Die Welt braucht Unternehmen, die durch innovative Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle in grossem Umfang positive Veränderungen bewirken können. Impact Investing kann das Wachstum solcher Unternehmen ankurbeln und dazu beitragen, Lösungen für die sozialen und ökologischen Herausforderungen der Welt von heute zu entwickeln.
Impact Investing wird vom Global Impact Investing Network (GIIN) definiert als "Investitionen, die mit der Absicht getätigt werden, neben einer finanziellen Rendite auch positive, messbare soziale und ökologische Auswirkungen zu erzielen". Um diese Definition zu ergänzen, hat das GIIN vier Kernmerkmale des Impact Investing entwickelt, um zu beschreiben, was glaubwürdiges Impact Investing ausmacht:
Aufbauend auf diesen Kernmerkmalen sind weitere Initiativen entstanden, die klare Anhaltspunkte liefern und Anlegern helfen, die wesentlichen Elemente von Impact Investing zu verstehen.
Aus der Sicht eines Anlegers umfassen nachhaltige und wirkungsorientierte Investitionen eine breite Palette von Strategien, von verantwortungsbewussten Investitionen bis hin zur Philanthropie.
Quelle: Basierend auf dem Impact Management Project, CIIP und angepasst von Deloitte
Trotz des zunehmenden Interesses an Impact-Investments und der steigenden Anzahl von Produkten, die sich als Impact-Investments ausgeben, gibt es nur wenig Übereinstimmung darüber, wie Impact-Investments zu managen sind und welche Systeme dafür erforderlich sind. Dies hat zu Komplexität und Verwirrung geführt und dazu, dass eine klare Unterscheidung zwischen Impact Investing und anderen Formen nachhaltiger Investitionen fehlt.
Seit 2019 gibt es Industriestandards, die klarstellen, was eine Impact-Investition ist, und die dazu beitragen, die Risiken der "Impact-Washing" zu verringern.
Ein Artikel 9-Fonds ist nicht von vornherein ein Impact Fund. Er wird von der Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) als ein Fonds definiert, dessen Hauptziel eine nachhaltige Investition ist. Eine nachhaltige Investition muss drei Kriterien erfüllen:
Da diese Fonds als die "grünsten" Fonds auf dem Markt gelten, wird oft angenommen, dass sie Impact-Fonds sind. Die Verwirrung könnte auch auf den Text der SFDR selbst zurückzuführen sein, da die Fonds nach Artikel 9 als Finanzinstrumente bezeichnet werden, deren Ziel "eine positive Auswirkung auf die Umwelt oder die Gesellschaft "3 ist.
Allerdings stimmen die SFDR-Anforderungen für Artikel 9-Fonds nicht vollständig mit den Kernmerkmalen von Impact Investing aus der GIIN überein. Vor allem unterscheidet die SFDR nicht vollständig zwischen den Nachhaltigkeitsauswirkungen des Unternehmens, in das der Fonds investiert hat ("kaufende" Auswirkungen) und dem positiven Einfluss des Investors auf diese Auswirkungen ("schaffende" Auswirkungen / Impact Management). Darüber hinaus hat der SFDR Konzepte wie die DNSH-Analyse und die Überwachung der prinzipiellen negativen Auswirkungen eingeführt, ohne auf die zentralen Investitions- und Prozesspflichten der Investoren einzugehen, um eine positive Wirkung zu erzielen.
Die Praxis der irreführenden Behauptungen über die Auswirkungen (das so genannte "Impact Washing") birgt zunehmende Risiken.
Als Zeichen dafür, dass die Regulierungsbehörden das Problem ernst nehmen, haben die drei Europäischen Aufsichtsbehörden (ESAs) einen Aufruf zur Einreichung von Beweisen zum Thema Greenwashing4 veröffentlicht, der unter anderem das Risiko des Impact Washings hinterfragt. Anfang Juni haben die ESAs ihre Fortschrittsberichte5 als Reaktion auf diese Konsultation veröffentlicht. Insbesondere die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) hat untersucht, welche Bereiche der Wertschöpfungskette für nachhaltige Investitionen (SIVC) stärker von Greenwashing-Risiken betroffen sind - mit besonderem Augenmerk auf irreführende Behauptungen in Bezug auf die Auswirkungen:
Die Abschlussberichte der ESAs über Greenwashing werden im Mai 2024 veröffentlicht und werden endgültige Empfehlungen, einschliesslich möglicher Änderungen des EU-Rechtsrahmens, berücksichtigen.
Im November 2022 veröffentlichte die ESMA ausserdem ein Konsultationspapier über Leitlinien in Bezug auf Fondsnamen, die das Wort "Impact" oder "Impact Investing"enthalten6.
