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"Das Spannendste beim Verkosten von Whisky ist eigentlich das Assoziieren mit Dingen, die man kennt oder in der Vergangenheit erlebt hat."

Marcel ist Manager im Bereich Cyber & Strategic Risk und gleichzeitig leidenschaftlicher Whisky-Botschafter – eine außergewöhnliche Kombi, von der er gerne in seinem folgenden Blogbeitrag berichtet.

Hey, ich heiße Marcel und bin leidenschaftlicher Whisky-Botschafter.
Woher meine Leidenschaft rührt, was zu einem guten Whisky gehört, welcher mein persönlicher Favorit ist und wie es hinter den Kulissen eines Whisky-Botschafters aussieht, erzähle ich euch gerne hier im Blog.

Hallo Marcel, du bist seit Januar 2019 Teil des Deloitte Teams und arbeitest seit Juni 2022 als Manager im Bereich Cyber & Strategic Risk. Wie sieht dein Arbeitsalltag hier genau aus, d.h. mit welchen Themen und Aufgaben beschäftigst du dich maßgeblich?
Bis vor kurzem war ich Teil eines Teams, das sich mit der Implementierung eines Integrity & Compliance-Programms in einem weltweit tätigen Automobilkonzern auseinandergesetzt hat. Seit dem ersten Tag, vor etwa 2 Jahren, wurde ich direkt intensiv eingebunden, was mir im Nachhinein vor Augen führt, an wie vielen Themen ich bereits mitwirken durfte. Hier reichte die Spanne von der konzeptionellen Entwicklung einzelner Bestandteile des Rollout-Programms über die Betreuung einzelner Konzerngesellschaften bei deren Umsetzung bis hin zur Erstellung und zum Monitoring einer weltweiten Befragung im Bereich des Datenschutzes.

Neben diesem Projekt bin ich gleichzeitig an einer Entwicklung im Themenfeld Supply Chain Network tätig, welche maßgeblich für die heutige Zeit ist – hier zeigt uns das aktuelle Weltgeschehen, wie wichtig der Fokus auf stabile und nachhaltige Lieferketten ist und was passieren kann, wenn diese durch diverse Effekte unerwartet unterbrochen werden.

Nun ist es jedoch, nach solch einer spannenden und abwechslungsreichen Projektlaufbahn, Zeit, sich neuen Zielen zu widmen. Für mich ist dies die Vorbereitung auf das Steuerberaterexamen, welches ich im Oktober 2022 absolviert habe und hoffentlich mit einem positiven Ausgang abschließen werde. Unabhängig davon lässt sich das neu erworbene Wissen zu Themen, wie z.B. innerhalb der Supply Chain, auch in Zukunft nutzen und im Team einbringen.

Neben deiner Arbeit bei Deloitte bist du auch noch für einen schottischen Whisky-Club als Botschafter tätig. Was genau können wir uns unter deinem „Zweitjob“ vorstellen?
Ich bin einer von neun im deutschen Markt tätigen Markenbotschaftern der „Scotch Malt Whisky Society“ (SMWS) – einem schottischen Whisky-Club mit Sitz in Edinburgh, welcher sowohl weltweit, aber auch in Deutschland stark vertreten ist. Hier habe ich das Vergnügen, dass ich einmal im Monat für die Hannoveraner Mitglieder ein Whisky-Tasting organisieren und durchführen darf. Das findet meist in der Partner-Bar „Oscar’s Bar“ statt und die Mottos sind immer unterschiedlich. Im Mai z.B. haben wir ein Solar-Boot gemietet, um sechs verschiedene Abfüllungen während einer Tour auf dem Maschsee zu genießen – das hat viel Spaß gemacht!

Du warst vor kurzem für einige Tage in Schottland, um neue Inhalte für deine Arbeit als Botschafter zu erhalten. Wie können wir uns eine solche Reise vorstellen? Nimm uns gerne mal mit!
Kurz: Absolut unbeschreiblich! Es waren zwar „nur“ drei Tage, aber jeder Trip nach Schottland fühlt sich so an, als würde sich die Zeit verlangsamen und ich kann das Land sowie seine Orte und Leute in vollen Zügen genießen.

