München, 21. März 2022 — Die 25. Ausgabe der Deloitte Football Money League analysiert die wirtschaftliche Performance der Top-Clubs im europäischen Spitzenfußball in der Saison 2020/21 – und ist, wie schon die Vorsaison, geprägt von der globalen Covid-19-Pandemie und den damit einhergehenden Schutzmaßnahmen und Einschränkungen. Statt den teilweise beachtlichen Wachstumsraten aus der Zeit vor der Pandemie, konnten die Top-20-Clubs ihre Umsätze gegenüber der Vorsaison um weniger als ein Prozent steigern und liegen 2020/21 bei einem Gesamtumsatz von 8,18 Milliarden Euro (2019/20: 8,16 Milliarden Euro). Zum Vergleich: In der Saison 2018/19 war der Gesamtumsatz der Top 20 mit 9,3 Milliarden Euro noch gut eine Milliarde höher.
„Die Pandemie und die damit einhergehenden Einschränkungen haben die Football-Money-League Clubs auf das Umsatzniveau von vor etwa fünf Jahren zurückgeworfen“, erklärt Stefan Ludwig, Partner und Leiter der Sport Business Gruppe bei Deloitte. „Noch ist die Phase der Unsicherheit auch nicht überstanden. Die Clubs sind weiterhin gut beraten, wirtschaftlich umsichtig zu agieren und ihr Portfolio beispielsweise durch digitale Angebote für die Fans zu erweitern. Doch es gibt auch Gründe, optimistisch in die wirtschaftliche Zukunft des europäischen Spitzenfußballs zu blicken. Wir rechnen damit, dass das Umsatzwachstum in den kommenden Jahren wieder auf Vor-Pandemie-Niveau zurückkehren und sich der Gesamtumsatz der Top 20 der 10-Milliarden-Euro-Marke nähern wird.“
Spieltagerlöse auf niedrigstem Wert in 25 Jahren, aber Medienerlöse knacken Rekordhoch
Wie erwartet verzeichneten die Clubs die größten Verluste bei den Spieltagerlösen. Während sich die pandemiebedingten Einschränkungen in der Saison 2019/20 in den einzelnen Ländern bezüglich Timing und Umfang noch recht deutlich unterschieden, spielten 2020/21 alle Football-Money-League-Clubs einen Großteil der Saison hinter verschlossenen Türen oder mit geringerer Auslastung in den Stadien. Dementsprechend fallen die Umsätze aus den Spieltagerlösen mit insgesamt 111 Millionen Euro so niedrig aus wie noch nie in 25 Jahren Deloitte Football Money League. Zum Vergleich: 2018/19 lagen die Spieltagerlöse noch bei 1,5 Milliarden Euro.
Anders sieht die Lage bei den Medienerlösen aus: Hier wurde mit einem Gesamtumsatz von 4,6 Milliarden Euro sogar ein neuer Rekordwert erreicht. Hintergrund ist allerdings, dass aufgrund von pandemiebedingten Verschiebungen ein Teil, der in der Saison 2019/20 generierten Umsätze, erst im Geschäftsjahr 2020/21 verbucht werden konnten, da sowohl einige Ligen als auch die europäischen Clubwettbewerbe erst nach dem 30. Juni und somit im darauffolgenden Geschäftsjahr beendet wurden oder – wie die Ligue 1 – auch ganz abgebrochen wurden.
Die kommerziellen Erlöse, wie zum Beispiel aus Sponsoring und dem Verkauf von Merchandising, brachten mit 3,5 Milliarden Euro rund sieben Prozent weniger Umsätze als in der Vorsaison, wo sie allerdings auch auf einem Rekordhoch von 3,8 Milliarden Euro lagen.
Bewegung an der Spitze: Manchester City zieht fünf Plätze nach oben auf Rang 1
Schaut man sich das Ranking genauer an, fällt die Dominanz der Premier-League-Clubs auf. Mit insgesamt elf Clubs stellt die englische Spitzenliga in der aktuellen Ausgabe mehr als die Hälfte der Top 20. Ein wesentlicher Grund für die hohen Umsätze der englischen Clubs liegt an der späteren Austragung der letzten sechs Spieltage der Saison 19/20 im Juli und der damit verbundenen Allokation der bekanntlich hohen Medienerlöse für diese Spiele ins Geschäftsjahr 20/21. Der Spitzenplatz geht zum ersten Mal an Manchester City mit einem Gesamtumsatz von 644,9 Millionen Euro. In der Vorsaison lag der Club mit 549,2 Millionen Euro noch auf Platz 6. Der Sprung nach vorn ist vor allem der guten sportlichen Performance 2020/21 zu verdanken: Neben dem ersten Platz in der Premier League und einer 82-tägigen Siegesserie schaffte es der Club auch bis ins Halbfinale der UEFA Champions League. Diese Entwicklung sorgte für einen Anstieg der Medienerlöse um 55 Prozent auf insgesamt 336 Millionen Euro und war damit wesentlicher Wachstumstreiber für Manchester City.
