Zum Hauptinhalt springen

Steigende Lebenserwartung: Rückblick und Ausblick für die bAV

Insbesondere Fortschritte in der Medizin sowie stetig gestiegener Wohlstand und damit einhergehende höhere Hygienestandards, gesündere Ernährung sowie Verbesserungen in den Arbeits- und Wohnverhältnissen haben dazu geführt, dass die Lebenserwartung heute deutlich höher ist als nach dem zweiten Weltkrieg.

Betrachtet man den Zeitraum seit Beginn der 1970er Jahre bis heute ist die Lebenserwartung ebenfalls deutlich angestiegen. Während nach den Veröffentlichungen des Statistischen Bundesamtes ein 65-jähriger Mann damals rein statistisch noch eine Lebenserwartung von ca. 14 Jahre hatte, so beträgt sie gegenwärtig etwas über 17 Jahre. Ähnlich verhält es sich bei den 65-jährigen Frauen. Ihre Lebenserwartung ist in den letzten 50 Jahren von ca. 18 auf knapp 21 Jahre angestiegen. Durch die Coronapandemie ist es in den letzten Jahren allerdings sogar zu einem Rückgang der Lebenserwartung gekommen, so dass die Lebenserwartung heute in etwa auf dem Stand von vor 10 Jahren ist.

Für Arbeitgeber, die ihren Arbeitnehmern in den letzten 50 Jahren lebenslange Rentenzusagen erteilt haben, ist dieser Anstieg der Lebenserwartung aus finanzieller Sicht wenig erfreulich. Er ist mit einem enormen zusätzlichen Finanzierungsaufwand verbunden. In den meisten Fällen werden die Pensionszusagen intern über Rückstellungen in den Bilanzen finanziert. Für die versicherungsmathematische Berechnung dieser Rückstellungen wird in fast allen Fällen die sog. Heubeck-Sterbetafel zugrunde gelegt. Sie wurde in den letzten Jahrzehnten immer wieder angepasst, um dem Anstieg der Lebenserwartung Rechnung zu tragen.

Seit dem Jahr 2005 ist die Heubeck-Sterbetafel auch vom Jahrgang abhängig. Sie berücksichtigt damit auch perspektivisch einen Anstieg der Lebenserwartung. In der aktuellen Version, der Heubeck 2018G-Tafel, die noch vor der Corona-Pandemie veröffentlich wurde, wird davon ausgegangen, dass sowohl bei Männern als auch bei Frauen die Lebenserwartung alle 10 Jahre um ca. 1 Jahr ansteigt. Auch das Statistische Bundesamt prognostiziert einen sehr ähnlichen weiteren Anstieg für die Zukunft.

Es stellt sich nun die Frage, wie sich die Lebenserwartung in der Zukunft tatsächlich entwickeln wird. Ist davon auszugehen, dass sich der Anstieg der Jahre vor der Corona-Pandemie tatsächlich fortsetzt? Möglich ist auch, dass die Lebenserwartung trotz allen medizinischen Fortschritts an irgendeinem Punkt eine natürliche Grenze erreicht und dann stagniert. Oder werden sich die Lebensbedingungen auf der Erde insbesondere durch den Klimawandel vielleicht sogar dahingehend verschlechtern, dass von einem Rückgang der Lebenserwartung ausgegangen werden muss?

Untersuchungen zu den Auswirkungen eines durch den Klimawandel verursachten Temperaturanstiegs auf die Sterblichkeit zeigen einen deutlichen Zusammenhang. Je stärker die Temperaturen steigen werden, desto höhere Sterblichkeitsraten sind zu erwarten. Auch könnten weitere Folgen des Klimawandels wie steigende Feuchtigkeit und eine damit verbundene vermehrte Ausbreitung von tropischen oder auch neuartigen Krankheiten oder aber das vermehrte Auftreten von Extremwetterereignissen wie Stürmen, Überschwemmungen oder Dürren die Sterblichkeit zusätzlich zum temperaturbedingten Anstieg weiter erhöhen und damit die Lebenserwartung dann sogar zurückgehen lassen.

Abzuwarten bleibt, ob Heubeck bei der nächsten Anpassung der Sterbetafel den bisher noch nicht abgebildeten Corona-Effekten Rechnung trägt und zum anderen aber auch die Folgen des Klimawandels in die Sterbetafeln einfließen lässt.  

Fanden Sie dies hilfreich?

Vielen Dank für Ihr Feedback