Ich kam aufgrund einer Vorverlegung des Fluges einen Tag früher als geplant an und hatte durch dieses Glück im Unglück mehr Zeit zur freien Verfügung, welche ich intensiv mit dem Besuch mehrerer Orte in Edinburgh nutzte: St. Andrews Square, Edinburgh Castle sowie die wunderschönen Princess Gardens (sehr empfehlenswert!!!).

Später ging es dann in das Hafenviertel Leith, in welchem die SMWS mit „The Vaults“ seit 1983 ihr Hauptquartier hat – ein ehemaliger Umschlagsplatz für Wein- und Spirituosenhändler:innen, welcher nun als Ort zum Entspannen und Verkosten von Whiskys für Mitglieder der Society einlädt.

Die Tage waren reich mit Inhalten gefüllt, sodass wir mit einer Gruppe aus Botschafter:innen aus Spanien, Frankreich und Deutschland die „Johnnie Walker Experience“ auf der Princess Street erkundeten und anschließend viele Updates von Geschäftsführung, Marketing und Cask Management erhalten haben - eine tolle Zusammenkunft auf internationaler Ebene. Mit den Updates und einigen Whiskyproben im Gepäck ging es dann zurück nach Deutschland, um den Mitgliedern von den Neuigkeiten zu berichten.

Das Spannendste beim Verkosten von Whisky ist das Assoziieren mit Dingen, die man kennt oder in der Vergangenheit erlebt hat. Hierbei gibt es kein Falsch, da jede:r Mensch in seinem Leben unterschiedliche Orte besucht und sensorisch komplett andere Dinge wahrgenommen hat.

Woher stammt deine Leidenschaft für Whisky und wie kam es überhaupt zu deinem Engagement im Club?
Die Leidenschaft für Scotch Whisky selbst wurde 2009 durch meinen Vater geweckt, der mich in meinem Heimatort Gifhorn erstmals zu einem Tasting mitgenommen hat. Hier führte ein Whisky-Enthusiast und Importeur in einem Feinkostladen Whisky-Tastings durch. Bereits durch die ersten Abfüllungen mit den Namen „Red Berry Cream“ oder „Caribbean Fruits“ wurde mir überhaupt erst klar, was für eine wahnsinnig große Bandbreite an Aromen durch Whisky aus einem einzelnen Fass abgedeckt werden kann. Von Ananas, Kokosnuss, Mango, Waldfrüchten bis hin zu, im ersten Moment weniger angenehmen, Aromen wie Rauch, Medizin oder Vulkanasche ist tatsächlich alles möglich. Mein liebster und witzigster Kommentar stammt hier von einem Freund aus dem Whisky-Umfeld: „Der riecht wie warmer Fahrradschlauch im Sommer“.

Für das Studium bin ich 2012 nach Hannover gezogen und suchte einen Ort, um mit Gleichgesinnten weitere tolle Abfüllungen zu entdecken. Ich fand diesen mit einem Whisky-Händler und habe dort kurze Zeit später dann selbst Whisky-Tastings für Einsteiger:innen durchgeführt. Das lief so gut, dass kurz darauf die Ausgründung als selbständiger „Spirit Consultant“ folgte. Dass man durch dieses Umfeld mehr und mehr mit der gastronomischen Szene in Hannover und auch dem Rest des Landes verwächst, war definitiv ein angenehmer Nebeneffekt und so besuchte ich sowohl mehrere Spirituosen-Messen als auch Schottland selbst und wurde in diesem Verlauf auf die „Scotch Malt Whisky Society“ (SMWS) aufmerksam. Der Club-Gedanke und das Angebot gefielen mir so gut, dass ich Anfang 2017 selbst Mitglied wurde. Später im Jahr erfuhr ich, dass in Hannover die Präsenz der SMWS weiter ausgebaut werden sollte und man sowohl auf der Suche nach einer Partner-Bar als auch einem Brand Ambassador war. Zufällig konnte ich beides liefern, sodass ich mich relativ schnell einer neuen Rolle mit Freude und Herzblut widmen konnte. Somit kann ich aus heutiger Sicht auf viele tolle Whisky-Formate wie „Whisky & Craft Beer“, „Whisky & Music“ oder „Whisky & Fine Art Bakery“ zurückblicken. Mein Ziel ist es, auch ungewohnte Wege zu gehen und das hier oder dort vorbelastete „Altherrengetränk“ durch kreative Kombinationen neu zu erfinden.

