Der Finanzsektor spielt eine entscheidende indirekte Rolle beim Klimawandel, und es ist zu erwarten, dass klimabezogene Rechtsstreitigkeiten (wie auch umfassendere ESG- und naturbezogene Rechtsstreitigkeiten) für Finanzinstitute weiter zunehmen werden. Mehrere aktuelle Fälle könnten einflussreiche juristische Präzedenzfälle schaffen und die Zukunft der Klimaprozesse prägen. Sie zeigen auch, wie wichtig rechtliche Bedrohungen sowie Reputationsrisiken und -bedenken (z.B. im Zusammenhang mit Greenwashing und Greenhushing) für die Reaktion der Finanzbranche auf Nachhaltigkeitsfragen sind. Dieser Bericht untersucht die Rolle des Finanzsystems mit besonderem Augenmerk auf klimabezogene Fragen und Rechtsstreitigkeiten. Er enthält ausgewählte Fallkommentare, die insbesondere den Zugang zu Informationen, Sorgfaltspflichten, treuhänderische Pflichten, versicherungsbezogene Ansprüche und Greenwashing behandeln.
Die Finanzdienstleistungsbranche (FSI) ist im übertragenen Sinne das Lebenselixier der Wirtschaft, da sie Kapital von Investoren an Privatpersonen und Unternehmen weiterleitet, die Kredite und Finanzierungen benötigen. Sie bietet auch wichtige Dienstleistungen für den Risikotransfer und das Risikomanagement an, wie z.B. Versicherungen, die dazu beitragen, Risiken zeitlich, geografisch und auf verschiedene Wirtschaftsakteure zu verteilen. Die von FSI-Instituten finanzierten oder versicherten Emissionen sind in der Regel viel grösser als ihre eigenen direkten Emissionen, so dass der Finanzsektor eine entscheidende Rolle spielt und bestimmt, welche wirtschaftlichen Aktivitäten finanziert werden.
Dieser Bericht analysiert und kommentiert die aktuellen Trends bei Klimafällen im Zusammenhang mit FSI in den folgenden Kategorien von Rechtsstreitigkeiten:
Darüber hinaus sind direkte Protestaktionen von Nichtregierungsorganisationen oder Einzelpersonen und die sich daraus ergebenden Rechtsstreitigkeiten ein separates, aber ebenfalls wachsendes Geschäftsrisiko, das Unternehmen in Zukunft berücksichtigen müssen.
Darüber hinaus gibt es viele Fälle, die keine direkten Ansprüche gegen einzelne FSI-Institutionen erheben, sondern vielmehr spezifische ESG-Vorschriften in Frage stellen. So sind zum Beispiel auch mehrere Klagen gegen die klimabezogenen Offenlegungsregeln der SEC in den USA anhängig. Einige behaupten, dass sie die Rechte der Unternehmen nach dem ersten Verfassungszusatz verletzen, während andere argumentieren, dass die Regeln nicht ausreichen, um einen echten Wandel zu bewirken. In Europa sind weitere Klagen gegen die EU-Kommission im Zusammenhang mit der Delegierten Verordnung zur EU-Taxonomie anhängig. Der Ausgang solcher juristischen Auseinandersetzungen kann letztlich erhebliche regulatorische Folgen für den FSI-Sektor haben.
Neben den tatsächlichen Rechtsstreitigkeiten spielen auch Reputationsfragen (wie die Angst, des Greenwashing bezichtigt zu werden) und rechtliche Drohungen (wie die, die zum Scheitern der Net Zero Insurance Alliance im Jahr 2023 führten) eine zunehmend wichtige Rolle. Wenn es keine nennenswerten rechtlichen und regulatorischen Fortschritte gibt, könnten auch direkte Aktionen in Form von Protesten und Boykotten zunehmen und radikaler werden.
Da der Finanzsektor unbestreitbar eine entscheidende indirekte Rolle beim Klimawandel spielt, ist es unerlässlich, dass Finanzinstitute ihre unternehmerische Verantwortung stärken und Schritte unternehmen, um ihre Auswirkungen auf das Klima zu mindern, um mögliche rechtliche Konsequenzen zu vermeiden. Darüber hinaus ist es unerlässlich, dass Unternehmen ein effektives Risikomanagement gegen Klimaprozesse einführen, indem sie die Berichterstattungsanforderungen erfüllen und gleichzeitig das Risiko des Greenwashing vermeiden.
Vielen Dank an die Autoren dieses Artikels: Jerome Crugnola-Humbert und Amanda Bänziger