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"Wenn es mal nicht gut läuft, schaue ich mir einfach das ganze Jahr an und stelle dann fest, dass die guten Zeiten immer die schlechten überwiegen. Man darf sich von Fehlschlägen nicht runterziehen lassen."

Janina ist Senior Consultant im Bereich Salesforce innerhalb von Consulting. Wenn sie zum Feierabend ihren Laptop zuklappt, widmet sie sich voll und ganz ihrer sportlichen Karriere, denn sie ist Gewichtheberin und hat schon an einer Deutschen Meisterschaft teilgenommen. Im Interview gibt sie uns ein paar Einblicke in diesen spannenden Sport.

Hallo, ich bin Janina und arbeite seit 2021 bei Deloitte. Meine sportliche Leidenschaft ist das Gewichtheben. Meine Mannschaft ist aktuell in der 2. Bundesliga und auch an der Deutschen Meisterschaft in 2023 habe ich schon teilgenommen. Was mich motiviert und was mein Sport und mein Job gemeinsam haben, verrate ich euch im Interview. 

Bevor wir über deinen Sport sprechen, nimm uns erstmal mit in
deinen Arbeitsalltag. Woran arbeitest du im Bereich Salesforce?
Als Senior Consultant kümmere ich mich darum, dass Salesforce als CRM System bei unseren Kunden implementiert wird. In den letzten Jahren habe ich mich auf die Marketing Cloud spezialisiert. Hier geht es vor allem um Themen wie Marketing Automation. Fast jeder hat sicher schon einmal eine Marketing E-Mail bekommen mit für sich passenden Angeboten. Wenn es dann zur Bestellung kommt, sorgt das System auch dafür, dass die entsprechenden Bestellbestätigungen an die richtigen Kund:innen versendet werden. 

Noch vor deinem Start bei Deloitte hast du mit Crossfit angefangen und bist von dort zum Gewichtheben gekommen. Gib uns doch mal ein paar Einblicke in diesen Sport.
Wie beim Fußball gibt es auch beim Gewichtheben Vereine, Mannschaften und einen Ligabetrieb. Eine Mannschaft besteht aus sechs Leuten und man tritt gegen andere Mannschaften an, die ähnlich stark sind wie die eigene. Meine Mannschaft ist derzeit in der 2. Bundesliga.

Es gibt zwei Disziplinen: das Reißen und das Stoßen. Ein Wettkampf beginnt immer mit dem Reißen. Jede:r hat drei Versuche. Danach folgt nach dem gleichen Prinzip das Stoßen. Für jeden Versuch werden Punkte vergeben. Den ersten Versuch macht man meist mit einem sicheren Gewicht, um überhaupt Punkte zu bekommen. Mit dem zweiten Versuch will man in der Regel das Zielgewicht für den Tag erreichen, und mit dem dritten Versuch wagt man sich dann an eine persönliche Bestleistung oder eine sehr gute Leistung für den Tag.

Am Ende gibt es eine Gesamtwertung aus den Punkten, die die verschiedenen  Heber erreicht haben. So entscheidet sich, ob man den Wettkampf als Mannschaft gewinnt oder verliert.

Gibt es etwas, was du bereits erreicht hast und worauf du besonders stolz bist?
Das ist auf jeden Fall meine Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften im letzten Jahr in Plauen im Vogtland, wo ich den 5. Platz belegen konnte. Es waren nur ganz wenige Punkte, die mich vom Siegerpodest getrennt haben, aber so ist es halt manchmal im Sport. Ich war aber total glücklich, dass ich es überhaupt dahin geschafft habe, denn die Qualifikation für die Meisterschaft war nicht ganz einfach. Ich hatte einen wichtigen Wettkampf vergeigt und danach war es besonders schwer, einfach weiterzumachen. Ich musste lernen, geduldig zu sein. Am Ende habe ich es aber doch noch geschafft zugelassen zu werden. 

"Wenn es mal nicht gut läuft, schaue ich mir einfach das ganze Jahr an und stelle
dann fest, dass die guten Zeiten immer die schlechten überwiegen. Man darf sich
von Fehlschlägen nicht runterziehen lassen."

Das klingt, als würdest du viel Zeit in den Sport investieren. Wieviel Disziplin braucht es, um sich nach einem arbeitsintensiven Tag noch zum Training aufzuraffen?
Wenn ich abends den Rechner ausschalte, überlege ich nicht mehr, ob ich noch trainieren gehe oder nicht, sondern es ist quasi schon ein Automatismus. Der Rechner wird ausgeschaltet, ich ziehe mich um und es geht zum Training. Ich freue mich immer, nach Feierabend nochmal rauszukommen und meine Vereinskolleg:innen zu treffen, die meine Leidenschaft fürs Gewichtheben teilen. Deshalb ist es gar nicht so sehr eine Frage der Disziplin, sondern eher eine Frage des Umfelds, ob ich nochmal 2 Stunden Sport mache am Abend. Das ist von vornherein so eingeplant und macht mir einfach richtig viel Spaß. 

Trotzdem läuft bestimmt nicht immer alles rund. Wie motivierst du dich, auch bei einem Durchhänger dranzubleiben und weiterzumachen?
Zuallererst motiviert mich mein Team. Es ist schon hilfreich, wenn man sich austauschen und auch einfach mal ausheulen kann. Außerdem sollte man immer das große Ganze sehen. Wenn es mal nicht gut läuft, schaue ich mir einfach das ganze Jahr an und stelle dann fest, dass die guten Zeiten immer die schlechten überwiegen. Mit den Jahren kommt auch die Erfahrung, dass es nach einem Tief immer irgendwann wieder bergauf geht. Inzwischen habe ich schon die unterschiedlichsten Kombinationen erlebt: Ich war schon mal die ganze Woche vor einem Wettkampf total erschöpft und nichts klappte, und trotzdem hatte ich meinen besten Wettkampf überhaupt. Es gab aber auch schon Wettkampftage, an denen ich mich super gut gefühlt habe und am Ende hat nichts richtig funktioniert. Man darf sich von Fehlschlägen einfach nicht runterziehen und verrückt machen lassen.

Gibt es Parallelen zwischen deinem Sport und deinem
Arbeitsalltag?
Da fällt mir auf jeden Fall sofort das Thema Teamwork ein. Auf einem Projekt oder bei einem Proposal habe ich meine eigenen Aufgaben, die ich bearbeite. Am Ende fließen meine Ergebnisse mit denen meiner Kolleg:innen zusammen in das Projektergebnis oder das Proposal ein. Genau so ist es beim Gewichtheben. Wenn ich mein Bestes gebe, die anderen aber keine überzeugende Leistung bringen, ist das Ergebnis zwar für mich in Ordnung, aber das Gesamtergebnis ist es nicht. Andererseits kann mein Team mich auffangen, wenn ich einen schlechten Tag habe und nicht die erwartete Punktzahl erreiche. Sowohl im Sport als auch bei der Arbeit unterstützen wir uns gegenseitig, damit wir am Ende erfolgreich sind.

Mir machen grundsätzlich Mannschaftswettkämpfe persönlich immer viel mehr Spaß als Einzelwettkämpfe. So ist es auch im Job. Wenn ich eine Frage zu einem bestimmten Thema oder ein fachliches Problem habe, dann weiß ich, wen ich dazu ansprechen und dass ich mich auf meine Kolleg:innen verlassen kann.