Was macht einen guten Whisky aus und welcher ist dein persönlicher Favorit?
Das ist eine sehr schwierige Frage, auf die es keine eindeutige Antwort gibt, was unter anderem daran liegt, dass die Bandbreite von Whisky so weit reicht und von einigen Faktoren abhängt.

Allein durch unterschiedliche Prozesse in der Herstellung kann man hier einiges bewirken und kommt somit zu einer groben Dreiteilung in der Whisky-Welt:

  1. Verwende ich zum Reifen des Rohbrandes aus den Brennblasen ausschließlich Ex-Bourbon-Fässer, also Fässer, in welchen sich vorher amerikanischer Bourbon befunden hat, kann ich mit Aromen wie Vanille und Honig, aber auch weiteren Fruchtaromen im Scotch rechnen.
  2. Kommen anstelle der Ex-Bourbon-Fässer aus amerikanischer Weißeiche vielmehr Ex-Sherry-Fässer aus europäischer Eiche zum Einsatz, so wechseln die Aromen von süß und vanillig in das Lager von Karamell, Toffee sowie Schokolade bis hin zu würzigen Noten wie Zimt oder
    Liebstöckl.
  3. Wenn ich, unabhängig von dem verwendeten Fass zum Reifen, die gemälzte Gerste beim Trocknen (Darren) der Verbrennung von Torfscheiten aussetze, dann ergeben sich oben genannte Noten, jedoch
    ergänzt um die meist weniger geliebten Assoziationen nach Leder, Rauch, Akkordeonkoffer und dem erwähnten Fahrradschlauch.

In jeder der drei Klassen hat man meist einen Favoriten. Bei mir sind es folgende Brennereien zu obigen Kategorien:

  1. Glenlossie, gern älter als 14 Jahre: fruchtige Noten mit Vanille-Einschlag
  2. Karuizawa aus 1973, japanischer Whisky: irre komplex, sodass man nicht weiß, welche Noten eigentlich als Erstes auftreten; hier sind definitiv sowohl Schokolade als auch sanfte, würzige Noten vorhanden 
  3. Caol Ila, ca. 11 Jahre alt: maritimer Torfrauch mit leichter Note von Zitrus bis Vanille; je älter, desto sanfter

Geschmäcker sind aber total unterschiedlich und das ist auch das Gute am Whisky! Jede:r mag etwas anderes, jedoch sollte auch darauf geachtet werden, immer mit Bedacht zu genießen.

Was sind deine persönlichen Tipps für all diejenigen, die Whisky als Getränk ebenfalls besser kennenlernen möchten?
Mich auf einem meiner Tastings in Hannover besuchen kommen! Spaß beiseite: Tatsächlich offen für Neues sein und vieles ausprobieren. Das Spannendste beim Verkosten von Whisky ist eigentlich das Assoziieren mit Dingen, die man kennt oder in der Vergangenheit erlebt hat. Hierbei gibt es kein Falsch, da jeder Mensch in seinem Leben unterschiedliche Orte besucht und sensorisch komplett andere Dinge wahrgenommen hat. Wichtig ist auch, sich nicht selbst unter Druck zu setzen. Ich erlebe es oft, dass viele Leute mir sagen, dass sie nicht direkt auf Dinge wie die Erdbeernote oder den Geschmack von Vanille oder Honig kommen und dafür einige Zeit brauchen. Hier gilt einfach nur Geduld zu haben. Ich selbst empfehle sogar, dass man manche Whiskys auf Eis probiert oder als Zutat zum Kreieren von Cocktails einsetzt, wofür ich oft schräge Blicke kassiere 😉 Mein Motto ist dabei stets: Enjoy, aber selbstverständlich in Maßen!