Die sechs häufigsten Gründe für das Scheitern von Cloud-Transformationen in der Schweiz
1. Cloud-Reise ohne Unterstützung der Geschäftsleitung: In der Mehrzahl der Fälle bei unseren Schweizer Kunden wird die Cloud vom CIO oder CTO eingeführt oder geht aus strategischen COO- oder CFO-Initiativen hervor, während andere Mitglieder der Geschäftsleitung den Wert oder die Auswirkungen der Cloud nicht vollständig verstehen. Das Ergebnis ist ein Mangel an Zustimmung und Unterstützung für die strategische Cloud-Einführung durch die Geschäftsleitung. Cloud-Sponsoren sollten IT-, Geschäfts-, Risiko- und Rechtsfunktionen aktiv einbeziehen, um die Vorteile und Risiken der Cloud zu klären und zu erläutern und das Unternehmen auf eine einheitliche Vision und Strategie auszurichten. In vielen Fällen führt der erfolgreiche Abschluss eines isolierten Cloud-Projekts (z.B. im Bereich der Personalabteilung) zu der falschen Annahme, dass das Unternehmen nun vollständig Cloud-fähig sei. Wir haben wiederholt erlebt, dass dies zu enormer Frustration geführt hat, wenn das Unternehmen feststellt, dass keine oder nur unzureichende Cloud-Grundlagen berücksichtigt und aufgebaut wurden. Dies führt zu Spannungen zwischen der IT und dem Geschäft und letztlich zu erheblichen Verzögerungen bei der Cloud-Einführung.
2. Ungewissheit in Bezug auf Rechts-, Sicherheits- und Cyber-Risiken: Wir stellen fest, dass es für Kunden oft schwierig ist, die neuen Cloud-spezifischen Risiken zu erkennen und zu bewerten. Relevante Themen und Fragen sind z.B.: die erforderlichen Änderungen des Risikomanagement-Rahmens, die Exposition gegenüber internationalem Recht, der grenzüberschreitende Datenaustausch, der extraterritoriale rechtmässigen Zugriff auf Daten, die Einhaltung branchenspezifischer regulatorischer Anforderungen und die Klassifizierung von personenbezogenen und sensiblen Daten. Die Cloud erweitert das Servicemanagement, oft mit neuen oder veränderten Geschäftsbeziehungen zu Dritten, die neue Technologien, Schnittstellen und Prozesse einführen. Die Arbeit, die mit der Integration dieser neuen Rolle des Service-Konsumenten anstelle des klassischen Aufbaus & im gesamten Unternehmen verbunden ist, wird oft unterschätzt. Wenn dies nicht sorgfältig bedacht wird, vervielfacht sich die Komplexität und führt zu hohen Kosten und Ineffizienzen in den Bereichen IT, Recht, Sicherheit und Cybersecurity. Unsere Kunden bewältigen diese Komplexität, indem sie eine ganzheitliche Risikobewertung durchführen. Das Ergebnis dieser Bewertung wird genutzt, um risikobasierte Massnahmen zu beschliessen, das Betriebsmodell und den Rahmen für das Risikomanagement zu ändern, einschliesslich der in die Architekturstandards eingebetteten Sicherheitsregeln, und Sensibilisierungskampagnen durchzuführen, um sicherzustellen, dass die Benutzer mit den besten Praktiken für die Cloud-Nutzung vertraut sind.
3. Unrealistischer Business Case: Einige unserer Schweizer Kunden waren mit Situationen konfrontiert, in denen die tatsächlichen finanziellen Vorteile der Cloud ihre Ziele verfehlten, was manchmal den Business Case für die Migration entkräftete. Höhere Kosten, oft unerwartete Kosten im Zusammenhang mit der Cloud-Nutzung oder weil das Rechenzentrum vor Ort grösser bleiben musste als erwartet, bedeuten, dass die zusätzlichen Kosten für Cloud-Dienste nicht durch niedrigere bestehende IT-Kosten ausgeglichen werden. Die Vorhersage von Einsparungen bei den Gesamtbetriebskosten (TCO) der Cloud ist komplex. Ein Konzeptnachweis sowie eine eingehende Analyse der Nicht-Cloud-Kosten sollten das Vorhaben begleiten, um genau zu ermitteln, welche aktuellen Ausgaben durch die Cloud ersetzt werden und über welchen Zeitraum. Wir sehen selten kurzfristige und signifikante Kostensenkungen durch die Nutzung von Cloud-Diensten. Die Einführung der Cloud sollte als ein bedeutender mittel- bis langfristiger Wandel betrachtet werden, der ein flexibleres und agileres Unternehmen in der Zukunft ermöglicht.
