Im Dezember 2022 veröffentlichte die Bundesregierung ihre allererste föderale Strategie für Datenwissenschaft, die sich auf "menschenzentrierte und vertrauenswürdige Datenwissenschaft" konzentriert, die das "Verständnis und Vertrauen der Verwaltung und der Öffentlichkeit in datengestützte Entscheidungsfindung" fördert. Neben dem Aufbau von Bewusstsein und Kompetenz konzentriert sich die Strategie auch auf die Verbesserung der "technischen Zugänglichkeit und Verfügbarkeit", wobei Infrastrukturinitiativen wie z.B. Renku eine Schlüsselrolle spielen. Als Open-Source-Wissensinfrastruktur für kollaborative und reproduzierbare Datenwissenschaft bringt Renku Menschen, Daten und Erkenntnisse zusammen.
Auf Bundesebene ebnet das Bundesamt für Statistik BFS mit seinem Kompetenzzentrum für Data Science und angeschlossenen Netzwerken wie der Community of Practice for Data Science und AI for Public Good den Weg.
Auch auf kantonaler Ebene gibt es eine Reihe von Initiativen. So hat der Kanton Zürich kürzlich eine Innovations-Sandbox ins Leben gerufen, in der Forscher, private und öffentliche Partner gemeinsam an KI-Fällen arbeiten können und die Zugang zu Datensätzen über Regulierung und öffentliche Daten bietet.
Lassen Sie uns zwei Anwendungsfälle näher betrachten, in denen KI bereits heute im öffentlichen Sektor der Schweiz eingesetzt wird und wie sie konkret einen Mehrwert für die Bürger schafft.
Da die Integration von KI-Lösungen und grossen Sprachmodellen immer einfacher wird, erwarten wir einen deutlichen Anstieg der Nutzung von KI-Lösungen in allen Sektoren. Der öffentliche Sektor bildet da keine Ausnahme, auch wenn es einige besondere Überlegungen gibt.
In der öffentlichen Verwaltung in der Schweiz sehen wir ein besonderes Wachstumspotenzial für die Anwendung von KI in den Bereichen Gesundheitswesen, soziale Sicherheit un
d Verkehr, sowohl wegen ihrer Relevanz für das Schweizer System als auch angesichts der global use cases, die Deloitte Regierungen in anderen Ländern bei der Umsetzung geholfen hat.
Mit dem Aufkommen und der zunehmenden Verbreitung von KI wächst der Ruf, sich mit den ethischen und rechtlichen Implikationen zu befassen, insbesondere wenn öffentliche Organisationen und Regierungen beteiligt sind. Ethische Richtlinien sind sowohl für die Datenbeschaffung als auch in Bezug auf die Standards für die Modellentwicklung erforderlich, um unvoreingenommene, erklärbare Ergebnisse zu gewährleisten, die sicherstellen, dass die Nutzer KI-Anwendungen vertrauen können, und um Missbrauch (z. B. Fehlinformationen / Deepfakes) aktiv zu verhindern. Im schweizerischen Kontext sind Richtlinien für Praktiker und Nutzer in der öffentlichen Verwaltung von zentraler Bedeutung. Sie sollten mit dem schweizerischen Datenschutzgesetz und der Datenschutzgrundverordnung in Einklang stehen und in enger Abstimmung mit der Zivilgesellschaft entwickelt werden. Auch die Diskussion über das europäische KI-Gesetz sollte von den relevanten Akteuren in der Schweiz aktiv verfolgt werden, sowohl auf gesetzgeberischer Ebene als auch für Durchführungsstellen/Nutzer in der öffentlichen Verwaltung.
Im Jahr 2020 hat der Bundesrat Leitlinien für den Einsatz von KI in der öffentlichen Verwaltung aufgestellt, die sich auf Transparenz, Erklärbarkeit und Robustheit konzentrieren. Der Bundesrat hat ausserdem klargestellt, dass die Verantwortung und Haftung geklärt werden müssen und nicht delegiert werden können.
Der Kanton Zürich veröffentlichte im Februar 2021 eine Studie über ethische und rechtliche Überlegungen zum Einsatz von KI in der öffentlichen Verwaltung Künstliche Intelligenz in der Verwaltung braucht klare Leitlinien | Kanton Zürich (zh.ch).
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der öffentliche Sektor der Schweiz - und die Schweizer Steuerzahler - mit der föderalen Data Science-Strategie und einigen beeindruckenden ersten Anwendungsfällen auf dem Weg sind, die Vorteile der Anwendung von KI für das öffentliche Wohl zu nutzen. Die internationalen Beispiele zeigen jedoch, dass noch mehr getan werden kann, und können hoffentlich als Inspiration dafür dienen, wie KI dazu beitragen kann, das öffentliche Personal zu entlasten, damit es sich auf wesentliche Aufgaben konzentrieren und insbesondere dem Fachkräftemangel entgegenwirken kann. Natürlich muss sichergestellt werden, dass die KI innerhalb klar definierter Richtlinien und mit hohen ethischen Standards eingesetzt wird, um ihre Vertrauenswürdigkeit zu gewährleisten.