Während Real Madrid seinen zweiten Platz mit einem Gesamtumsatz von 640,7 Millionen Euro trotz Verlusten von etwa sieben Prozent im Vergleich zur Vorsaison, verteidigen konnte, fällt der FC Barcelona unter anderem aufgrund des frühen Ausscheidens aus der Champions League im Achtelfinale von der Spitzenposition mit einem Gesamtumsatz von 713,4 Millionen Euro 2019/20 um drei Plätze auf den vierten Rang und mit nunmehr 582,1 Millionen Euro auch wieder unter die 600-Millionen-Euro-Grenze.
Der FC Bayern und der BVB können ihre Vorjahresplatzierungen verteidigen
Eine robuste wirtschaftliche Performance liefert dagegen der FC Bayern München ab. Die Münchner schaffen es mit einem Gesamtumsatz von 611,4 Millionen Euro erneut auf den dritten Platz. Mit knapp vier Prozent hält sich der Rückgang gegenüber der Vorsaison (634,1 Millionen Euro) in moderaten Grenzen. Nur der FC Bayern und Real Madrid haben es geschafft in den beiden Pandemiesaisons 2019/20 und 2020/21 jeweils einen Gesamtumsatz über 600 Millionen Euro zu erwirtschaften. Bei den Münchnern ist dies insbesondere durch die Zusatzerlöse aus dem Gewinn der Champions League 2019/20 bedingt, denn die Erlöse daraus wurden erst im Geschäftsjahr 2020/21 verbucht. Mit 56 Prozent stammen mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes aus den Medienerlösen (245,2 Millionen Euro). 42 Prozent (254,5 Millionen Euro) entfallen auf die kommerziellen Erlöse und die Spieltagerlöse sind nur noch für rund zwei Prozent (11,7 Millionen Euro) verantwortlich.
Auch Borussia Dortmund kann seine Vorjahresposition halten und landet mit einem Gesamtumsatz von 337,6 Millionen Euro erneut auf Platz 12, musste allerdings Verluste in Höhe von knapp acht Prozent im Vergleich zur Vorsaison (365,7 Millionen Euro) hinnehmen. Den größten Anteil am Gesamtumsatz haben beim BVB mit 56 Prozent (186,7 Millionen Euro) die kommerziellen Erlöse. Ein Umsatzanteil von 44 Prozent entfällt auf die Medienerlöse (149,5 Millionen Euro). Die Spieltagerlöse fallen mit gerade Mal 1,4 Millionen Euro fast nicht ins Gewicht. Im Ranking hat sich der Abstand zu Platz 13 (Atlético Madrid mit 332,8 Millionen Euro) und 14 (Inter Mailand mit 330,9 Millionen Euro) verringert.
Nur noch zwei Bundesliga-Clubs in den Top 20
In der vergangenen Saison waren neben den Dauergästen aus München und Dortmund mit dem FC Schalke 04 auf Platz 16 und einem Gesamtumsatz von 222,8 Millionen Euro und Eintracht Frankfurt auf Platz 20 mit 174,0 Millionen Euro erstmals vier Bundesliga-Clubs im Ranking vertreten. Beide Clubs wurden in der Saison 2020/21 von starken Neu- und Wiedereinsteigern aus der Premier League verdrängt.
„Wirtschaftlich haben sich Europas Spitzenclubs in der Pandemie als durchaus resilient erwiesen. Gleichzeitig waren und sind die Fußballstadien für viele Menschen ein Gradmesser bei der Rückkehr zur Normalität. Viele Fans wünschen sich, wieder unbeschwert in einem Stadion voller Gleichgesinnter ihren Club anfeuern zu können und hoffentlich ist dies bald auch kein Wunschdenken mehr“, fasst Kim Lachmann, Senior Manager der Sport Business Gruppe bei Deloitte, zusammen.
Position (Vorjahr) | Club | 2020/21 Umsatz in Mio./ € (Umsatz 2019/20) |
1 (6) | Manchester City | 644,9 (549,2) |
2 (2) | Real Madrid | 640,7 (691,8) |
3 (3) | FC Bayern München | 611,4 (634,1) |
4 (1) | FC Barcelona | 582,1 (713,4) |
5 (4) | Manchester United | 558,0 (580,4) |
6 (7) | Paris Saint-Germain | 556,2 (540,6) |
7 (5) | Liverpool | 550,4 (558,6) |
8 (8) | FC Chelsea | 493,1 (469,7) |
9 (10) | Juventus Turin | 433,5 (398,9) |
10 (9) | Tottenham Hotspur | 406,2 (445,7) |
11 (11) | Arsenal London | 366,5 (388,0) |
12 (12) | Borussia Dortmund | 337,6 (365,7) |
13 (13) | Atlético de Madrid | 332,8 (331,8) |
14 (14) | Inter Mailand | 330,9 (291,5) |
15 (n/a) | Leicester City | 255,5 (171,0) |
16 (n/a) | West Ham United | 221,5 (157,4) |
17 (n/a) | Wolverhamptom | 219,2 (151,2) |
18 (17) | FC Everton | 218,1 (212,0) |
19 (15) | Zenit St. Petersburg | 212,0 (236,5) |
20 (n/a) | Aston Villa | 207,3 (131,9) |
Inhaltlich verantwortlich für die Studie ist Stefan Ludwig, Partner und Leiter der Sport Business Gruppe bei Deloitte.
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