Eine Bankmanagerin stellte fest, dass ihr Geschäftsmodell nicht mehr stimmte, als nach der Migration unerwartete Kosten auftauchten
4. Schatten-IT: Die Unfähigkeit der IT-Abteilung, zeitnah und flexibel zu handeln, ist häufig auf unzureichend definierte und/oder implementierte Richtlinien und Governance zurückzuführen. Dadurch werden Geschäftsbereiche oder andere Unternehmensfunktionen dazu gedrängt, für sich selbst einzukaufen und manchmal private Kreditkarten als Zahlungsmittel für Cloud-Dienste zu verwenden. Das Fehlen einer klaren Cloud-Strategie ist oft die Ursache für gefährliche und unkontrollierte Situationen. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, das gesamte Unternehmen auf eine gemeinsame Vision auszurichten und entsprechende Richtlinien aufzustellen, bevor man sich auf eine Cloud-Reise begibt. Deloitte hat daher ein Cloud Target Operating Models (cTOM) entwickelt, das dabei hilft, notwendige Massnahmen und erforderliche Anpassungen der Zielarchitektur schneller zu identifizieren.
5. Unklarer Weg zur Bereitstellung von Anwendungen: Viele unserer Schweizer Kunden betreiben ihre eigenen Rechenzentren, manchmal in Form einer privaten Cloud. Wenn sie ihr IT-Portfolio um Cloud-Services erweitern, herrscht oft Unklarheit über die vorhandenen und neu bereitgestellten Anwendungen, was immer wieder Fragen aufwirft wie: "Wo sollen wir diesen neuen Service bereitstellen? Welche On-Premise-Anwendungen können in die Cloud migriert werden? Wie sollen wir mit Altanwendungen umgehen?" Um bei diesen schwierigen Entscheidungen Klarheit zu schaffen, sollte eine Bewertung der Cloud-Eignung und ein Business Case durchgeführt werden, um die optimale Zielumgebung für jede Anwendung auf der Grundlage ihrer einzigartigen Merkmale zu finden.
Ein CTO einer globalen Nichtregierungsorganisation beklagte sich über den Mangel an Klarheit in Bezug auf den Implementierungspfad neuer Anwendungen, was zu einem inkonsistenten und verstreuten IT-Portfolio führte
6. Bindung an den Anbieter: Der Abschluss eines Vertrags mit einem Anbieter von Cloud-Diensten und die Zusammenarbeit mit ihm kann vom Anbieter erleichtert und unterstützt werden. Die Abkehr vom Anbieter kann jedoch eine ganz andere Geschichte sein, insbesondere wenn vertragliche oder technische Aspekte Änderungen erschweren. Unsere Erfahrung zeigt, dass es wichtig ist, plattformunabhängige Technologien (z. B. Containerlösungen) zu bevorzugen, eine Multi-Cloud-Strategie zu verfolgen und zu Beginn einer Cloud-Reise eine Ausstiegsstrategie zu planen, um das Risiko einer Anbieterbindung zu verringern. Dann ist es möglich, flexibel zu bleiben und erstklassige Lösungen zu finanziell wettbewerbsfähigen Preisen zu beschaffen.
Obwohl die sechs Symptome auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun zu haben scheinen, sind sie alle Rauchzeichen desselben Feuers: übereilte Cloud-Einführung. Die Akteure, die die Cloud vorantreiben, konzentrieren sich in der Regel auf die technische Umstellung und bringen den Ball manchmal ins Rollen, bevor sich die breitere Organisation auf die Erwartungen und Bedingungen der Cloud eingestellt hat. Wir befürworten zwar die Durchführung von frühen Cloud-Konzeptnachweisen, um Annahmen zu validieren, doch sollten Sie bedenken, dass Konzeptnachweise nur die technischen Aspekte validieren, ohne wichtige Bereiche wie die Beteiligung des Unternehmens oder rechtliche, risikorelevante und Cyber-Überlegungen zu berücksichtigen, die für den Schutz wertvoller Daten und die Einhaltung von Vorschriften erforderlich sind. Ein Verstoß gegen die Datenschutzbestimmungen könnte eine genaue Prüfung nach sich ziehen, und der Prozess der Cloud-Einführung könnte kritisiert werden, ebenso wie diejenigen, die dafür verantwortlich waren. Um dies zu vermeiden, empfiehlt Deloitte einen ganzheitlichen, durchgängigen Ansatz, der vor jeder Cloud-Einführung die Implementierung wichtiger Voraussetzungen erfordert.
Die Durchführung von Cloud-Enablement-Aktivitäten ist die empfohlene erste Phase einer Cloud-Reise
Viele Schweizer Kunden betrachten die Migrationsphase als den ersten Schritt auf ihrem Weg in die Cloud und verkennen manchmal den Wert einer Befähigungsphase, in der die Umsetzung der wichtigsten Voraussetzungen den Weg für eine vollwertige digitale Transformation ebnet.
