Medienmitteilungen

Schweizer CFOs fordern vom Parlament nachhaltige Beziehungen zur EU und Sicherung der Sozialwerke

Zürich/Genf, 25. Oktober 2019

Die Finanzchefs der Schweizer Unternehmen haben gemäss einer Umfrage des Beratungsunter-nehmens Deloitte grosse Anliegen an das neu gewählte Parlament: So sollen National- und Ständerat das Verhältnis zur EU nachhaltig gestalten sowie den Marktzugang für Schweizer Unternehmen im Ausland sicherstellen. Zudem ist den Finanzchefs auch die langfristige Sicherung der Sozialwerke ein grosses Anliegen.

Deloitte Schweiz hat von Ende August bis Ende September dieses Jahres 103 CFOs von mittleren und grossen Schweizer Unternehmen gefragt, welche Themen aus ihrer Sicht das neu gewählte Parlament priorisieren solle. Von den insgesamt 14 Themenbereichen stehen drei klar an der Spitze: Die beiden Kammern sollen vornehmlich die nachhaltige Finanzierbarkeit der Sozialwerke sichern, den Marktzugang für Schweizer Unternehmen im Ausland erhalten und ausbauen sowie das Verhältnis zur EU nachhaltig gestalten.

Parlament hat Chancen vertan

«Diese drei Themen sind aus meiner Sicht dieselben wie schon zu Beginn der letzten Legislatur. Die vor gut fünf Jahren überraschend angenommene Masseneinwanderungsinitiative konnte zwar wirtschaftsfreundlich umgesetzt werden, die Beziehungen zu Europa sind aber nach wie vor nicht nachhaltig geregelt und der Zugang zum wichtigsten Markt der Schweizer Unternehmen ist vertraglich nicht ausreichend gesichert. In der abgelaufenen Legislatur hat die rechtsbürgerliche Mehrheit keine grossen Würfe zustande gebracht, viele Chancen für wirtschaftsfreundliche Reformen und Entlastungen für Unternehmen wurden verpasst. Die Erwartungen der Finanzchefs an das neu gewählte und nach links gerutschte Parlament sind daher nach wie vor gross», sagt der CEO von Deloitte Schweiz, Reto Savoia.

Schweizer CFOs fordern vom Parlament nachhaltige Beziehungen zur EU und Sicherung der Sozialwerke

Die administrativen Hürden sind ein Dauerbrenner bei Schweizer Unternehmen, so ist die Unternehmensgründung ist in der Schweiz noch viel zu aufwändig und auch die Rahmenbedingungen für die digitale Wirtschaft sind verbesserungswürdig, wie neben einer Untersuchung von Deloitte auch andere vergleichende Studien gezeigt haben. So sehen auch 42% der CFOs weniger Vorschriften und einfachere Verfahren als eines der brennendsten politischen Themen der kommenden vier Jahre.

AHV-Reform darf Unternehmen nicht belasten

Strukturelle Reformen der Altersvorsorge sind in der abgelaufenen Legislatur gescheitert, nicht zuletzt deshalb hat dieses Thema für die Unternehmen an Dringlichkeit gewonnen. Allfällige höhere Arbeitgeberbeiträge würden ihre Produktivität belasten. «Die im zweiten Anlauf gewonnene Abstimmung über die Unternehmenssteuerreform bringt zwar auch für die AHV eine Entlastung, stellt aber nicht mehr als eine Verschnaufpause dar. Die vom Bundesrat aufgegleiste Stabilisierung der AHV sollte rasch vorangetrieben werden, darf aber weder die Unternehmen zusätzlich belasten noch längeres Arbeiten über 65 bestrafen. Zudem sollte das Rentenalter flexibilisiert werden», fordert Savoia.

Ein flexibleres Rentenalter könnte auch mithelfen, den durch die anstehende Pensionierung der Babyboomer drohenden Arbeitskräftemangel der Schweiz zu mindern. Die Finanzchefs wollen dazu gemäss der Deloitte-Umfrage auch die Aus- und Weiterbildung in den MINT-Fächer fördern (34%), das Arbeitsrecht flexibilisieren (29%) und das Potential an inländischen Fachkräften (24%) besser ausschöpfen.

Klimawandel: Chancen und Risiken ausweisen

Nur gerade 18 von 100 CFOs sehen in der Umsetzung des Pariser Klimaabkommens eine wichtige Priorität des neuen Parlaments. Sieben Prozent der Befragten sprechen sich zudem klar gegen das Klimaabkommen aus. «Ich sehe das Resultat auch als Zeichen, dass die Unternehmen sich selbst stärker engagieren und nicht allein auf die Politik zählen, um dem Klimawandel zu begegnen. Dieser wirkt sich auf verschiedenste Arten aus und hat immensen Einfluss auf Produkte und Dienstleistungen, Lieferketten, Vermögenswerte und Geschäftsmodelle. Die Unternehmen in der Schweiz sollten auf jeden Fall grössere Transparenz über die Risiken und Chancen des Klimawandels herstellen, mehr klimarelevante Informationen erfassen und diese in ihren Jahresabschlüssen ausweisen», so Savoia weiter.

Die vollständige Studie wird im November 2019 veröffentlicht.

Fanden Sie diese Seite hilfreich?