In Grossbritannien wird die Financial Conduct Authority (FCA) im 3. Quartal 2023 ein Massnahmenpaket einführen, um gegen Greenwashing vorzugehen. Dazu gehören Labels für nachhaltige Anlagen, Offenlegungspflichten und Beschränkungen für die Verwendung von Begriffen mit Nachhaltigkeitsbezug in der Produktbezeichnung und im Marketing. Es wird ein neues Kennzeichnungssystem für nachhaltige Anlageprodukte mit drei Labels eingeführt: 'Sustainable Focus', 'Sustainable Improvers' und 'Sustainable Impact'. Produkte, die mit dem Label 'Sustainable Impact' gekennzeichnet sind, "haben das Ziel, eine vordefinierte, positive und messbare Auswirkung auf die Umwelt und/oder die Gesellschaft zu erzielen", neben einem "finanziellen Risiko/Renditeziel "7.
In den USA arbeitet die SEC in ähnlicher Weise an Regeln für mehrKlarheit8. Sie hat Definitionen für ESG-Fonds vorgeschlagen und unterscheidet zwischen ESG-Integrations-, ESG-fokussierten undESG-Impact-Fonds9.
Derzeit gibt es wenig Klarheit darüber, inwieweit Firmen übertriebene oder irreführende Behauptungen zur Nachhaltigkeit ihrer Anlageprodukte aufstellen. Eine aktuelle Studie von Novethic, die im Dezember 2022 veröffentlicht wurde, hat jedoch fast 200 französische Artikel 9-Fonds analysiert und davor gewarnt, dass die grosse Mehrheit der Investoren, die derzeit den Begriff "Impact" verwenden oder einen "Impact Report" veröffentlichen, die wesentlichen Merkmale von Impact Investing nichterfüllen10.
Mit der zunehmenden Aufmerksamkeit der Anleger für Impact Investing steigt auch der Bedarf an einer gemeinsamen Sprache, um das Risiko des Impact Washings zu bekämpfen. Die nächsten Artikel dieser Serie werden sich mit den grössten Herausforderungen und bewährten Praktiken in verschiedenen Anlageklassen befassen.
Die Landschaft der Impact Investments ist komplex, aber unerlässlich, um messbaren Wert für Ihre Stakeholder zu schaffen und eine nachhaltigere Zukunft aufzubauen. Deloitte kann Ihr Unternehmen bei der Entwicklung einer umfassenden Impact-Investing-Strategie unterstützen, die die Minderung von Investitionsrisiken, die Identifizierung von Investitionsmöglichkeiten und die Beschleunigung Ihrer nachhaltigen Transformation umfasst. Setzen Sie sich mit uns in Verbindung, um zu besprechen, wie wir Sie und Ihr Unternehmen dabei unterstützen können, sowohl finanzielle Erträge als auch positive soziale Auswirkungen zu erzielen.
Dieser Artikel wurde verfasst von Isabelle Jeannequin Morin, Direktorin bei Deloitte Schweiz, spezialisiert auf Impact Finance und nachhaltige Entwicklung, und Ophélie Peypoux, Direktorin bei Deloitte Frankreich, spezialisiert auf Investment Management Services und nachhaltige Finanzen.
1 Impact Charter, IFD : F4T_Investor-impact-charter_december-2022.pdf (institutdelafinancedurable.com)
2 Bewertungsraster, IFD : F4T_Fund-impact-assessment-grid_december-2022.xlsx (live.com)
3 VERORDNUNG (EU) 2019/2088 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 27. November 2019 über die Offenlegung von Informationen zur Nachhaltigkeit im Finanzdienstleistungssektor (Text von Bedeutung für den EWR)
4 ESAs Call for evidence on Greenwashing (europa.eu)
5 ESMA Fortschrittsbericht : ESMA30-1668416927-2498 Fortschrittsbericht zu Greenwashing (europa.eu)
EBA Fortschrittsbericht : EBA progress report on greewnwashing.pdf (europa.eu)
EIOPA Fortschrittsbericht : Advice to the European Commission on Greenwashing - (europa.eu)
6 Leitlinien für Fondsnamen, die ESG- oder nachhaltigkeitsbezogene Begriffe verwenden (europa.eu)
7 CP22/20 https://www.fca.org.uk/publication/consultation/cp22-20.pdf
8 Vorgeschlagene Regelung: Investment Company Names (sec.gov)
9 Name That Boon: SEC schlägt Regeln für ESG-Fondsnamen vor & Disclosures (harvard.edu)
10 https://www.novethic.fr/finance-durable/publications/etude/sfdr-les-debuts-poussifs-du-marche-des-fonds-article-9.html
Dieser Artikel wurde verfasst von Isabelle Jeannequin Morin, Direktorin bei Deloitte Schweiz, spezialisiert auf Impact Finance und nachhaltige Entwicklung, und Ophélie Peypoux, Direktorin bei Deloitte Frankreich, spezialisiert auf Investment Management Services und nachhaltige Finanzen.