Anstatt Fragen wie "Wer sollte mein bevorzugter Cloud-Anbieter sein?" oder "Wie kann ich so schnell wie möglich in die Cloud migrieren?" zu stellen, sollten Fachleute eher überlegen: "Wie wirkt sich die Cloud auf mein Unternehmen aus und welche Auswirkungen hat sie auf das Organisationsmodell?", "Welche Vorteile habe ich durch die Nutzung von Cloud-Diensten?" oder "Welche Risiken muss ich vor der Nutzung eines Cloud-Dienstes abfedern?" Aufgrund unserer Erfahrungen mit Schweizer Kunden hat sich der folgende, auf vier Säulen basierende Ansatz zur Cloud-Einführung bewährt:
Durchgängige Cloud-Reise auf hohem Niveau
Cloud-Strategie: Eine Gruppe wichtiger Stakeholder, zu der mindestens die Bereiche Business, IT, Risiko, Finanzen und Recht gehören, sollte sich fragen: "Was wollen wir mit der Cloud erreichen?" "Wie verändert die Cloud unsere Geschäfts- und IT-Funktionen?" "Und wie wirkt sie sich auf unser Service-Management-Modell aus?" Dieser Prozess umfasst in der Regel die Definition von Cloud-Visionen, wahrgenommenen Chancen und Risiken, wichtigen Herausforderungen und Erfolgsfaktoren sowie die Einigung auf strategische Entscheidungen wie eine Cloud-Architektur auf hoher Ebene und eine Ausstiegsstrategie. Das Ergebnis ist eine solide Cloud-Roadmap.
Der Leiter der Infrastrukturabteilung eines globalen Konsumgüterunternehmens brachte die wichtigsten Entscheidungsträger des Unternehmens zusammen, indem er eine Cloud-Strategie entwickelte, an der auch Nicht-IT-Stakeholder beteiligt waren. Obwohl dies die Anpassung verlangsamte, war es entscheidend für den Erfolg.
Business Case: Die Entscheidung, die Cloud zu nutzen, sollte auf einem soliden Business Case beruhen und zumindest technische, finanzielle und Risiko-/Compliance-Überlegungen beinhalten. Die Durchführung einer Cloud-Eignungsprüfung vor der Entscheidung für eine Cloud-Migration hilft, eine strukturierte und konsistente Bewertung der technischen Machbarkeit und der Vorteile der Cloud-Anpassung sicherzustellen. Nach unseren Erfahrungen werden Sie, sobald Sie anfangen, diese Fragen zu stellen, viele zusätzliche Themen aufdecken, die angesprochen werden müssen, wenn eine Cloud-Umstellung erfolgreich sein soll. Wir haben selten einen rein finanziellen Business Case für die Cloud gesehen, da die Übergangsphase lang und teuer ist. Daher müssen auch andere Faktoren wie die künftige geschäftliche Flexibilität und Skalierbarkeit, der Innovationsschub durch Cloud-Anbieter und die Vorbereitung auf eine Zukunft, in der immer weniger Anwendungen vor Ort bereitgestellt werden, berücksichtigt und erläutert werden.
Cloud-fähiges IT-Betriebsmodell: Die Cloud löst eine Kaskade organisatorischen Umdenkens aus - wie kann der IT-Betrieb an Cloud-Anwendungen angepasst werden? Wie lässt sich die Cloud-Agilität in der gesamten Organisation durchsetzen? Wie lässt sich die Cloud-fähige Denkweise in die Geschäftsbereiche einführen? Es ist alles andere als einfach, den aktuellen Betrieb in einen Cloud-fähigen Zustand zu versetzen. Wir empfehlen daher, eine Lückenanalyse zwischen dem aktuellen Betriebsmodell des Unternehmens und einem zukünftigen Cloud-fähigen Betriebsmodell durchzuführen. Die Umstellung auf das neue Modell wird nicht nur technologische Veränderungen mit sich bringen, sondern auch Veränderungen im Umgang mit Risiken, Compliance und Cyberspace. Ein sehr wichtiger Faktor ist auch die Festlegung, wie Sie Ihre derzeitigen Mitarbeiter schulen und die Organisation umstrukturieren.
Risikomanagement & Governance: Während die Cloud auf der einen Seite dazu beitragen kann, einige Risikoverantwortlichkeiten zu reduzieren (je nach Nutzungsmodell), bringt sie auf der anderen Seite auch neue Risiken mit sich, die identifiziert, quantifiziert, übernommen und in einigen Fällen gemildert werden müssen. So muss beispielsweise ein unternehmensweiter Datenklassifizierungsprozess in Verbindung mit einer Risikobewertung eingeführt werden. Dies wird die Entscheidung über den Migrationspfad der Anwendung und die damit verbundenen Bedingungen unterstützen. In einigen Fällen besagen diese Bedingungen, dass die Daten bei einem ausländischen Cloud-Anbieter gehostet werden können, solange die Daten physisch in der Schweiz gehostet werden.
Aufgrund unserer Arbeit mit Kunden in der Schweiz im Bereich der Cloud-Einführung sind wir der Meinung, dass der Wechsel in die Cloud über einen längeren Zeitraum unvermeidlich ist. In vielen Fällen beginnt es mit 'einfachen' Fällen wie Office 365. Anstatt sich nur auf eine erste Anwendung zu konzentrieren, können wir nicht genug betonen, wie wichtig und notwendig es ist, Ihre Cloud-Reise ganzheitlich und langfristig zu definieren und zu planen, um Frustration, Misserfolg und kostspielige Fehler zu vermeiden. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der transparenten Festlegung der Cloud-Strategie und des Rahmens innerhalb Ihres Unternehmens, der Einbeziehung der wichtigsten Interessengruppen und der Schulung Ihrer Mitarbeiter.