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OECD Studie: Blockchain als digitaler Enabler für nachhaltige Infrastruktur 

Wie kann Blockchain zur Finanzierung von nachhaltiger Infrastruktur genutzt werden? Eine gemeinsame OECD und Deloitte Studie zeigt Potentiale der Technologie auf und diskutiert mögliche Anwendungsgebiete anhand von vier Case Studies.

Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit und verlangt nach einer grundlegenden Neubewertung bestehender Infrastruktur. Die Studie erörtert das Potential von Distributed Ledger Technologies (DLT) hinsichtlich der strukturellen Herausforderungen in der Entwicklung von Infrastruktur, vor allem in den Sektoren Energie, Transport und Landwirtschaft. Neben Effizienzpotentialen im Betrieb von Infrastruktur geht sie vor allem auch auf die Freilegung und Orchestrierung von zielgerichteten Klimainvestitionen ein.

Innovationen im Infrastruktur-Bereich, wie z.B. in den Bereichen Mobilität, Energieversorgung oder in der Landwirtschaft, könnten die weltweiten Treibhausgasemissionen deutlich senken. Vor allem neue Technologien spielen hier eine wichtige Rolle, da sie das Potential haben, aktuelle Prozesse und Strukturen neu zu gestalten. Blockchain ist in diesem Zusammenhang besonders interessant – die Technologie ermöglicht es, Transparenz zwischen Stakeholdern über Infrastruktur-Daten herzustellen und somit Effizienz, Standardisierung und möglicherweise neue Geschäftsmodelle voranzutreiben.

 

Blockchain als digitaler Enabler

In Infrastrukturprojekten stellen sich folgende Herausforderungen, die durch Blockchain adressiert werden:

  • Finanzierung: Die Finanzierung von Infrastrukturprojekten ist weitestgehend auf insititutionelle Investoren beschränkt. Durch Tokenisierung von Infrastruktur-Assets kann Blockchain neue Finanzierungsquellen eröffnen und existierende Finanzierungswege besser nutzen.
  • Transparenz & Abstimmung: Auf globaler Ebene sind Daten oft intransparent, sodass Finanzierungsströme oder Maßnahmen nicht hinreichend verfolgt werden können. Blockchain-Lösungen können Transparenz schaffen und somit eine verbesserte Abstimmung zwischen verschiedenen Stakeholdern (z.B. lokalen Regulatoren, internationalen Prüfungs-Organisationen und Marktplätze) ermöglichen.
  • Sensibilisierung & Zugang: Unternehmen und Endkunden sind sich oft nicht bewusst, welche Auswirkungen ihre Entscheidungen auf das Klima haben, oder sehen Hürden bei der Nutzung von klimafreundlichen Alternativen. Durch neue Geschäftsmodelle, die durch die Blockchain-Technologie ermöglicht werden, kann der Zugang zu klimafreundlichen Alternativen für Unternehmen und Endkunden verbessert werden.

 

Case Studies zu Blockchain & Infrastruktur

Folgende vier Case Studies wurden im Rahmen der Studie im Detail beleuchtet:

  1. Dezentrale Finanzierungsplattform
    Infrastrukturprojekte benötigen signifikante Finanzierungen, welche aktuell von insitutionellen Investoren dominiert werden. Durch die Tokenisierung von Infrastruktur-Assets können digitale Tokens geschaffen werden, die leicht zwischen Investoren gehandelt werden können. Dadurch werden neue Finanzierungsquellen für Infrastrukturprojekte erschlossen (z.B. Micro-Investments) und existierende Finanzierungswege effizienter genutzt.
  2. Blockchain-basierter Markt für Emissionszertifikate
    Der Handel von Emissionszertifikaten steht vor verschiedenen Herausforderungen, beispielsweise bei der Nachverfolgung von Zertifikaten, der Verknüpfung verschiedener Systeme oder bei der Einhaltung von vorgeschriebenen Quoten. Die Abbildung von Emissionszertifikaten auf der Blockchain könnte dazu beitragen, dass eine transparente Datenbasis auf globaler Ebene entsteht. Durch die bessere Nachverfolgung und geringere Transaktionskosten kann können der Umlauf von Zertifizierung besser beobachtet, Zertifikate leichter gehandelt und Quotenregeln besser kontrolliert werden.
  3. Blockchain-basiertes Vertragsmanagement (Lifecycle Contract Management)
    Durch häufige Änderungen in Verträgen von Baugesellschaften und der Vielzahl von Subunternehmern in Infrastrukturprojekten ist oft nicht transparent, welche Vertragsversion zu welchem Zeitpunkt rechtlich gültig ist. Missverständnisse führen in diesem Zuge oft zu Rechtsstreitigkeiten und Strafzahlungen. Bei einem “Lifecycle Contract Management” System auf Blockchain-Basis werden alle Vertragsversionen als Hash auf der Blockchain festgehalten, damit von allen Beteiligten transparent kontrolliert werden kann, welche Vertragsbedingungen zu welchem Zeitpunkt gültig waren.
  4. Blockchain als Protocol Layer
    Die Bereitstellung eines zugrunde liegendes liegenden Blockchain-Protokolls würde es Unternehmen und Organisationen ermöglichen, eigene dezentrale Applikationen zu entwickeln. Dies erleichtert das Teilen von Daten zwischen verschiedenen Parteien, z.B. finanzielle Performance, ESG- Kriterien oder Investoreninformationen zu Infrastrukturprojekten. Somit kann erhöhte Transparenz im Bereich Governance, Stakeholder-Alignment und Einhaltung von Standards geschaffen werden.
     

OECD Studie: Blockchain Technologies as a Digital Enabler for Sustainable Infrastructure

Die Studie “Blockchain Technologies as Digital Enabler for Sustainable Infrastructure” wurde im Rahmen von “Financing Climate Futures: Rethinking Infrastructure”, einer gemeinsamen Initiative der OECD, der UN Environment und der World Bank Group, veröffentlicht. Das Deloitte Blockchain Institute hat an der Studie als Co-Autor mitgewirkt.

Die Studie ist hier über die OECD verfügbar.

 

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