen sowie Altersdiskriminierung im Bewerbungsprozess zu verringern.

Katrin Hintermeier, Expertin für Active Aging und Workforce Sustainability bei Deloitte Österreich